Cuche’s Wahl war auch eine Sympathiebekundung!

Gestern abend wurden wiedermal die Schweizer Sportler des Jahres gewählt. Da ich gestern seit Wochen an einem Samstagabend keinen Auftritt hatte, schaute ich fern und stolperte auch über dieses Ereignis.
Die Wahl der Sportlerin des Jahres war keine Überraschung und fiel relativ deutlich wieder Ariella Käslin zu. Eine logische Wahl.
Die Wahl zum Sportler des Jahres war dann eine enge Geschichte und kurz vor der Bekanntgabe des Resultates entfernte sich Roger Federer das Mikrofon und schwupps, war er aus dem Bild. Die Wahl fiel auf Didier Cuche. Jener war im Studio zu Val d’Isère richtig überrascht und entschuldigte sich als erstes bei Federer. Wie Cuche weiter sagte, hätte er Federer gewählt.
Aber wie konnte das geschehen? Denn rein sportlich betrachtet, hätte Federer den Titel verdient. Das Wohlprozedere sieht vor, dass eine Fachjury zuerst wählt. Deren Stimmengewicht beträgt 50 Prozent. Die anderen 50 Prozent kommen vom „telefonisch votenden“ Volk. Dieses „Volk“ gab letztendlich den Ausschlag und wählte in ihren Augen einfach den Symphatischsten. Dies ist in meinen Augen tatsächlich auch Cuche. Seine Bescheidenheit, sein Wille, sein Kämpferherz, seine Zielstrebigkeit überzeugten das „Volk“. Die aufgezählten Eigenschaften sind nämlich des Schweizer liebsten Tugenden, und diese verkörpert der natürliche und bescheidene Waadtländer einfach wie aus dem Lehrbuch. Hinzukommt, dass er im Sport nicht zu den absoluten Topverdienern zählt. Denn Federer und Cancellara müssten vom Palmares dieses Jahres vor ihm liegen. Aber beide verdienen mit ihrem Sport mehr oder im Fall von Federer um einiges mehr als Cuche. Dieser Punkt war bei der Wahl garantiert auch ein Faktum.
Da ich die ganze Geschichte von gestern abend nochmals näher betrachte, hatte ich heute Sonntag nach dem Joggen jrgendwie ein Déjà-vu-Erlebnis. Wieder stimmte das „Volk“ anders. In diesem Fall anders als die Fachleute. Denn viele Menschen in diesem Land sind einfach wirklich noch «Gefühls-Menschen» und stimmen aus einem Bauchgefühl heraus ab. Was soll daran so falsch sein? Ich will jetzt nicht wieder die Minarett-Abstimmung hervorkramen. Tatsache aber ist und bleibt, dass bei vielen Fragen der Kopf und der Bauch oft anders entscheiden.
Ich gebe zu, wenn ich „gevotet“ hätte, ich hätte Federer meine Stimme gegeben. Aber wieso eigentlich? Weil mein Kopf sagt, der Bursche hat dieses Jahr zwei wichtige Grand-Slams gewonnen und weitere wichtige Erfolge verbucht, u.a. das Zurückholen der Nr. 1. Sein Bankkonto wurde aber auch um etliche Millionen beschwert.
Der Roger hat sicher auch seinen Charme, aber sein vieles Geld und sein weltmännisches Auftreten ist halt doch nicht immer die Sache des Schweizer Volkes. Die sehen lieber einer der ihren: bodenständig, einfach, bescheiden und nicht mit einem allzu dicken Bankkonto.
In diesem Sinne gratuliere ich herzlich Didier Cuche. Ich mag es ihm von Herzen gönnen, denn mein Bauch hätte auch ihm die Stimme gegeben.

feldwaldwiesenblogger

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