JA, wir können es uns wirklich leisten, am 18. Mai die Mindestlohn-Initiative anzunehmen! Dabei geht es (eigentlich nur) um mindestens 4000 Franken monatlich und 48’000 Franken jährlich.
Wie ich meine, keine wirklich überrissenen Zahlen, welche unsere Wirtschaft gleich in den Ruin stürzen würden. Dennoch vernehme ich vor allem kritische bis ablehnende Stimmen zur Vorlage. Mit der Begründung, dass wir uns das nicht leisten können, und der Wirtschaft die Hände gebunden sind (oder werden). Ich kontere dann jeweils: Aber Spitzensaläre von 10 Millionen und mehr im Jahr für gewisse CEO’s können wir uns immer noch leisten?
Dagegen erscheinen die 48’000 Franken geradezu lächerlich! Und: Mir scheint, dass gewisse Menschen in unserer Gesellschaft einfach mehr wert sind, als andere. Gewisse Berufsstände und nicht wenige Leute müssen heute mit deutlich weniger als dem erwähnten Mindestlohn auskommen. Diese Menschen nennt man «Woorking Poor» (arme Arbeitenden). Viele von ihnen arbeiten bis zum Umfallen, kommen aber trotzdem nie auf einen grünen Zweig.
Wieder andere meinen, dass Deutschland einen um einiges tieferen Mindestlohn kennt, als die 4000 Franken im Monat. Mein lieber Scholli, aber klar doch. Deren Lebenshaltungskosten im Allgemeinen sind ja auch um einiges tiefer als bei uns in der «teuren» Schweiz. Also absolut kein Argument.
Die Gegner der Initiative sind vor allem die Unternehmen rund um die Economiesuisse. Wörtlich schreiben diese: «Sie befürchten vordergründig starke Gewinneinbussen aufgrund steigender zu zahlender Löhne. Ebenso wird eine Minderung der Wettbewerbsfähigkeit mit konkurrierenden ausländischen Unternehmen befürchtet, da den Unternehmen das Geld für Expansionen und für den allgemeinen Ausbau des Unternehmens fehlen würde.»
Da lachen ja die Hühner: Meinen die mit «aufgrund steigender zu zahlender Löhne» die Summe von 48’000 Franken als Mindestlohn oder ein Jahressalär von 10 Millionen oder mehr?
Ich rate unseren Wirtschaftskapitänen und deren Vertretern, allen voran die SVP und die FDP, den Bogen nicht zu überspannen! Noch herrscht bei uns sozialer Frieden. Sollten sich die Lebensumstände in nächster Zeit innerhalb und ausserhalb der EU verschlechtern, dürfte es mit Friede-Freude-Eierkuchen schnell vorbei sein.
Der Lohndruck von aussen ist riesig, das ist sonnenklar. Deshalb ist es enorm wichtig, dass sich die Schweiz einen Rest Selbständigkeit bewahrt, und sich nicht in die Schulden- und Krisenfalle der EU ziehen lässt.
Was bringt es uns, so viele wie möglich rein zulassen und zugleich mit Dumpinglöhnen zu versorgen? Diese Menschen hängen irgendwann am Tropf des Staates und beziehen Sozialgelder. Ihr Auskommen für den Lebensunterhalt reicht in unserer «Hochpreis-Insel» vorne und hinten nicht aus.
Deshalb rate ich nach der ersten gewonnenen Schlacht, der Zustimmung zur Masseneinwanderungs-Initiative (MEI), auch dieser Initiative zuzustimmen. Das eine gehört in meinen Augen mit dem anderen zusammen.
Wir verschaffen uns nach dem MEI-JA ein wenig Luft, und versorgen diejenigen Arbeitskräfte, die die Schweiz hat und auch braucht, mit anständigen Löhnen. Alles andere ist Mumpitz.
Die Gegner, auch die SVP, meinen, dass es auch anders geht: Mit einem Nein zur Initiative machen diese das MEI-JA zu Makulatur. Es scheint ihnen egal zu sein, wie es vielen Schweizern geht. Wirklich unglaublich!
Es scheint ihnen auch egal zu sein, dass die Schweiz «diese paar Working Poor» durchfüttern respektive mit Ergänzungsleistungen versorgen muss, da sie sich wegen den Tieflöhnen ihren Lebensunterhalt nicht mehr selber finanzieren können.
Der SVP scheint dieses Szenario scheinbar nichts auszumachen. Gerade ihnen, wo der Staat nicht schlank genug sein kann…
Für mich ist das einfach eine nicht zu Ende gedachte Politik. Aber, wen wundert’s, wenn die meisten von diesen Herren reiche Geldsäcke sind (Blocher & Co.), und ihre Mitarbeiter für Hungerlöhne schuften lassen (Brunner & Co.).
Mir geht diese Scheinheiligkeit einfach auf den Wecker, und bin anderer Ansicht und Meinung. Ich fordere deshalb Mindestlöhne. Mit einem Mindestlohn von 4000 Franken geben wir auch den ärmeren unter uns ein Stück Freiheit und Stolz (zurück). Sie müssen nicht beim Staat anklopfen und betteln.
Zudem ist kein Mensch 10 Millionen Franken im Jahr wert, das x-fache eines normalen «Büezers», welche sich im Vergleich mit Abzockern als Untermenschen fühlen müssten…
Eigentlich müsste man den jungen Mitmenschen dringend davon abraten, Coiffeur, Verkäufer, Chauffeur etc. zu erlernen. Bei diesen Berufen besteht die grosse Gefahr, dass man auf kein Jahressalär von 48’000 Franken kommt.
Aber: Können wir darauf verzichten, dass uns niemand mehr die Haare schneidet? Dass uns niemand mehr an der Einkaufskasse bedient? Oder können wir es uns leisten, dass die Waren und Güter nicht mehr transportiert werden?
Die Argumente der Befürworter haben mich sofort überzeugt:
«Ein Ja zur Mindestlohn-Initiative bringt faire Löhne von denen man anständig leben kann.»
«Die Schweiz ist eines der wohlhabendsten Länder der Welt. Diesen Reichtum haben die Arbeitnehmenden geschaffen. Trotzdem verdient fast ein Zehntel weniger als 22 Franken pro Stunde, also bei voller Arbeit weniger als 4000 Franken pro Monat (x12).»
«Dass 330‘000 hart arbeitende Menschen so wenig verdienen, ist unwürdig und eine Schande für die reiche Schweiz. Betroffen sind viele Berufe, von der Schuh-Verkäuferin über die Flugbegleiterin bis zum Gartenbauer.»
«Ein Ja zur Mindestlohn-Initiative schützt die Schweizer Löhne vor Lohndumping. Und ein Ja schützt faire Unternehmen vor der Billigkonkurrenz.»
feldwaldwiesenblogger
Sicherlich reicht der Mindestlohn allein nicht aus, um endlich wieder die Arbeitnehmer zufrieden zu stellen, aber es ist schon ein ganz wichtiger Schritt in die richtige Richtung.