Ich bin zurzeit sehr intensiv am Beschreiben der Muotathaler Volksmusik. Das ist auch mit ein Grund, wieso es erstens auf dem Blog eher ruhig ist, und zweitens die letzten eingestellten Beiträge sich meist auf dieses Thema bezogen.
Da ich schon einiges beisammen habe, denke ich, dass ich im Fahrplan bin. Deshalb nehme ich mich in nächster Zeit auch anderen Themen an. Verraten wird noch nichts, nur so viel: Es handelt sich um spannende Muotathaler Angelegenheiten. Ich freue mich bereits darauf, und ihr dürft es auch.
Heute widme ich mich lustigen Anekdoten, welche mir unlängst Kari Suter (ds Länzä) zum Besten gab. Aber auch über den Episodenerzähler selber habe ich nachfolgend ein paar Zeilen.
Kari Suter (ds Länzä)
(Bildquelle: feldwaldwiesenblogger)
Über ds Länzä Kari wird separat zum Text über die Muotathaler Volksmusik ein Porträt verfasst. Wie auch über ds Jackä Toni, ds Tönnis Leo, ds Lunnis Franz senior und junior sowie Fredy Zwimpfer.
Diese Daten habe ich beisammen, und muss sie nur noch kürzen. Zum Glück erhielt ich dabei das meiste Material vom Giigäbank, da sie schon ziemlich viel Material in ihrem Archiv haben.
Bei einem Porträt, dem von Anton Betschart (ds Jackä), darf ich mich bei Lukas Stammler’s Blog, http://balbuluz.blogspot.ch, bedienen. Herzlichen Dank!
Bevor ich mit Kari’s Anekdoten eure Lachmuskeln betätigen darf, bitte ich noch um etwas Aufmerksamkeit. Da ich ohnehin irgendwann Kari’s Porträt aus dem Giigäbank-Material verfassen darf, habe ich heute die Eckdaten über diesen aussergewöhnlichen Musikanten in einen Entwurf abgefasst. Die Daten über ihn stammen übrigens aus der Laudatio zu einer Preisverleihung im Jahre 2000. Kari erhielt dabei den Anerkennungs- und Förderpreis „Bödmerenholz“.
Kari Suter (Jahrgang 1942), hat früh zur Musik gefunden. Bereits in der Schulzeit begann er mit dem Flötenspiel und hatte damals schon erste Auftritte. Mit 13 Jahren fand er zum Klarinettenspiel, welchem er zeitlebens treu blieb.
Kari’s Vorbild auf der Klarinette war Jost Ribary senior. Fleissig übend trat er bald dem Musikverein Muotathal bei, bei welchem er nach zehn Jahren (1967) Dirigent wurde. Den Dirigentenstab hatte er während 31 Jahren inne.
Im Musikverein fand Kari mit Fredy Zwimpfer und Bruno Gwerder bald geeignete Gefährten, mit welchen er die Kapelle „Blüemberg“, später in Zwimpfer-Suter unbenannt, gründete. 17 Jahre lang konnte man diese Kapelle landauf und landab hören. Nach dem Tode von Fredy Zwimpfer (1975) wurde die Kapelle aufgelöst.
Kari bewegte sich dann musikalisch in mehrere Richtungen. Vorerst schloss er sich der luzernischen Kapelle Sepp Stöckli an, bei welcher er 20 Jahre lang mitspielte. In dieser Formation nahm Kari an einer Japan-, Korea- und Südamerikareise teil.
Kari wollte aber wieder eine eigene Formation. Dieser Wunsch erfüllte sich 1977. Mit Oswald Föhn, Alois Schmidig und Armin Karrer wurde die Kapelle Kari Suter ins Leben gerufen. 15 Jahre spielten sie in dieser Formation. Es wurden Schallplatten aufgenommen und mit einer Mittelmeerkreuzfahrt konnte der Bekanntheitsgrad noch gesteigert werden.
Daneben wurde Kari oft auch als Aushilfe in anderen Kapellen angefragt.
Kari betätigte sich auch als Komponist. Aus seiner Feder stammen etwa 60 eigene Kompositionen.
Fast so nebenbei leitete Kari von 1977 bis 1997 auch den Jodlerklub Muotathal.
Daneben arbeitete Kari zu 100 Prozent „is Räsuls“.
Kari ist mit den verschiedenen, von ihm geleiteten Formationen auf etwa zehn Tonträgern zu hören, und hat in mehreren Fernsehsendungen mitgemacht.
Das Schaffen und das Geschaffene von Kari gilt als aussergewöhnlich idealistisch. Schöpferisch und zeitlos ist er durch seine Kompositionen für Ländlerkapellen und Blasmusik.
Sein Name ist über das Muotathal hinaus bekannt.
Kari Suter erhielt verdient anno 2000 den Anerkennungs- und Förderpreis „Bödmerenholz“.
So spasseshalber habe ich bei zeichenzähler.de das obige Porträt reinkopiert: Der Zähler zeigte sage und schreibe 2115 Zeichen an. Laut Vorgabe dürfen die Porträts für das Schwyzer Heft maximal 1000 Zeichen enthalten. Da darf und muss ich also noch kräftig kürzen…
So, und nun komme ich zu den bereits angesprochenen Anekdoten, vier an der Zahl. In der ersten Episode kommt unter anderem der aus Arth SZ stammende Kasi Geisser vor, welcher in alten Zeiten regelmässig im Muotathal musizierte. Gemäss Erich Ketterer (http://www.arth-online.ch/kasigeisser/) war der geniale Klarinettist ein bestbekannter Ländlermusik-Komponist und –Interpret, und wohl der erste freischaffende Ländlermusiker und Komponist.
Des Weiteren kommt in der gleichen Anekdote eine andere Volksmusik-Grösse seiner Zeit vor: Der Muotathaler Leo Schelbert (ds Tönnis). Über ihn verfasse ich, wie oben erwähnt, auch ein Porträt. Zu diesem begnadeten Akkordeonisten werde ich in einem späteren Blogbeitrag mehr berichten.
Kasi Geisser
(Bildquelle: http://www.arth-online.ch/kasigeisser/)
Anekdote 1:
Kasi Geisser hatte früher öfters im Muotathal musiziert. Da Tönis Leo einen Töff mit Sozius-Sitz hatte, musste er Kasi einmal beim Bahnhof Seewen abholen, und ins Thal bringen. Dabei fuhr Leo, mit Kasi hinten drauf, frisch fröhlich „durs Horä ufä“. Plötzlich schoss Leo mit seinem Töff in einen Sandhaufen rein, welcher sich nach dem Horärank neben der Strasse befand. Beide Musikanten flogen kopfüber über den Sandhaufen. Leo und Kasi kamen glücklicherweise mit dem Schrecken davon, und konnten nach kurzem Halt wieder weiterfahren.
Etwas später komponierte Kasi Geisser dann den Tanz: „Mit em Töff is Muotathal“.
Anekdote 2:
Ds Länzä Kari hatte früher eine Vespa. Als er diese in jungen Jahren kaufte, war er nach eigenen Angaben nicht mal 50 Kilogramm schwer. Mit seiner Vespa fuhr Kari auch zum Musizieren. Dabei nahm er regelmässig auch seinen Musikkollegen, Fredy Zwimpfer mit. Fredy wog angeblich damals 80 Kilogramm.
Eines schönen Tages fuhren die beiden nach Engelberg zum Musik machen. Kari sass vorne, Fredy hinten auf dem Sozius. Zusätzlich befanden sich das Akkordeon von Fredy (etwa 15 Kilogramm) und Karis Instrumente hinten auf der Vespa. In den Kurven gegen Engelberg hinauf war seine Vespa plötzlich nicht mehr steuerbar: Das Vorderrad befand sich in der Luft. Kari musste sofort auf seinem Sitz ganz nach vorne rücken und sich mit aller Kraft auf die Lenkstange stemmen. Mit dieser etwas eigenartigen Sitzposition konnte der Klarinettist den Töff im Gleichgewicht halten und zusammen mit Fredy und den Instrumenten Engelberg heil erreichen.
Anekdote 3:
Ds Länzä Kari flog mit der Kapelle Sepp Stöckli eines Tages in die USA, genauer gesagt nach Atlanta. Auf dem Programm stand unter anderem ein Auftritt in einem Center.
Als sie drüben das Gepäck in Empfang nahmen, musste Sepp Stöckli feststellen, dass bei seinem Akkordeon alle Bassknöpfe „reingedrückt“ waren. Diese Knöpfe konnten sie unmöglich selber „rausholen“.
Damit Sepp trotzdem spielen konnte, nahm er kurzerhand die Abdeckung weg. Dabei klebte er ein Stück Plastik über den Bassteil, und montierte die Abdeckung wieder drauf. So konnte wenigstens beim Spielen keine Luft mehr entweichen.
Stöckli konnte wohl die Melodie auf der einen Seite spielen. Da er aber die Basstöne nicht betätigten konnte, entlockte dies bei dem Akkordeonisten ein paar Fluchworte. Denn die einseitige Spielweise klang nicht nur anders, es war auch ungewohnt so zu musizieren.
Anekdote 4:
Eines anderen Tages flog die Kapelle Sepp Stöckli nach Bremen (Deutschland). Mit dabei war auch der Basszieher Hugo Suter (ds Guggelers). Als sie diesmal das Gepäck in Empfang nahmen, fehlte Stöcklis Akkordeon. „Nicht schon wieder!“, dachte sich wohl dieser. Es gab eine grosse Aufregung, weil nämlich schon am nächsten Morgen ein Auftritt auf dem Programm stand. Sepp Stöckli führte dann ein paar Telefonate, und erfuhr dabei mit Entsetzen, dass sein Instrument noch in Kloten am Flughafen war. Das Personal garantierte ihm dort aber, dass sein Akkordeon am nächsten Tag mit dem ersten Flugzeug nach Bremen gebracht werde.
Stöckli fuhr früh am nächsten Morgen zum Flughafen. Sein Instrument war glücklicherweise angekommen, und so stand einem erfolgreichen Auftritt nichts mehr im Wege.
Diese vier Anekdoten brachten mich richtiggehend zum Schmunzeln. Ich hoffe euch auch! Trotzdem: Für die beteiligten Akteure waren diese Situationen zum Zeitpunkt des Geschehens alles andere als lustig. Zum Glück gab es bis auf eine Anekdote immer ein sogenanntes „Happy End“.
Und noch etwas: Jeweils zwei Anekdoten passen wunderbar zusammen. Einerseits die beiden Töff-Fahrten, anderseits die beiden Flüge. Als Gemeinsamkeit haben alle vier Episoden das damalige Transportwesen, welche die Musikanten voll auf Trab hielt…
feldwaldwiesenblogger
Salü Koni
du bisch mäni grad ghörig drahi
Danke und Gruäss Walter