Die Affäre Mörgeli ist längst eine Medien- und Parteienzugehörigkeits-Geschichte geworden

«Leichen im Keller des Professors» – Mit diesen scheintoten Vorwürfen wurde im September 2012 eine massive Kampagne gegen Christoph Mörgeli geritten, welche schlussendlich anfangs 2013 in der Entlassung Mörgelis an der Uni gipfelte. Es führte zu einem Mediensturm sondergleichen. Irgendwann kehrte dann (glücklicherweise) wieder eine Phase der Ruhe ein.

Nun hat sie uns wieder, die Affäre Mörgeli. Sie dauert weiter an, und nervt zunehmend. Nach der erwähnten kurzen Pause ist sie auf fast allen Medienkanälen (wieder) omnipräsent. Ich habe seit dem Beginn der Affäre bis heute einiges darüber gelesen. In der Folge verzichte ich aber darauf, nochmals alles aufzulisten. Dies hat zum Beispiel die Weltwoche in einer mehrteiligen Serie schon längst getan.

Ich habe diesbezüglich aber nicht nur die Weltwoche konsultiert. Um mir eine eigene Meinung machen zu können, habe ich mich möglichst über viele Medienkanäle informieren lassen.

Nun zeichnet sich für mich je länger je mehr ein Bild mit Konturen ab. Ein Bild der Parteienzugehörigkeit, sowohl im politischen Sinne, als auch in Bezug zu Christoph Mörgeli.

Grob gesagt gibt es drei Lager. Da sind zuerst die Ankläger. Dazu gehören der Tagesanzeiger, Iris Ritzmann und das Medizinhistorische Museum (samt Gefolgschaft), die Rundschau des Schweizer Fernsehens, die Zeitung «Sonntag» sowie Regine Aeppli (Zürcher Bildungsdirektorin).

Der Tagesanzeiger und dessen Schreiberling Ivan Städler brachten mit einer reisserischen Story den Ball ins Rollen. Dabei wurde Städler kräftig mit Informationen von Iris Ritzmann, der damaligen Chefin von Mörgeli, bedient.
Ritzmann wurde inzwischen wegen Amtsgeheimnisverletzung von der Uni freigestellt. Zu Ritzmann’s Gefolgsleuten gehörte ihr Ehemann Eberhard Wolff und der Institutsleiter des Medizinhistorischen Museums, Flurin Condrau. Wolff war bis zum Zeitpunkt seiner Entlassung auch im Medizinhistorischen Museum angestellt.
Das Ehepaar Ritzmann-Wolff wurde in der Folge sogar verhaftet, verhört und nach einer Nacht Haft wieder auf freien Fuss gesetzt. Institutsleiter Condrau gab während einer gewissen Zeit auch sein Amt ab, und Uni-Rektor Andreas Fischer trat später völlig entnervt zurück.

Die Rundschau des Schweizer Fernsehens und dessen Moderator Sandro Brotz machen und machten ebenfalls kräftig Stimmung gegen Mörgeli. Man erinnere sich an die Worte von Mörgeli im September 2012 in der Rundschau: «Sind Sie eigentlich vom Aff bisse?» Mit dieser Aussage verschaffte sich Mörgeli verärgert Luft gegenüber dem Wadenbeisser Brotz.

Die Zeitung «Sonntag» verblüffte irgendwann im medialen Gewitter mit der Sensationsschlagzeile: «Universität entlässt Professor Mörgeli». Dabei wurden dem Journalisten des «Sonntags», Christof Moser, laut Weltwoche-Artikel von letzter Woche scheinbar «von ganz oben» Informationen zugesteckt. Mit «von ganz oben» ist Hochschulamtschef Sebastian Brändli gemeint, der direkt der Bildungsdirektorin Regine Aeppli unterstellt ist. Besagter Brändli soll Moser mitgeteilt haben, dass die Entlassung Mörgelis die Woche darauf Tatsache werden soll.

Was bei diesem Ankläger-Lager auffällt: Einige davon sind im Besitz des SP-Parteibüchleins: Sebastian Brändli und Regine Aeppli. Zudem ist die Rundschau mittlerweile dank Sandro Brotz ein absolut linkes Sendegefäss geworden, und auch der Tagesanzeiger bewegt sich seit längerem am linken politischen Rand.

Hier kommt nun das zweite Lager, die Verteidiger und Fürsprecher von Mörgeli, ins Spiel. Zu dieser Truppe gehören einerseits die Weltwoche, andererseits der Zürcher Staatsanwalt Andrej Gnehm.

Die Weltwoche und dessen Schreiberling Philipp Gut sind schon seit Wochen erpicht darauf, die Fakten aus ihrem Blickwinkel auf den Tisch zu bringen. In einer mehrteiligen Reihe berichtete Gut in der Weltwoche über Mobbing, Intrigen, Verstrickungen und Hinterhältigkeiten gegenüber Professor Mörgeli. Der erwähnte Weltwoche-Artikel über Recherchen, welcher in der Zeitung «Sonntag» zu der Sensationsschlagzeile führte, lässt aus meiner Sicht den Schluss zu, dass die Weltwoche offensichtlich Einsicht in die Akten der Staatsanwaltschaft haben musste. Kein Wunder, Staatsanwalt Gnehm ist nämlich SVP-Parteimitglied…

Staatsanwalt Gnehm liess denn auch relativ «brutal» die Verhaftung von Ritzmann und Wolff inszenieren. Wie Schwerverbrecher wurden sie vor den Kadi geführt. Als Rache für SVP-Kollege Mörgeli? Sehr wahrscheinlich.

Auch Philipp Gut geht mit den oben erwähnten Anklägern hart ins Gericht. Schonungslos zieht er über sie her («Kriminalfall Mörgeli»), wie wenn sie einen heimtückischen Mord durchgeführt hätten.

Dieses Lager ist also eindeutig dem rechtsbürgerlichen Ecken der SVP zuzuordnen.

Das dritte Lager, dasjenige der Neutralen, wird unter anderem von der NZZ beackert. Sie berichteten bisher ziemlich objektiv und als wirklich Aussenstehende darüber. Gerade vorgestern Sonntag erschien in der NZZ am Sonntag ein Artikel mit dem Titel «Affäre Mörgeli: Mysteriöser Besuch im Büro». Darin wird erklärt, dass zwei Unbekannte «auf dem Höhepunkt der Affäre» (25. September 2012) in Frau Ritzmanns Büro eingedrungen sein sollen.

Die NZZ lieferte bisher neutrale Beiträge ab, welche weder reisserisch noch irgendein Lager bevorzugt hätten. Nüchtern wurde über Fakten, Tatsachen und bisher Geschehenes geschrieben.

Wer jetzt nun Recht hat in dieser Affäre spielt eigentlich gar keine Rolle. Denn ein bisschen Recht haben wohl beide Seiten, oder wie ich es nenne, Lager.
Die Ankläger waren es wohl leid, dauernd von Mörgeli mit süffisanten Aussagen gepiesackt zu werden. Vermutlich wie zu «seinen besten Zeiten» in Radio und Presse hat er seine Arbeitskollegen zur Weissglut getrieben. Diese «dankten» es ihm nach einer längeren Leidenszeit mit einem Masterplan, der den Rauswurf des unliebsamen Professors als Ziel hatte.

Das Problem von Mörgeli war nur, dass an der Uni und in dessen Leitung (und deren «Oberleitung» Bildungsdirektion) vor allem SP-Leute und Sympathisanten sitzen. Der SVP-Mann war den linken Tiraden und der dazugehörigen Aktionen hoffnungslos ausgesetzt.

Nun wird von Seiten der Weltwoche (dem «SVP-Hofblatt») und dem SVP-Staatsanwalt kräftig Rache genommen und gnadenlos weggeräumt, was irgendwie im Zusammenhang mit Mörgelis Entlassung stand.
Dazu gehören in meinen Augen auch die «zwei Unbekannten», welche in Ritzmanns Büro eindrangen. Ich vermute, dass das Handlanger des «Verteidiger und Fürsprecher»-Lagers sind. Entweder handelten die beiden im Auftrag der Weltwoche oder aber von der Staatsanwaltschaft.

Wie man nach dem Sichten vieler Medienbeiträge nun erkennen kann: Es wurde und wird mit harten Bandagen gekämpft. Teilweise unfair und absolut kriminell. Dazu gingen die Politik und die Medien eine unheimliche Allianz ein.

Die Medien sind längst nicht mehr neutral, ausser die NZZ. Alle anderen Erzeugnisse samt TV und Radio kann man in irgendein politisches Lager einreihen.
Das Gutmensch-Lager der SP, die Ankläger, holten sich den Tagesanzeiger, den «Sonntag» und die Rundschau an Bord. Die Mörgeli-Fangruppe rekrutierte für sich einmal mehr die Weltwoche.

SP gegen SVP: Die beiden Pole der Schweizer Politik, führen wegen einem der umstrittensten Politiker der Schweiz einen erbitterten Kampf. Zu welchem Zweck?
Dabei geht’s wahrscheinlich nur «um’s Recht haben und bekommen», Prestige und Machtgebaren.

Immer wenn die «Pol-Politik» irgendwo ins Spiel kommt, wird’s schmutzig. Auch in der Affäre Mörgeli, welche überdies noch lange nicht ausgestanden ist. Die ganze Sache kommt irgendwann vor den Richter. Dieser sollte neutral entscheiden (können). Nur: Kann er das, wenn Herr und Frau Richter auch von der SP oder der SVP sind?

Und dann: Soll Christoph Mörgeli wieder als Konservator im Medizinhistorischen Museum installiert werden? Sollen Frau Ritzmann, Aeppli und Co. hart bestraft werden für ihre Indiskretionen und mobberische Haltung?
Oder: Sollen Mörgeli, Ritzmann, Aeppli und Co. gar gemeinsam Sozialstunden in einem Altersheim ableisten, wie Silvio Berlusconi in einem italienischen Altenheim? Zur Strafe und als erzieherische Massnahme der Konfliktbewältigung?

Ich habe das dumpfe Gefühl, dass ganz am Schluss für beide Parteien nicht allzu viel rausschauen wird, ausser ein paar blauen Augen sowie Spott und Hohn.

felwaldwiesenblogger

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