Davos Sounds Good 2013


Davos Sounds Good 2013, das ver-rückte Jazzfestival der Alpen, findet heuer bereits zum 13. Mal statt. Ich selber, nun auch schon zum dritten Mal dabei, war von Mittwochabend bis Freitagnachmittag an diesem wunderschönen Anlass in Davos.


Meine Lieblingsband des dies- und letztjährigen Festivals, The Fallen Heroes, eröffneten für mich am Mittwochabend im Garden Inn des Hilton.
Die fünfköpfige Band aus England, um das Gebrüderpaar Emile und Ben Martyn, spielen nach eigenen Angaben «Music from the Roots of London and New Orleans – Rhythm and Blues, Jazz and Ska».


Tags darauf traten die Briten in der sagenumwobenen Exbar auf. Denn: Jede Band tritt während des Festivals an mehreren Orten auf. Im Beispiel der Fallen Heroes sind das von Dienstag bis Sonntag nicht weniger als acht Auftritte.

Meine Wenigkeit war natürlich wieder vor Ort, und genoss das musikalische Feuerwerk der «gefallenen Helden». Die proppenvolle Bar saugte den New Orleans-Rhythmus der Band auf, und brachte das Publikum in Wallung.


Mein letztes Jahr ernannte drummerische Vorbild, Emile Martyn, wanderte bei seinem Drumsolo durchs Lokal. Dabei bearbeitete er sogar die Gläser und Flaschen hinter der Theke.


In der Exbar sah ich noch ein weiteres Konzert: The Dave Donohoe Band. Die Band, um den über achtzig-jährigen Bandleader Dave Donohoe (ganz rechts an der Posaune), zelebrierte New Orleans-Jazz vom feinsten. Der Engländer ist eine lebende Legende, und spielte unter anderem mit alten Jazzgrössen wie Kid Ory, Punch Miller oder Dizzi Gillespie.

Diese Angaben sind übrigens dem sehr schön gestalteten Programmheft zu entnehmen. Man muss heutzutage ja höllisch aufpassen beim Abschreiben von irgendwelchen Passagen im Internet. Im schlimmsten Fall wird einem noch der «Master» aberkannt, gell Doris…


Dave Donohoe hat zeitlebens wohl nicht (nur) nach der Rock’n’Roller Maxime «Sex, Drugs & Rock’n’Roll» gelebt. Sonst würde er nicht als rüstiger Rentner auftreten und sogar noch wunderschöne New Orleans-Klassiker singen.


Ein Schnappschuss der anderen Art. Über Guido Cairo, dem Pianisten der Dave Donohoe Band, löste sich ein Teil eines HC Davos-Schales. Er erschrak keineswegs, meinte lediglich: «Juventus Turin». Dabei ist der Mann aus Milano…


Man konnte sich sogar hochalpin Musik reinziehen, wie hier beim Berggasthaus Dürrboden auf gut 2000 Metern über Meer, im Dischma-Tal.


Das Michael Alf-Trio trat beim besagten Berggasthaus Dürrboden auf. Das Trio begeisterte mich und die Zuhörer schon vormittags mit jazzigem und bluesigem Boogie-Woogie. Die drei aus München und Umgebung stammenden Musiker waren, wie das Publikum, auch hoch erfreut von der schönen Alpenkulisse.


Die drei filigranen Musiker liessen es sich nicht nehmen, auf den Stufen zum Berggasthaus nur mit Akkordeon, Stehbass und Waschbrett ausgerüstet Jambalaya zu spielen.
Dabei zeigte uns der Drummer im wahrsten Sinne des Wortes seinen Waschbrett-Bauch. Diesen bespielte er mit viel Gefühl und Taktsinn. Ob diese «Waschbrett-Bäuche» so ab Stange zu kaufen sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich hätte übrigens auch Interesse…


Am Nachmittag zog die Pegasus Brass Band aus Italien in die Hawaiibuch am Davoser See ein. Die neunköpfige New Orleans Street-Band spielte gekonnt Traditionals aus den Anfangstagen des Jazz.


In herrlicher Umgebung zogen uns die Musiker aus Mailand in ihren Bann. Sie zeigten, dass man Gottes wunderschöne Natur auch ohne Verstärkeranlage beschallen kann.


Papa Binnes Jazzband, um den Trompeter Lutz Binneboese, besuchte ich in der Chämi-Bar. Die am 11. November 1959 gegründete Band spielten Dixieland, Blues, Swing und verjazzte Schlager.
Als «Special-Instrument» baut diese deutsche Formation sogar eine Querflöte in ihre ausgeklügelten Arrangements ein.


Als zweite Attraktion hat Papa Binnes Jazzband einen singenden Banjo-Spieler. Der Viersaiten-Akrobat trug in perfektem Italienisch und Englisch den verjazzten Schlager «Buonasera Signorina» vor.


Passend zum Jazzanlass traf ich an einer Davoser Strasse auf dieses «Grümpel-Auto». Das mit Luzerner Kennzeichen versehene Vehikel brachte wie die Jazzer auch seine verstaubten Perlen mit nach Davos.


Ein weiterer Höhepunkt meinerseits war die Maryland Jazzband of Cologne. Die aus Köln stammende Band wurde ebenfalls 1959 gegründet, und spielt wunderschönen Schwarzen New Orleans-Jazz. Die wichtigsten Vorbilder der Band sind die aus der Nachfolge der Bund Johnson Band entstandenen Preservation Hall Bands.
Die siebenköpfige Band verstand es, mich sowohl am Hildering wie auch beim Seehof-Konzert in ihren Bann zu ziehen.


Auszug aus der bandeigenen Homepage: «Mit John Defferary wurde im Oktober 2011 ein Spitzenklarinettist für die Band gewonnen, der sich wie kaum ein anderer in der Welt des New Orleans Jazz auskennt.»
Dieser John Defferary spielte denn auch von von August 1998 bis November 2006 bei der Chris Barber Jazz & Blues Band, dem wohl wichtigsten weissen Vertreter des alten Jazz.


Walter Weber und Gigi Marson bildeten für mich am Freitagnachmittag den Abschluss des diesjährigen Davos Sounds Good. Wie ich meine, sehr feierlich, in der Theodul Kirche Davos Dorf. Die beiden tollen Musiker spielten während einer guten Stunde Hymnen und Spirituals, und dies nur mit Klarinette und Kirchenorgel.


Walter Weber, der zusammen mit seiner Frau Madeleine Weber die musikalische Leitung des Davoser Festivals inne hat, kam gegen Ende des Konzertes mit seiner Klarinette die knarzende Treppe hinunter.
Voller Inbrunst trugen er und Gigi Marson die wunderschönen Lieder in der akkustisch sehr guten und praktisch vollbesetzten Kirche vor.

Ich freue mich jetzt schon auf das Davos Sounds Good 2014!

feldwaldwiesenblogger

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