Ds Bertholdä Seffi – Teil 1

Beim Gespräch mit Stefan Suter kamen wir auch auf Josef Betschart (ds Bertholdä Seffi, 1912 – 2002) zu sprechen. Dabei drückte mir Stefan eine CD in die Hand, auf welcher Radio-Aufnahmen vom Jahr 1985 enthalten sind. Der Titel der CD: „s’Bertholde Seffi mit den Berner Musikanten im Radio Förderband“. Ich habe inzwischen die ganze CD durchgehört. Darauf enthalten sind verschiedene Aufnahmen mit besagtem Bertholdä Seffi, dazwischen auch Gespräche. Diese sehr informativen Gespräche habe ich nun protokolliert. Ich kann Stefan nur danken, dass er mir diese CD mitgab, und mich darauf hinwies, dass noch Gespräche drauf sind. Denn ich kann mir nun ein besseres Bild von diesem interessanten Muotathaler Geiger machen, von dessen Existenz ich vor dem Bearbeiten der Muotathaler Volksmusik nicht mal wusste.

Mein gesammeltes Wissen möchte ich Euch, meine lieben Leser, natürlich nicht vorenthalten.

Da ich dabei relativ viel Material anhäufte, veröffentliche ich zwei Blogbeiträge über diesen musikalischen Zeitgenossen, mit Wurzeln im Muotathal.

Bertholdä Seffi
„s’Bertholde Seffi mit den Berner Musikanten im Radio Förderband“ (CD-Hülle)
(Bildquelle: feldwaldwiesenblogger)

Seffi wurde beim ersten Gesprächsblock der Radio Förderband-Sendung auf sein selbständig erlerntes Geigenspiel angesprochen. Und ob er eine ähnliche Technik habe, wie jemand, der Geigenspiel-Unterricht nahm. Dazu sagte er: „Nein, das habe ich nicht. Technisch bin ich nicht so auf der Höhe. Denn mir hat niemand gesagt, dass man mit der offenen Hand die Griffe bedienen muss und dabei die Handfläche auf den Hals legt.“ Weiter meinte Seffi, dass er mit den Lagen nicht zu recht kam. „Ich habe für die Ländlerstücke, die ich gelernt habe, gar keine Lagen gebraucht. Man ist zurück geblieben, und zwar bis heute. Ich versuche heute, ein bisschen Lagen zu spielen. Ein paar Sachen habe ich noch notdürftig hin gekriegt», erklärte der 73-jährige ganz bescheiden bei der Radio-Sendung.
Anschliessend wurde „dr Wildbrättler“ (ein Schottisch) gespielt. Wie es in der Sendung vorab hiess, eine Spezialität von dem nach eigenen Angaben „limitierten“ Seffi, wo technisches Können erforderlich ist. Denn es wurde zwischendurch auch gezupft, und zwar in einem rechten Tempo. Eine der Berner Musikerinnen meinte ergänzend: „Wenn man an einem Abend bereits schon länger spielte, und allenfalls noch etwas getrunken hatte, braucht es doch einiges, dieses Tänzli so noch zu bringen…“

Ein anderer Berner Musiker beschrieb seinen ersten Besuch im Muotathal folgendermassen: „Im Muotathal wird in den Beizen noch so Musik gemacht, wie ich es persönlich eigentlich nur noch von Irland kenne.“ In den übrigen Gegenden der Schweiz sei die Volksmusik-Szene nämlich richtig durchorganisiert, mit Engagements und Gagen.
Weiter schilderte er seine Beobachtungen: „Einer kommt in eine Beiz rein. Er bekommt, wenn er will, sogar vom Wirt ein Instrument. Er spielt dann ein Tänzli. Es kommt ein anderer, und dieser begleitet ihn. Irgendwann heisst es: «Mach doch du mal ein Stückli.» Darauf spielt dieser vor. Die anderen Anwesenden machen mehr oder weniger auch mit, mit chlefelen, löffelen, an die Gläser schlagen, oder jodeln. Die Art von völlig unorganisierter, spontaner Musik hat uns sehr gefallen“.

In der Sendung wurde erwähnt, dass Seffi im Muotathal aufwuchs. Zudem eine Schwester hatte, die damals im Thal das Restaurant Schwert führte, wo er auch öfters gespielt hatte.

Seffi wurde auch auf sein musikalisches Schaffen angesprochen. Dazu erzählte er: „Ich bin ziemlich früh fort gekommen vom Muotathal, und hatte dann noch ein bisschen Kontakt mit Paul Betschart (ds Gändlers Pauli). Das war ein ganz guter Handörgeler. Pauli hatte schon in seiner Jugendzeit den Silberbecher gemacht. Er machte später ein Studium. Während der Landi trafen wir uns kurz wieder, und haben zusammen ein „Plättli“ (Schellackplatte) gemacht. Das war aber ziemlich untergegangen, da es damals keine guten Platten gab, und es dafür extra Nadeln gebraucht hätte.
Dann war ich mit ds Tönis Leo noch ein paar Mal zusammen. Wir hatten auch in Zürich Musik gemacht. In Zürich habe ich zudem einen kleinen «Schifferli-Buäb» kennen gelernt, welchen ich Geige spielen lernte. Wir gingen zusammen Strassenmusik machen, was verboten war. Man hat uns sogar ein wenig verfolgt. Wir waren im Zoo oben, auch auf dem Zürichberg. Sogar auf dem Käferberg, wo die Leute spazierten. Wir öffneten beim Spielen die Geigenkästen. Wenn die Polizei kam, sind wir abgehauen. Wir spielten auch im Engi-Tunnel, und dort war es das einzige Mal, wo sie mich erwischt haben. Von beiden Seiten kamen Polizisten, und ich bekam eine Verwarnung. Ich war damals in der Lehre, und deshalb sah man von einer Busse ab. Das war wirklich nobel.
Wenn ich wieder mal ins Thal kam, schaute ich, dass ich ds Tönnis Leo oder ds Gändlers Pauli traf. Wir machten Musik in den Wirtschaften, wo man genehm war, und bekam dafür Applaus und eine Runde Bier. Das hat einem sehr gut getan.
Meine Schwester führte das Restaurant Schwert, und in den Dreissiger-Jahren machten wir dort Tanzmusik, unter anderem mit ds Tönis Leo. Ich habe den Faden später mit ihm ein wenig verloren, weil ich zu wenig ins Muotathal kam.
Als ich die Berner Musikanten im Thal kennenlernte, war das den Muotathalern ein wenig komisch vorgekommen. Die mussten sich zuerst daran gewöhnen.
Es gibt auch heute immer noch ein Fest, wenn man da ist. Die Leute machen einfach mit. Vielleicht kommen nur diejenigen, welche Freude an unserer Musik haben. Wir machen keine schöne Musik, aber wir strengen uns dabei an. Den meisten gefällt‘s, aber es gibt auch solche, die möchten andere Musik hören. Das ist auch recht so.»

Auf die Frage ob auch Anlässe, beispielsweise Trachtenabenden, im Muotathal stattfinden, erklärte Seffi: „Doch, es gibt sogar sehr viele solcher Abende, wie Trachtenabende und Jodlerabende. Ich musste auch schon von Wil SG ins Muotathal reisen, um für den Hundert-Kilo-Verein zu spielen. Es war immer dankbar, im Thal zu musizieren.“
Weiter erzählte der Geiger: „Ds Jakä Toni war eine Hauptstütze, dass ich weitergemacht habe mit der Musik. Auch die Berner Musikanten haben mich wieder motiviert. In den alten Tagen wäre man froh, man hätte früher mehr gelernt. Man muss sich fast schämen, denn die Jungen können etwas. Unsereins muss sich mit dem begnügen, was man vor vielen Jahren mal gelernt hat. Mit den Noten kann ich gar nichts anfangen.“
Der Moderator meinte dazu: „So schlimm wird es kaum sein. Dafür kannst du Stücke, die wir kaum kennen, und eine ganz besondere Eigenart haben.“
Seffi erwiderte: „Schön, dass das noch anerkannt wird. Das freut mich doppelt.“

Beim Teil zwei erzählt ds Bertholdä Seffi unter anderem eine lustige Anekdote (mit ds Tönis Leo) und wieso er eigentlich aus dem Muotathal fortging.

feldwaldwiesenblogger

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