Alex Frei’s angekündigter Rücktritt aus der Nationalmannschaft auf Ende Saison 2010/11 wirft für mich viele Fragen auf. Wieso tritt der Captain nicht gleich zurück? Ist da ein fauler Kompromiss getroffen worden, wie der „Blick“ vermutetete? Oder lässt sich Frei ein Hintertürchen offen, um quasi nächsten Sommer den Rücktritt vom Rücktritt zu erklären, wie die „NZZ“ meinte? Welche Rolle spielen dabei Hitzfeld, seine Nati-Teamkollegen und der FC Basel? Viele Fragen, allzu viele.
Meines Erachtens hat dabei Hitzfeld vorgängig entscheidende Fehler gemacht. Angefangen bei der Fussball-WM: Als Frei sich vor dem Abflug zur WM verletzte und ihn der Nati-Coach bereits einige Zeit später wieder einsetzte. Dies war beim entscheidenden zweiten Spiel an der WM, gegen Chile. Erstens hätte man der Elf vertrauen sollen, welche Spanien schlug („Never change a winning team!“). Zweitens war Frei’s Verletzung offensichtlich noch nicht ausgeheilt. Und drittens führte dies wahrscheinlich innerhalb der Mannschaft zu Spannungen, da Frei‘s Vorzug einige fitte Spieler sicher nicht verstanden. Sicher, Alex Frei ist ein vorbildlicher Fussballspieler, da gibt es nichts auszusetzen. Aber der Nationalmannschaft nützt nur ein fitter Frei. Da tat ihm Hitzfeld keinen Gefallen.
Weiter ging es bei den ersten EM-Quali-Spielen, wo Frei einfach nie den Tritt fand. Wieso stellte ihn der Coach trotzdem jedes Mal auf, wo ihm doch eine Pause sicher besser getan hätte. Wetten, dass Frei seinen Rücktritt nicht angekündigt hätte, wenn ihn Hitzfeld wegen Unterform mal draussen gelassen hätte. Es wäre eventuell gar nie zu solch wüster Pfeifferei gekommen. Nichts desto trotz sind jene Pfeiffer selber die grössten Pfeiffen!
Es kommt einem dabei auch die Frage auf, ob Frei sich jeweils selber nominiert hat. Zudem sind innerhalb der Nationalmannschaft sicher nicht alle „Frei-Fans“. Einige haben wohl manchmal Mühe mit seiner zuletzt oft gesehenen «verbissenen» Art.
Man sah zuletzt bei Champions- und Super-League-Spielen aber auch, wie torgefährlich er immer noch ist. Vielleicht hat die Torhemmung in der Nati auch etwas mit falsch gemeintem Vertrauen von Hitzfeld gegenüber Freit zu tun. Vertrauen in einen nicht fitten Spieler. Vielleicht hätte ihn Fink bei solchen Voraussetzungen gar nie spielen lassen.
Vielleicht auch Vertrauen in einen Captain, dem diese Bürde dann und wann über den Kopf gewachsen ist. Vielleicht sollte er in der Nati auch nicht Captain sein, wie beim FC Basel, wo er es nämlich nicht ist.
Denn dieses Captain-Amt wird öfters viel zu stark aufbewertet. Dies kann einen Spieler unter solchen Druck setzen, dass er seine Leistung nicht mehr voll abrufen kann.
A propos Captian: Der „Blick“ meinte gar, dass es einfach keinen geeigneten Captain-Nachfolger im Nationalteam gäbe. Wirklich? Was muss denn dieser Captain für Eigenschaften mitbringen? Muss er vor allem medienkompatibel sein? Ich habe da so meine Zweifel.
Alex Frei hat sich nach dem gellenden Pfeifkonzert beim letzen Spiel der Schweizer Nationalmannschaft im „Joggeli“ Zeit gelassen. Er hat sich seinen Entscheid wohl nicht leicht gemacht. Er sprach sicher mit vielen, allen voran mit Hitzfeld, Fink vom FCB und einigen Nati-Spielern. Dabei hat Frei sicher enorm mit sich selbst gerongen. Rausgekommen ist ein „komischer“ Entscheid. Gar ein Kompromiss, geschmiedet mit den verschiedensten Parteien, eingefädelt von Ottmar Hitzfeld? Tönt irgendwie nach Politik. Sportpolitik?
Ich bin mir aber (fast) sicher, dass ich mit meinen Überlegungen nicht so danebenliege.
Bis bald!
feldwaldwiesenblogger