Bayerns Verpflichtung von Guardiola birgt Risiken. Ich bin skeptisch…

Man sollte nicht nur Sport konsumieren, sondern auch selber ausführen. Dies tue ich in letzter Zeit wieder vermehrt, am liebsten einfach zu Fuss. Neben meinen Joggingeinheiten unter der Woche (etwa dreimal) laufe ich auch sonst gerne durch Gottes Natur.
So war ich gestern auf dem Kinzig Kulm (siehe Beitrag von gestern), und plante für heute eigentlich eine Wanderung vom Sahli auf die Glattalp. Auf der Glattalp hätte ich dann noch gerne den See umrundet, bevor’s bei Kollege W sicher einen Kaffee und etwas Kühles gegeben hätte.

Morgens um halb sechs erwachte ich bereits, und stellte fest, dass ich ziemlich schwere Beine von der Kinzig-Tour her hatte. Meine Wenigkeit kämpfte sich aus dem Bett, schlurfte zum Briefkasten und las die Zentralschweiz am Sonntag. Darin entdeckte ich unter anderem folgenden Artikel:

In diesem Artikel geht es nicht nur um die Vernachlässigung der Muskulatur, sondern generell um den Aufbau einer Grundfitness und Grundkondition.
Da kamen mir meine schweren Beine wieder in den Sinn. Ich dachte mir: Jetzt musst du dir «unten raus» erst eine richtige Grundkondition antrainieren, bevor du gleich Samstag und Sonntag auf den Bergen rumkraxeln kannst. Denn mit dem regelmässigen Joggingtraining erlange ich keine Basiskondition für mehrstündige Wanderungen. Einstündige Jogging-Läufe reichen vermutlich für nicht viel mehr als gut zweistündige Wanderungen.

Deshalb stellte ich mein Sonntagsprogramm um, und plante eine leichtere Laufeinheit.
Nach dem Verzehr eines Müeslis ging es mit dem Auto Richtung Bisisthal, genauer gesagt zur Zwingsbrücke. Dort stellte ich mein Auto ab, und lief Richtung Sahli, die ich gut 90 Minuten später erreichte. Dabei fühlte ich mich gut und die Beine wurden leichter und leichter.
Beim runter laufen spürte ich die Beinmuskeln natürlich schon wieder, aber nie so stark wie gestern nach der Kinzig-Tour.

Was will ich damit sagen: Man sollte halt schon auf seinen Körper hören, und nicht nur mit dem «Grind» durch die Wand respektive harte Leistungen anpeilen, welche der Körper nicht verträgt. Das werde ich in Zukunft gemäss obigem Zeitungsartikel auch beherzigen, und mir als Mittvierziger auch ein angepasstes und regelmässiges Ausdauer-Lauftraining verpassen. Zudem soll das Laufen, welches ich viel lieber tue als Velofahren, auch Freude bereiten.
Bei dem Ausdauertraining strebe ich eine Kondition an, mit der ich problemlos vier- bis fünfstündige Wanderungen absolvieren kann. Zudem kann es auch meinem «Übergewicht» nicht schaden, dass gut und gerne 10 Kilo verlieren dürfte.

So, hoppla, jetzt bin ich aber noch gar nicht beim Thema zum heutigen Titel «Bayerns Verpflichtung von Guardiola birgt Risiken. Ich bin skeptisch…» gelandet.
Denn mein morgendliches Lauftraining, welches ich mit guter Musik in den Ohren absolvierte – Scorpions, Gotthard, Dokken und The Winery Dogs (eine neue Band mit Mike Portnoy, Billy Sheehan und Richie Kotzen, absolut empfehlenswert!) – brachte mich richtig zum Schwärmen. Ausgelüfteter Kopf und fast keine schmerzenden Beine. Es müssen nicht immer Mammut-Touren sein: Wichtig ist doch, dass man sich in der Natur bewegt, und dabei Spass hat!

Pep Guardiola, Bayerns neuer «Übercoach».
Kollegen von mir wissen, wie ich über die Verpflichtung von «Pep» denke. Ich bin skeptisch und alles andere als euphorisch. Noch hat der Katalane keinen «richtigen» Titel (der Uli Hoeness-Cup zählt ja wohl bloss als halber) mit den Bayern gewonnen. Der Hype um den «Superstar» aus Spanien ist aber riesig. Und riesig ist wohl auch der Druck, der auf Guardiola lastet und lasten wird.
Die Übersaison 2012/13 mit Jupp Heynckes wird so schnell nicht erreicht werden. Ich lasse mich zwar gerne Lügen strafen, habe aber nicht unbedingt das beste Bauchgefühl beim Neustart mit Guardiola.
Schon die Verpflichtung von Klinsmann nach einer wirklich tollen 2006er-WM mit der deutschen Nationalelf war ein Risiko. Anderes Team, andere Philosophie(n). Ich ziehe deshalb Parallelen zwischen Klinsmann und Guardiola. Beide kommen und kamen von ganz anderen Welten, und trafen beim „FC Hollywood“ auf eine eigene und teils verschrobene Welt.
Klinsmann scheiterte beim Versuch, neuartige und teils fussballfremde Trainingsmethoden einzuführen. In München herrscht aber ganz einfach eine gewisse (zuweilen auch stolze) Grundphilosophie, welche kein Trainer der Welt über den Haufen schmeissen kann.
Ottmar Hitzfeld hat dies einst erkannt und war damit sehr erfolgreich in München. Diese Erkenntnis hatte auch Jupp Heynckes, und war damit noch erfolgreicher als unser Naticoach.

Pep strebt nun eine Art Tikki-Takka auf bayrisch an, also eine ganz andere Spielphilosophie als bisher. Wieso eigentlich? Die Bayern waren mit ihrer so typischen Spielweise sehr erfolgreich und könnten eigentlich ohne Probleme so weiter machen.
Stattdessen versucht der neue Trainer nun den Spielern eine grundsätzlich andere Spielweise aufzudrücken. Dies gelang den Bayern bei den bisherigen Testspielen ohne grössere Probleme. Kein Wunder: Denn die Gegner waren bis anhin eh keine richtigen Prüfsteine. Selbst die B- respektive C-11 von Barcelona beim besagten «Uli Hoeness-Cup» vermochte die Bayern nicht vor ernsthafte Probleme zu stellen.
Man sah aber schon bei jenem Spiel, dass gewisse Spieler die grösste Mühe bekundeten, die Spielweise von Guardiola in die Tat umzusetzen. Da passierten von sonst stilsicheren Spielern Fehlpässe am Laufmeter. Zum Glück waren die Spanier wegen einigen gewichtigen Absenzen (noch) kein harter Brocken. Zudem befinden sich die Katalanen noch nicht so lange im Training für die neue Saison.

Der gestrige Supercup im Signal Iduna-Park zu Dortmund lieferte da doch bessere Erkenntnisse zum aktuellen Stand der «neuen» Bayern. Und der ist in meinen Augen schon etwas besorgniserregend. Die Dortmunder praktizieren in etwa die gleiche Spielweise wie vergangene Saison, und waren gestern einfach in allen Belangen stärker.
Die Bayern hingegen hatten auf verschiedenen Positionen und bei verschiedenen Szenen die grösste Mühe.

So beobachtete ich den wirbligen Shaqiri, der in meinen Augen ein Lieblingsschüler von Pep sein wird oder schon ist. Der lern- und wissbegierige Schweizer machte aber bei einigen Szenen nicht die beste Figur. So schlug er Pässe in leere Räume, wo gar kein Bayernspieler stand, oder lief Laufwege, die schlicht nichts brachten. Dies sind Indizien dafür, dass Shaq ein williger Schüler ist, die Philosophie von Pep aber noch nicht begriffen hat.
So ging es auch anderen Bayernakteuren, welche teilweise auch so (hilflos) spielten wie Shaqiri. Das merkte man dem Spiel denn auch an: Die Dortmunder nutzten diese Unsicherheiten gnadenlos aus, und schossen den Bayern vier „Buden“ hinten rein.

Diejenigen Spieler, welche sich nicht gross um die neue Spielphilosophie scheren, machten eine ordentliche Partie. Allen voran Robben, welcher den Dortmund-Komplex endgültig abgelegt hat und die beiden Bayern-Tore gleich selber machte.
Zu diesen Spielern gehört sicher auch Franck Ribery, welcher gestern aber nicht eingesetzt wurde.

Es bleibt noch eine Woche (DFB-Cuprunde) respektive zwei Wochen (Meisterschaftsbeginn) Zeit bis zum eigentlichen Beginn der Saison. Auch sind noch einige Spieler nicht im Training oder Kader (Götze, Martinez). Die Bayern-Verantwortlichen dürfen sich (immer noch) über den Pep-Coup freuen und zurücklehnen.
Trotzdem, es stellen sich mir Fragen: Ist Pep Guardiola wirklich der richtige Trainer für die Bayern? Kann er seine Tikki-Takka-Philosophie in Bayern an den Mann bringen? Führt sein Rotationsprinzip («Es gibt keine Stammspieler mehr!») nicht früher oder später zu einem grundlegenden Problem, nämlich: Dass es keine eingespielte Elf mehr gibt, welche in der Championsleague problemlos über die erste Runde kommen wird und dann selbst einen Achtelfinal überstehen kann?

Ich meine, für die meisten Gegner in der Bundesliga wird auch ein «Tikki-Takka»-übefordertes Bayern noch gut genug sein. Aber was ist mit Gegnern wie gestern Dortmund, aber auch Schalke und Leverkusen aus der Bundesliga? Und erst recht mit Gegnern wie Real Madrid, Manchester United, Chelsea, AC Milan oder ein wieder stärkeres Barcelona?

Die Verpflichtung von Pep Guardiola birgt ganz sicher Risiken. Er bewegt sich mit seiner Spielphilosohie, welche er den Bayern zurzeit versucht zu verordnen, sehr schnell auf dünnem Eis, sollten die Erfolge ausbleiben.
Oder aber er beginnt wie seine Vorgänger Hitzfeld und Heynckes zu begreifen, wie der FC Hollywood tickt. Denn die brauchen nicht eine neue (eventuell langweilige?) Spielweise. Sie hatten schon eine tolle und äusserst attraktive, welche letzte Saison zum totalen Triumph mit dem Triple geführt hat.

Ich lasse mich betreffs Guardiola, wie gesagt, gerne Lügen strafen. Oder einfacher ausgedrückt: Ich lasse mich gerne mit guten Spielen und Siegen vom Gegenteil überzeugen.
Stand jetzt und heute bin ich einfach skeptisch. Erst recht nach der gestrigen Pleite…

Wir werden sehen, wie dereinst Kaiser Franz: «Schau’n mer mal!»

feldwaldwiesenblogger

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