Das Meisterstück des FC Bayern

Gestern Samstag ging’s mit dem Bayern München Fanclub Zürich wieder mal an ein Spiel nach München. Auf dem Programm stand Fortuna Düsseldorf, ein Aufsteiger.
Beim Einsteigen in den Kleinbus vernahm man Töne wie: «Das wird heute für die Bayern sicher eine Art Trainingsspiel». Selbst meine Wenigkeit tippte auf ein klares 4:0, und das erste Bayern-Tor bereits nach 5 Minuten.
Das es anders kam, wissen wir ja nun bereits…

Der Tag startete frühlingshaft mild, und mit viel Sonnenschein. Man erblickte bereits wieder den einen oder anderen T-Shirt-Träger. Nach dem harten und schneereichen Winter eine Wohltat.

«You’ll never walk alone» gilt auch für den FC Bayern München. Match für Match pilgern jeweils so durchschnittlich 2 Kleinbusse à 9 Leute von Zürich aus an die Heimspiele und die Auswärtsspiele der Münchner. Ein 9-Plätzer ist ja im Besitz des Fanclubes, und feierte unlängst seinen 1-jährigen Geburtstag. Er soll scheints schon gut 34’500 Kilometern auf dem Buckel resp. seinen Rädern haben. Gratulation!

Auf der Hinfahrt wurde geplaudert, Musik gehört und auch Zeitung gelesen. So sah man in einer Boulevard-Zeitung die Frage der Woche: «Wer ist das Pudding-Gesicht, das mit der Bombe spielt?»
Traurig genug, dass ein Land wie Nordkorea, dessen Bevölkerung hungert und im Elend lebt, so einen Fettsack als Staatsoberhaupt hat. Die Schweizer sollten sich auch was schämen, verbrachte Kim Jong-un doch einige Zeit in einem Berner Internat.

Es wurde aber auch rumgealbert. So erklärte uns ein 9-jähriger Knirps, was die Abkürzungen der Schweizer Autoschilder bedeuten: ZH = Zwenig Hirni, SH = Schweine Hund, und AG = Arschgesicht. Ein Gelächter ging durch den Bus, man ist doch nie ausgelernt! Zürcher, Schaffhauser und Aargauer bitte nicht ernst nehmen, das war nur Spass eines Schülers!

Am frühen Nachmittag, gegen halb Zwei, waren wir in München, und schritten ans Ort des Geschehens, in die Allianz Arena. Beim Berni, Bayern Münchens Maskottchen, sah man auch den fussballerischen Nachwuchs. Denn keiner ist zu klein, ein Münchner Fan zu sein!

Nach einer Stärkung und einigen interessanten Gesprächen im Paulaner Fantreff gings dann auf die Plätze in die Arena.
Ein bewölkter Himmel, bei immer noch angenehme Temperaturen begleiteten die Fussballer beim Aufwärmen. Aus Schweizer Sicht musste man leider feststellen, dass Shaqiri bei den Reserven mittat. Zudem war Robben wegen einer Wadenverhärtung gar nicht im Kader, und Heynckes schonte Dante und Martinez.
Ein guter Fussballnachmittag konnte also beginnen…

Die Bayern waren bald schon (wieder) Herr der Lage, und begannen die gut organisierten Düsseldorfer einzukreisen.
Aber sieh an, sieh an: Augenreibend nahm man in der 16. Minute zur Kenntnis, dass die Fortuna bei ihrer ersten Chance mit 1:0 in Führung ging. Unglaublich!

In der Folge waren die Bayern aber meist in der Platzhälfte der Düsseldorfer auszumachen. Sie drückten auf einen möglichst raschen Ausgleich, welcher aber bis kurz vor der Pause ausblieb. So machten einige Bayern-Akteure, allen voran Captain Philipp Lahm, ungewöhnliche viele Fehler und zeigten etliche nervöse Aktionen. Die Bayern-Fans mussten bis zur 45. Minute warten, ehe Müller endlich ausglich.
Nach der ersten Halbzeit musste eine Bockwurst und ein Bier her.

Nach der Pause ging’s im ähnlichen Stil weiter: Die Bayern drückten, die Tore blieben aber aus. In der Folge sah man deutlich, dass die Fehler der ersten Halbzeit nicht mehr passierten. Die Bayern spielten leidenschaftlich nach vorn, und erspielten sich Chance um Chance. Das Tor der Düsseldorfer war aber wie vernagelt.
Es bestand höchste Herzinfarkt-Gefahr, denn zu allem Übel und Elend kam noch das 2:1 der Düsseldorfer in der 71. Minute.
Wo war aber Shaqiri, unser «Schweizer»?

Unser Kraftwürfel wärmte sich während der zweiten Halbzeit vor der Südkurve auf (im roten Kreis), und durfte endlich ab der 70. Minute mittun. Tatenlos musste der eben erst Eingewechselte das Gegentor nach der zweiten Chance der Fortuna mitansehen.
Die beiden Gegentore der Düsseldorfer waren übrigens erst die Gegentore 9 und 10 der diesjährigen Meisterschaft!

Die Münchner kämpften aber (zum Glück) weiter, und konnten relativ rasch in der 73. Minute durch meinen Lieblingsspieler Ribéry ausgleichen. In der Folge machten die Bayern weiter viel Dampf, kämpften verbissen um jeden Ball und feuerten aus allen Rohren. Das waren insgesamt gut und gerne gegen 12 glasklare Chancen, die der FCB während des gesamten Spieles ausliess. Etwa auf so viele Ecken brachten sie es zudem. Das zeigt, wie offensiv gespielt wurde.

In der 86. Spielminute kam dann endlich die Erlösung: Jerome Boateng brachte den Ball endlich im Netz unter. Was für eine Erlösung! Die Bayern liessen in der Folge nichts mehr anbrennen, und gewannen verdient mit 3:2.

Der «Stern des Südens…» konnte nun freudig angestimmt werden, und die Spieler kamen dankend zu ihrem Anhang an die Südkurve.
Für mich war das gestern das sogenannte «Meisterstück des FC Bayern»! Denn wie Klubchef Rumenigge nach dem Spiel sagte: «Möglicherweise hätten wir so ein Spiel im letzten Jahr nicht gewonnen.» Dieses Jahr aber tun sie’s, und darum haben sie jetzt (Schalke sei Dank!) 20 Punkte Vorsprung auf den Verfolger Dortmund.

Desweiteren war es eine spannende Angelegenheit, und alles andere als ein Trainingsspiel. Ich würde mal sagen: Das sich Zurückkämpfen nach zweimaligem Rückstand hat den Charakter der Mannschaft weiter gefestigt, und ihnen aber auch gezeigt, dass man jeden Gegner ernst nehmen muss. Auch einen Aufsteiger.

Noch ein Wort zu Xherdan Shaqiri: Er hatte ein paar gelungene Aktionen, aber ansonsten lief das Spiel ein wenig an ihm vorbei. Ihm fehlt eindeutig die Spielpraxis. Ich hoffe einfach, dass die ihm auch gewährt wird.

Nach dem Spiel gings dann bald wieder zurück in die Heimat. Mit der Erkenntnis, dass Bayern dieses Jahr garantiert nicht mehr nur überall Vize-Meister werden wird.

Heute Morgen fand ich «bayern-technisch» noch einen kleinen Schnipsel in der Zentralschweiz am Sonntag. Thomas Strunz, ehemaliger Bayern-Profi («Was erlauben Strunz?»), könnte demnächst als neuer Sportdirektor beim FC Luzern installiert werden.

Gut tun täte der Ex-Bayer den Luzernern alleweil: Gestern schaute im Abstiegskampf gegen Servette nur ein mageres 1:1 heraus. Immerhin sollen sie in der zweiten Halbzeit «wie befreit» aufgespielt haben, und sich etliche Chancen (wie die Bayern gegen Düsseldorf) erspielt haben.
Ob Strunz in der Pause in der Kabine war, und den Luzernern den Schlendrian ausgetrieben hat?

feldwaldwiesenblogger

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