Die Verantwortlichen des Südwestschweizer Schwingerverbandes (SWSV) haben als Letzter der fünf Teilverbände ihr Aufgebot für den Unspunnen-Schwinget bekanntgegeben. Zum 12 Mann-Kader (plus zwei Ersatzschwinger) gehören vier Eidgenossen und acht Teilverbandskranzer. Einzig der Eidgenosse Sven Hofer fehlt verletzungsbedingt. Wie sehen die Erwartungen für den Unspunnen-Schwinget aus? Wie fällt die Saison-Zwischenbilanz aus? Diese und weitere Punkte besprach der Schwinger-Blog mit Christian Kolly, dem neuen SWSV-TK-Chef. Der Freiburger ist seit diesem Januar Technischer Leiter der Südwestschweizer. Kolly hat viel vor mit dem kleinsten Teilverband und erzählte unter anderem, dass er das «Eidgenössische» 2025 bereits jetzt schon im Fokus hat.
Text: Schwinger-Blog
Bild: Christian Kolly
Selektion Unspunnen-Schwinget
Die Liste der selektionierten Schwinger wurde am 14. August publiziert. Die eigentlichen Teamleader sind die fünf aktiven Eidgenossen, angeführt vom Trio Benjamin Gapany, Lario Kramer und Romain Collaud. Von den Eidgenossen fehlt Sven Hofer, welcher sich beim Weissenstein-Schwinget den Ringfinger brach und die Saison abbrechen musste. Kramer kam jüngst beim Walliser Kantonalen aus einer Verletzung zurück und Gapany liess dieses wegen Knieproblemen aus. Romain Collaud und Steve Duplan hiessen die beiden Co-Sieger in Morgins. Sind Stand heute die vier Eidgenossen fit?
«Ja, sie sind fit. Gapany wollte kein Risiko eingehen und verzichtete deshalb auf das Walliser Kantonale. Am Unspunnen-Schwinget ist er aber definitiv dabei.»
Nach welchen Kriterien hast du und dein Team die Selektion vorgenommen?
«Wir haben nicht nur auf die Anzahl der gewonnenen Kränze geschaut. Wir zogen auch die Notenblätter hinzu und beobachteten, wie die einzelnen Schwinger sich mit Eidgenossen schlugen. Zudem war massgebend, wie unsere Schwinger ausserhalb des eigenen Teilverbandes kämpften. Bei Härtefällen haben wir uns im Zweifelsfall für die jüngeren Schwinger entschieden. Dies bereits jetzt schon im Hinblick auf das «Eidgenössische» 2025 in Mollis.»
Unspunnen-Schwinget
Welchen von deinen Schwingern traust du den Sieg zu?
«Wir wissen, dass wir in Interlaken nicht Topfavoriten sind. Mein Ziel ist es, dass wir vor dem fünften und sechsten Gang immer noch vorne mit dabei sind. Für den kleinsten Teilverband ist ein Sieg an so einem Anlass halt schon schwierig. Ein Romand im Unspunnen-Schlussgang wäre eine aussergewöhnlich starke Leistung.»
Bild: benjamin-gapany.ch
Saison-Zwischenbilanz
In der SCHLUSSGANG-Jahreswertung ist mit Benjamin Gapany der beste Südwestschweizer auf Rang elf klassiert. Lario Kramer folgt auf Rang 15, Romain Collaud auf Rang 16. Die nächsten beiden Südwestschweizer folgen auf Zwischenrang 40 und 41: Steven Moser und Steve Duplan.
Die Saison-Highlights können sich dabei durchaus sehen lassen: Die beiden Weissenstein-Kränze von Benjamin Gapany und Andy Murer, der Rigi-Kranz von Johann Borcard, der Schwarzsee-Kranz von Lario Kramer, die Nordostschweizer-Kränze von Benjamin Gapany und Lario Kramer, der Innerschweizer Kranz von Romain Collaud sowie der Schlussgang-Einzug von Benjamin Gapany am Südwestschweizer Schwingfest. Das sind erfreuliche Resultate. Der seit dem ESAF 2019 in Zug eingesetzte Aufschwung hält weiterhin an. Was für eine Saison-Zwischenbilanz ziehst du als Technischer Leiter?
«Ich ziehe eine positive Bilanz. Die vier Eidgenossen Benjamin Gapany, Lario Kramer, Romain Collaud und Steve Duplan teilten sich die Siege in der Südwestschweiz untereinander auf und lieferten sich einen gesunden Konkurrenzkampf. Aber: unsere fünf Eidgenossen konnten einzig am Freiburger Kantonalen gemeinsam antreten. Ansonsten fiel leider immer der eine oder andere verletzt aus. Zufrieden bin ich mit unseren Routiniers Johann Borcard, Steven Moser und Marc Gottofrey. Der ins Wallis gezogene Andy Murer ist eine gute Verstärkung für uns Romands. Weiter kann ich von guten Neukranzern wie Bastien Collaud oder Laurent Tornare berichten. Was negativ ins Gewicht fällt, sind die Anzahl Schwinger an unseren Kantonalschwingfesten. Teilweise traten bloss um die 80 Schwinger an. Das ist einfach zu wenig. Im Oktober besprechen wir das bei einem Anlass mit den einzelnen Schwingklubs. Das Ziel ist, dass mehr Schwinger an den Kranzfesten teilnehmen. Damit wir mehr Kränze abgeben können, und so auch mehr Neukranzer erhalten.»
Als aussenstehender Beobachter konstatiert man, dass in dieser Saison ein eigentlicher Exploit eines Südwestschweizers ausserhalb des eigenen Teilverbandes ausblieb. Wie beispielsweise 2018 der Stoos-Sieg von Lario Kramer. Warum eigentlich?
«Das ist eine gute Frage. Gapany, Kramer und Collaud sind fähig und haben das Zeug dazu. Sie zeigen starke Leistungen. Mit dem notwendigen Wettkampfglück können sie das auch schaffen. Das Problem ist halt auch das Niveau der Trainings in den einzelnen Schwingklubs. Unsere Eidgenossen fahren oft ins Bernbiet ans Training, um mit starken Gegnern schwingen zu können.»
Was wertest du 2023 besonders positiv? Wo hast du das Gefühl, müsste noch der Hebel angesetzt werden?
«Sehr positiv ist, dass unter den Kantonalverbänden keine Rivalität mehr besteht. Es herrscht ein guter Teamgeist und es ziehen alle am selben Strick. Was unbedingt besser werden muss ist die Tatsache, dass bei uns nicht nur die zehn besten Schwinger sehr gut trainieren. Ich möchte diese Anzahl auf mindestens 20 Athleten erhöhen. Die Trainingsqualität soll dabei gesteigert werden. Ich unterstützte die Schwinger bei allen möglichen Dingen, wie zum Beispiel auch bei der Ernährung.»
Verletzungssituation
Wie beurteilst du die aktuelle Verletzungssituation in eurem Teilverband? Welche Teamstützen fehlen nebst Sven Hofer beim Unspunnen-Schwinget?
«Johann Borcard klagte kürzlich über Knieprobleme, sollte aber für den Unspunnen-Schwinget rechtzeitig wieder fit werden. Dorian Kramer, einer unserer Teamstützen, ist leider schon seit längerer Zeit verletzt. Sven Hofer hatte während der Saison Rückenprobleme und musste die Saison wie bereits erwähnt abbrechen. Matthey Mickael fehlt im Unspunnen-Team wegen fehlender Resultate. Er hatte in dieser Saison aber auch mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.»
Bild: RadioFr
Neuer TK-Chef bei den Südwestschweizern
Christian Kolly wurde im Januar an der SWSV-Delegiertenversammlung als Nachfolger von Christian Schmutz zum neuen Technischen Leiter der Südwestschweizer gewählt. Kolly war zuletzt vier Jahre Trainer und Coach beim Südwestschweizer Schwingerverband. Vorher bekleidete der Freiburger verschiedene Ämter. So war er beispielsweise fünf Jahre lang Technischer Leiter Jungschwingen im Kanton Freiburg. Wie verlief die Amtsübernahme?
«Weil ich bereits als Coach im Teilverband gearbeitet habe, kenne ich alle Schwinger sehr gut. Ich führe nun die Arbeit von Christian Schmutz weiter. Mein Ziel ist es, die Kommunikation zu fördern und das Schwingen in der Südwestschweiz weiterzubringen. Weiter möchte ich in der Technischen Kommission ein gutes Arbeitsklima schaffen. Dazu gehört auch die enge Zusammenarbeit mit Stéphane Rogivue, dem Technischen Leiter Jungschwingen.»
Was werden die Schwerpunkte in deiner Amtszeit sein?
«Ich will eine starke Mannschaft fürs ESAF 2025 in Mollis formen. Das Ziel sind dabei auch neue Eidgenossen. Der Unspunnen-Schwinget und das Eidgenössische Juliäumsschwingfest 2024 in Appenzell sind dafür gute Zwischenstationen für mich und mein Team. Wir haben ein sehr junges Team. Das Durchschnittsalter des Unspunnen-Teams beträgt 25 Jahre.»
Wie sieht dein Betreuer-Team aus?
«Es ist ein kleines Team, dazu gehören die drei Trainer Michael Nydegger, Vincent Mosimann und Michel Dousse. Weiter arbeite ich sehr eng mit den TK-Chefs der Kantonalverbände zusammen und ab nächstem Jahr möchte ich in jedem Kantonalverband ein Kaderzusammenzug durchführen. Mich freut zudem, dass der Genfer Kantonalverband wieder dabei ist.»
Wie sah die Vorbereitung für den Unspunnen-Schwinget aus?
«Am Freitag, 18. August führten wir ein letztes Team-Training durch. Dabei erhielten unsere Schwinger die nötigen Informationen für den Saisonhöhepunkt. Wir hatten während der Saison bereits verschiedene Kader-Zusammenzüge. Weiter sind mein Team und ich ständig in Kontakt und sprachen beispielsweise auch an den Schwingfesten über die Trainings-Planung und Gestaltung. Und wie wir die vorhandenen Bedingungen verbessern können.»