Gestern abend ging ich ins Kino, und schaute mir den Film «Extrem Laut und Unglaublich Nah» an. Ein wunderbarer aber zugleich ein höchst ergreifender Film, welcher nach einer Romanvorlage eine Geschichte rund um das 9/11-Drama erzählt. Hauptdarsteller ist ein 11-jähriger Knabe (Thomas Horn), welcher mit einer «Schnitzeljagd» den Tod seines Vaters und seinen persönlichen Schmerz zu verarbeiten versucht.
Sein zeitweiliger Weg-Begleiter ist ein stummer, älterer Herr (gespielt von Max von Sydow), welcher selber eine persönliche Lebenstragödie mit sich rumträgt.
Der Mann ist Deutscher, und wenn ich das richtig mitbekommen habe, seit den Allierten-Bombardementen im zweiten Weltkrieg stumm. Er ist behindert, und kann sich nur mit Zetteln dem Jungen mitteilen.
Ironie des Schicksales ist, dass gestern zur gleichen Zeit ebenfalls eine schwer behinderte Frau mit Begleitung im Kinosaal anwesend war. Sie sass in einem elektrisch-fahrbaren Rollstuhl und konnte sich mit ihrer Begleitung, nur via eines Bildschirmes unterhalten. Sie war auch stumm, wie der Herr. Die Begleitung (eine Frau) sprach, wie der Junge im Film, normal mit ihr. Sie hingegen konnte nur den Kopf dazu bewegen, oder via Tastatur und Bildschirm sich mitteilen.
Ich war nicht nur vom Film ergriffen, sondern auch von der behinderten Frau im Rollstuhl. Für einen Moment vergisst man seine eigenen Unzulänglichkeiten (wie z.B. meine leichte Sehbehinderung). Ich kann laufen, mich mit der Sprache mitteilen. Sie hingegen beides nicht.
Für mich sind solche Menschen Die wahren Helden des Alltags. Sie müssen Tag für Tag ihr schweres Schicksal annehmen, sich damit auseinandersetzen und im Alltag zurecht kommen. Jeder Tag ist ein Kampf. Was für eine schwere Aufgabe!
Und wir anderen jammern (meist) nur auf hohem Niveau! Es ist kaum zu glauben.
Aber so wie’s aussieht ist Gott in Sachen Glücklich sein und Zufriedenheit etwas gnädiger mit den Behinderten als mit den sogenannt nicht behinderten: Man hört und liest immer wieder, dass beeinträchtigte Menschen öfters glücklicher und zufriedener sind, als wir «alltagsgestressten Lappis».
Ich kann das nicht belegen, und möchte mit dieser These auch keinem behinderten Menschen zu nahe kommen.
Was ich mir aber durchaus vorstellen kann: Menschen, welchen das Schicksal hart zusetzte, setzen sich im Allgemeinen mehr mit dem Sinn des Lebens auseinander. Solche Menschen begreifen irgendwann das Leben und werden dadurch zufriedener und glücklicher. Für mich sind sie Die wahren Helden des Alltags.
Uns anderen aber fliegt das Leben und die Zeit öfters nur so um die Ohren, dass wir uns mit dem wahren Sinn des Lebens eigentlich gar nie befassen (müssen).
feldwaldwiesenblogger