In einer Mannschaft befinden sich Gisin, Viletta, Cologna, Gut, Gasparin, Hefti und Baumann. In der anderen Shaqiri, Xhaka, Derdiyok, Džemaili, Rodríguez, Seferović und Kasami.
Jeder merkt sofort: In der ersten Mannschaft befinden sich unsere bisherigen Schweizer Olympia-Medaillengewinner, in der zweiten einige aktuelle Spieler unserer Fussballnationalmannschaft.
Alle oben erwähnten Sportler haben den Schweizer Pass. Die Namen der Wintersportler sind typische Schweizer Namen, die Namen der Fussballer typische Secondo-Namen. Welches sind nun die identischeren Schweizer?
Ich mache hier eine kleine Klammer auf. Denn: Ausnahmen gibt es in beiden Lagern. Podladtchikov ist auch ein Schweizer Olympionike mit Goldmedaille, trägt aber kein typischer Schweizer Name. Seine Eltern sind Russen.
Frei, Schär und Lichtsteiner sind Schweizer Natistars mit «waschechten» Schweizer Eltern.
Wohl verstanden, ich will hier nicht zwei Gruppen gegeneinander ausspielen. Mir geht es einzig und allein darum, etwas über die Identität und die Identifizierung zu ergründen.
Mir fällt immer wieder auf, dass sich viele Schweizer sehr gut mit unseren Skisportlern identifizieren können, mit unseren eingebürgerten oder Secondo-Fussballern aber nicht unbedingt. Woher kommt das?
Einerseits ist es sicher der Familienname und das Aussehen. Andererseits aber auch die Emotionen, die diese Sportler bei Siegen oder Toren zeigen, oder eben nicht.
Die «waschechten» Schweizer Schneesportler zeigen und schreien ihre Emotionen aus vollem Herzen und mit viel Getöse aus sich heraus. Sie zeigen echte Freude.
Teilweise ganz anders die Secondo-Fussballer: Je nachdem, gegen wen sie spielen, halten sie ihre Freude und ihre Emotionen nach einem Tor bewusst zurück. In deren Brüsten schlagen zwei Herzen.
Man kann jetzt davon halten, was man will. Aber so was ist für die freudige «Fan-Seele» einfach total irritierend. Und weiter: Wenn ein Herr Shaqiri sich nicht sicher ist, ob er irgendwann dann doch lieber für den Kosovo auflaufen will, dann soll er das besser gleich tun, und uns nicht an der Nase rumführen. So was fördert nämlich nicht unbedingt die Integration von Secondos, welche mir ansonsten herzlich Willkommen sind.
Mir sind Sportler, welche für ein Land ihre wahren Emotionen zeigen (dürfen), tausendmal lieber, als Sportler, die sich fast entschuldigen, wenn sie für ihr «Förder-Land» ein Tor gegen ihr «eigentliches Vaterland» schiessen.
Die empfundenen und gezeigten Emotionen sind für mich absolut entscheidend. Mir ist es egal, ob jemand jetzt Gisin und Viletta oder Seferović und Kasami heisst. Wichtig ist die Einstellung des Sportlers sich gegenüber und gegenüber dem Land, für welches er seinen Sport betreiben oder auflaufen darf.
Die Identität ist das Eine. Die Identifizierung das Andere. Einen Schweizer Pass macht noch lange nicht einen «echten» Schweizer aus. Beim Sport sind es die innere Einstellung und die Emotionen, welche die Identifizierung ausmachen. Mit solchen Sportlern freut man sich doch auch aus ganzem Herzen, ob er jetzt «Heiri Müller» heisst oder ein «Secondo» ist. Man sagt nicht umsonst: Mit dem oder der kann ich mich bestens identifizieren…
Ich ziehe auch Parallelen zu anderen Schweizern, welche wohl «echte» Schweizer Namen tragen, ihre politischen Pflichten aber nicht im Geringsten wahr nehmen. Beim «Motzen» sind sie öfter die lautesten, wenn es aber darum geht, sich für sein Land via Abstimmung zu «identifizieren», sind sie die Letzten. Da sind mir «Secondos» mit dem Herzen am rechten Fleck und einer guten Bürgereinstellung, welche auch ihre Pflichten wahr nehmen, um einiges symphatischer als die ausrufenden und ewig gefrusteten «Alt-Schweizer».
Das Volksmehr vom 9. Februar wäre nicht zustande gekommen, wenn alle unzufriedenen Stimmberechtigten von der Urne fern geblieben wären. Denn unter den JA-Stimmenden befanden sich nicht nur ländliche und konservative Schweizer Bürger sondern sehr wohl auch sehr vernünftige «Secondos» oder Eingebürgerte.
Für mich ist so oder so nicht nur der Pass entscheidend. Entscheidend ist die innere und äussere Einstellung eines jeden Schweizer Bürgers, sei er jetzt ein «Alteingesessener», ein «Secondo» oder Eingebürgerter.
Ich für mich darf behaupten, ein weltoffener Bürger zu sein. Ich akzeptiere die Meinungen anders Denkender, sei er jetzt Schweizer oder Ausländer. Meine Wenigkeit ortet leider immer wieder, sowohl auf der rechten wie auch auf der linken politischen Seite, intolerante Schweizer.
Die rechte Seite ärgert sich öfters grundlos über die «Papierlischweizer», Eingebürgerte mit Migrationshintergrund. Auch wenn diese in meinen Augen anständige und sich korrekt verhaltende Muster-Schweizer sind.
Die linke Seite kann ab und zu ein absolut intolerantes Verhalten an den Tag legen. Ich erinnere mich nur ungern an das Verhalten von Steff La Cheff vor der Personenfreizügigkeitsabstimmung. Sie singt zum Glück so quasi als Entschuldigung: «Ich ka Ähnig, chumä chumä nüd druus…» Denn so zeigte sie sich auch vor der Abstimmung: Nämlich absolut ahnungslos. Sie faselte was von «fremdenfeindlich» und «menschenverachtend». Dabei ging es bei der MEI-Initiative nur darum, die unkontrollierte Einwanderung in die Schweiz zu stoppen…
So trifft man halt immer wieder auf Schweizer, dessen Identifizierung nicht sofort auf eine Schweizer Identität schliessen lässt. Aber auch das macht unsere Multikulti-Schweiz aus.
Diese Multikulti-Schweiz möchten die einen leider unter ein europäisches Joch stellen, wo unsere Vielfalt und letztendlich unsere Identität verloren gehen könnte. Mit so einem Land möchte ich mich aber nicht unbedingt mehr identifizieren…
feldwaldwiesenblogger
Xherdan kann ja heute nicht für den Kosovo spielen, solange diese keine Nationalmannschaft bilden dürfen… von daher schlechter Vergleich.
Denke der Unterschied liegt auch darin, dass sämtliche Olympia-Sportler praktisch das ganze Jahr unter dem Label Schweiz zu ihren Wettkämpfen starten und mit ihren Nationalmannschaftskadern unterwegs sind. Für die Fussballer, die bei in- oder ausländischen Klub irgendwo unter lauter Söldnern ihr Geld verdiene, ist die Nationalmannschaft zwar nicht unwichtig, aber in den allermeisten Fällen (aus sportlicher Sicht wohl zurecht) nicht übergeordnet – gutdotierte Verträge holt man sich schlussendlich mit konstant starken Leistungen im Klub und nicht mit ein paar Toren in einem Freundschaftskick gegen Bulgarien oder Malta.
Ansonsten – gerade in den letzten Abschnitten – kein schlechter Beitrag.