Schwingprojekt 2014: Telefoninterview mit Michael Nydegger

Öfters ist es im Leben so, dass kleine Dinge zu Missverständnissen, Unmut oder gar Zweifeln führen können. So geschehen nach dem Versenden meiner vier Frageblöcke an den besten Schwinger der Südwestschweizer, Michael Nydegger. Als nie eine Antwort kam, dachte ich mir dabei schon einiges: „Michael ist enttäuscht, dass ich ihn erst auf Drängen seines Verbandspräsidenten in mein Projekt aufnahm, oder er will schlicht und einfach nicht mitmachen bei meinem Projekt.“ Komplette Fehlanzeige! Der Grund war so simpel, dass ich laut lachen musste. Michael erklärte mir in breitestem „Seisler-Dialekt“: „Ich habe zuhause gar kein Internet! Und auch sonst bin ich nicht so der PC- und Internetmensch.“

Deshalb vereinbarten wir vor zwei Tagen ein Telefonat, wo wir gemeinsam die Fragen durchgingen, welche ich den anderen vier Schwingern seit Beginn meines Projektes schon in vier Blöcken stellte und hier veröffentlichte.
Eine gute halbe Stunde telefonierten wir zusammen, und ich erfuhr so einige interessante Dinge über den routinierten Sennenschwinger aus dem kleinen SWS-Teilverband.


Michael Nydegger:

Block 1 vom Start im Frühling (5.4.2014):

Frage 1: Wie verlief deine Vorbereitung auf die Saison 2014?
Sie ist ganz optimal verlaufen. Den Herbst und Winter durch konnte ich eine gute Basis legen und an meiner Technik feilen. Denn: „Die Kränze holt man im Winter.“

Frage 2: Auf was hast du im Wintertraining ein spezielles Augenmerk gelegt?
Ich legte ein Augenmerk auf die technischen Aspekte im Schwingsport, um meine Schwünge zu verfeinern und besser noch miteinander kombinieren zu können.

Frage 3: Wie sehen deine Ziele für die neue Saison aus?
Als Minimalziel möchte ich die Kränze holen, welche ich kann. Zudem möchte ich jeweils eine gute Leistung zeigen, und um den Tagessieg mitschwingen können. Aber das ist vielfach sehr schwierig.

Frage 4: Wie schätzt du deinen momentanen Formstand ein?
Stand anfangs Juli: Rein körperlich bin ich tipptopp „zwäg“, und schwingerisch bin ich gut drauf. Ich kämpfe aber mit kleinen Blessuren, wegen denen ich auch schon ab und zu ein Training auslassen musste. Ich bin aber im Grossen und Ganzen zufrieden.

Wegen diesen kleinen Blessuren, oder „Breschten“ wie sie Michael nannte, nimmt er nicht am Innerschweizerischen teil. So wie er mir erklärte, schwingt er wahrscheinlich am Nordwestschweizerischen Teilverbandsfest: „Das ist aber noch nicht sicher, da ich jenes Fest schon zweimal bestritten habe.“

Block 2 (10.5.2014):

Frage: Wie sehen die Ess- und Trinkgewohnheiten von dir während eines Schwingfestes aus?
Sie sind ganz einfach. Ich probiere in der Woche vor dem Schwingfest viel und gut zu essen. Dabei nehme ich die nötigen Kohlenhydrate und Vitamine zu mir.

Am Samstag, also einen Tag vor dem Schwingfest, esse ich relativ viel. Am Sonntag während dem Schwingfest hingegen esse ich nicht allzu viel.

Am Tag des Schwingfestes stehe ich relativ früh auf. Während dem Tag esse ich vor allem Bananen und Milchschokolade. Vom Festbankett esse ich sehr selten. Wenn es Teigwaren gibt, esse ich eine kleine Portion davon. Auf Fleisch und Gemüse verzichte ich aber.

Während eines Schwingfestes trinke ich isotonische Getränke. Die Trinkmenge bewegt sich zwischen zwei und drei Litern, und ist auch abhängig von den Aussentemperaturen.

Block 3 (31.5.2014):

Frage 1: Wie geht es dir?
Die Antwort zu dieser Frage handelten wir im Block 1 bei der Frage vier ab.

Frage 2: Wie sieht deine Zwischenbilanz nach den bisherigen Kranzfesten aus?
Ich bin sehr zufrieden. Ich bestritt bisher drei Kranzfeste und holte an zweien den Kranz (Neuenburger und Luzerner Kantonales). Das Neuenburger Kantonale konnte ich gewinnen.
Am Schwarzsee verpasste ich leider den Kranz, weil ich im sechsten Gang in einen Konter gelaufen bin und verlor.

Frage 3: Wie bereitest du dich mental auf ein Schwingfest vor?
Am Samstag, also einen Tag vor dem Fest, probiere ich mich vom Schwingen abzulenken. Ich arbeite dann auf einem Bauernbetrieb eines Kollegen oder meines Onkels mit, und verrichte dabei leichtere Arbeiten. Ich halte mich so in der Natur auf.

Am Vorabend stelle ich mich kurz auf meinen Gegner ein, wenn er schon bekannt ist. Während etwa 15 Minuten visualisiere ich mir diesen Gang.

Während den Schwingfesten „klopfe“ ich zur Auflockerung zusammen mit meinen Kollegen Sprüche.

Ich versuche während des Wettkampfes nicht allzu viel zu studieren. Vor einem Gang fokussiere ich mich auf den Gegner, visualisiere mir den Gang und dann wird geschwungen – fertig!

Block 4 (Juni 2014)

Frage 1: Welchen Beruf hat du erlernt?
Ich habe Maschinenbauingenieur gelernt. Erst besuchte ich während vier Jahren das Kollegium Gambach in Freiburg und legte dort die Matura ab. Dann ging ich an die HTA (Hochschule für Technik und Architektur) Freiburg und studierte dort Maschinenbau. Im Herbst 2010 schloss ich mein Studium ab.

Frage 2: Was arbeitest du derzeit, und zu wie vielen Prozent?
Bis Ende Mai arbeitete ich als Maschinenbauingenieur und machte dann einen Stellenwechsel. Ich arbeite derzeit bei meinem Onkel auf einer Alp. Dort betreue ich die Tiere und helfe ihm beim Hausbau.
Nebenbei bearbeite ich noch zwei oder drei eigene Projekte im Bereich Maschinenbau.

Im Herbst gehe ich dann wieder auf meinen angestammten Beruf zurück.

Frage 3: Was für Hobbys hast du noch neben dem Schwingsport?
Hobbys, gute Frage! Die Landwirtschaft interessiert mich sehr, und ich helfe gerne mit. Zudem bin ich sehr interessiert am Maschinenbau, und habe so quasi das Hobby zum Beruf gemacht. Ich helfe zudem auch bei Lohnunternehmen aus.

Ich reise gerne, und war in den letzten zwei Jahren für jeweils vier Wochen in Kanada. Beim ersten Mal machte ich eine Art „Fahrt ins Blaue“: Ich hatte nur ein Flugticket und etwas Geld dabei, und flog nach Calagary. Ich landete schliesslich auf einer Farm und fuhr dort einen Mähdrescher.

Weiter habe ich es auch gerne gemütlich und bin oft mit meinen Kollegen zusammen.

Zudem bin ich sportbegeistert: Fussball, Eishockey, Leichtathletik und Sport allgemein interessieren mich sehr.

Neben dem Durchgehen der Fragen interessierten mich auch sprachliche Begebenheiten von Michael Nydegger. Ich erfuhr von ihm, dass Michael deutschsprachig aufgewachsen ist und sein Maschinenbau-Studium zweisprachig absolvierte.

Nydegger schwingt für den Schwingklub Sense, einer der beiden deutschsprachigen Klubs in der Südwestschweiz. Die anderen Schwingklubs sind französischsprachig.
Auf die Frage, wie gut er sich mit den französischsprechenden Schwingkollegen unterhalten könne, meinte Michael: „Eine Standard-Unterhaltung mit ihnen geht recht gut.“

Ich bedanke mich bei Michael für seine Zeit und das Beantworten meiner Fragen! Für mich ist er eine Bereicherung meines Schwingprojektes, und ich kann nun alle fünf Verbände mit je einem Schwinger abdecken.

In nächster Zeit möchte ich kleine Porträts mit den fünf Schwingern machen. Dabei möchte ich sie persönlich besser kennen lernen und beim Gespräch mehr von ihnen erfahren. Diese kleinen Porträts plane ich ab jetzt, und hoffe, dass ich bis zum Kilchbergschwinget alle fünf aufgeschaltet habe.
Mit Michael Nydegger beispielsweise habe ich vereinbart, dass ich ihn auf der Alp besuchen werde.

Mit Schwingergruss
feldwaldwiesenblogger

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