Immer wieder mal schicke ich elf Fragen los, mit der Hoffnung, dass sie mit Antworten zurück kommen.
So geschehen auch diesmal, mit meinen heutigen Blog-Gästen, den dustyboots.
Die Fragen beantwortete mir Alex Gwerder (Sänger, Gitarrist, Bluesharp-Spieler, Komponist und Bandleader) der «Boots». Er meinte als Einleitung: «Wenn Dir etwas zu lang ist, bin halt manchmal ein bisschen ausführlich, kannst Du die Sätze auch kürzen oder ein wenig verändern, solange der Sinn der gleiche bleibt.»
Alex, Besten Dank für deine ausführlichen und interessanten Antworten!
Ich habe überhaupt nichts gekürzt, denn ich möchte hier meinen «Interview-Partnern» so quasi eine Plattform geben. Uneingeschränkt und ohne Kürzungen sollen deren Statements beim Leser ankommen.
Die dustyboots hier näher vorzustellen, wäre wie wenn ich Wasser in die Muota giessen würde. Die Band, gegründet 1991, hat seither 660 Konzerte gegeben (siehe bei Frage 10). Der Ursprung und die Wurzeln der «Boots» sind in meinem Heimatort, Muotathal. Das merkt man denn auch der Band an. Geradlinig, unverfälscht und mit einem Schuss Muotathaler Schalk gehen die Jungs von dustyboots ihren Weg. So konnte die Band letztes Jahr mit einem Openair-Konzert im heimischen Muotathal ihr 20-jähriges Band-Jubiläum feiern.
Detailierte Informationen über die Band kann man der gut gestalteten Homepage der dustyboots entnehmen. Mein Ziel ist es hier nicht, ihre Infos und ihre Bio abzuschreiben und zusammen zu fassen.
Vielmehr interessiert mich, wer und was hinter den «Boots» steckt. Was für Menschen das sind und welche Motive sie haben, ihre Band so intensiv zu «betreiben».
Deshalb denke ich, dass uns Alex Gwerder mit seinen nachfolgenden Antworten und Aussagen einen kleinen, aber feinen Einblick hinter die Kulissen der dustyboots gewährt.
Frage 1:
Ich habe auf eurer Homepage gelesen, dass ihr Studioaufnahmen gemacht habt. Dabei habt ihr «akustische Coversongs» aufgenommen. Das heisst also, dass ihr eine «unplugged CD» rausgeben werdet?
«Unplugged» ist nicht ganz das richtige Wort. Es gibt eine CD mit Songs ohne elektrische Gitarre. Das Ganze ist mit Schlagzeug, Percussion, Bass, Piano und dazu die Instrumente Akustik-Gitarre, Dobro, Mandoline und Harp aufgenommen.
Frage 2:
Auf was für Coverversionen darf man sich dabei freuen?
Immer wieder wird an den Konzerten gefragt: Ist dieser oder jener Song auch auf einer CD? So haben wir uns gedacht, dass wir diese, meistens speziellen Songs, die uns halt eben auch sehr gefallen, in einer Akustik-Version aufnehmen. Darunter sind Titel wie «Dead Flowers», «Simple Man», «Regular Guy» oder «Joy of my Life».
Frage 3:
Gibt es bei der Veröffentlichung der «akustischen Coversongs» auch wieder so eine rauschende Plattentaufe wie anno 2010?
Nein, so eine grandiose CD-Vorstellung, mit über 1000 Besuchern wie bei der CD «MEMPHIS», wird es nicht geben. Wir werden das Ganze in einem Rahmen, wie die CD «Live im Emmental», machen. Es wird sicher etwas in der Zeitung oder auch im Radio kommen, aber auf ein grosses Fest haben wir bei diesem Projekt verzichtet.
Kann ja sein, dass wir uns das für ein weiteres Vorhaben in der Zukunft aufheben??
Frage 4:
Plant ihr eventuell sogar eine kleine «unplugged Tour»?
Auch das muss ich mit NEIN beantworten. Unsere Konzerte werden wie bis anhin beides, das heisst: Rock/Blues/Country/TexMex und Set`s mit einem Akustik-Teil beinhalten.
Frage 5:
Wie sieht’s mit Eigenkompositionen aus: Gibt’s bereits schon neue Songs?
Es gibt eigene Songs an denen ich am Arbeiten bin. Aber bei dieser CD haben wir bewusst auf solche verzichtet. Entweder soll es eine CD mit Cover-Songs, oder es soll eine CD mit nur eigenen Titeln sein. Aber ich bin mir sicher, dass der eine oder andere neue eigene Song in Zukunft zu hören sein wird!
Frage 6:
Die aktuelle CD «Memphis» zeigte mir, dass ihr eine Entwicklung von einer Countryband zu einer reifen Band gemacht habt, welche Roadmusic vom feinsten spielt. Geht eure Entwicklung noch weiter?
Das kann ich beim besten Willen nicht sagen. Aber wir machen sicher nicht Musik um stehen zu bleiben, sondern versuchen uns immer wieder zu fordern und damit weiter zu entwickeln.
Vor allem ist wichtig, dass man eine eigene Art – unsere Art Musik -, die man auch im Alltag verkörpert, präsentieren kann! Natürlich kommt es auch auf die Bandmitglieder an, was sie denken und fühlen. Genau da haben die «dustyboots», so glaube ich, einen super Mix, aus dem diese spezielle Art von Musik entsteht! Ich auf jeden Fall bin stolz, dass wir immer ohne Einfluss von fremdem diesen, unseren Weg gegangen sind!
Frage 7:
Ist «Roadmusic» eigentlich ein Oberbegriff für «erdigen Country-Rock über bluesige Roots und Creedence-Feeling bis zu Tex-Mex und straightem Rock’n’Roll» (Auszug aus dem Pressetext von K-Tel International (Switzerland) AG)?
Der Name Roadmusic für die «dustyboots» ist während der Entstehung der CD «MEMPHIS» entstanden. Jeder, der uns und unsere Musik kennt weiss, dass wir keine herkömmliche Countryband sind. Wie oben erwähnt, hat sich unsere Musik über die Jahre entwickelt. Dass die eigenen Songs eher weniger zu Countrymusik eingeordnet werden, kann man gar nicht beeinflussen, es entsteht einfach! Die Musik wächst in irgend einem Kopf und wenn man das auf ein Instrument überträgt, entsteht eine spezielle Form von Musik. Das ist bei uns eindeutig die Roadmusic, wo die Oberbegriffe Rock, Blues, Folk, Country und TexMex dazu gehören.
Frage 8:
Welche Bands oder Musiker sind eigentlich eure grössten Vorbilder?
Ich kann nur von mir sagen, dass ich nicht unbedingt grosse Band-Vorbilder habe. Sicher sind Bands wie CCR, Georgia Satellites oder Lynyrd Skynyrd meine Favoriten, aber richtige Vorbilder wäre zu viel gesagt.
Aber als Songwriter habe ich ein echtes Vorbild, und zwar ist das Calvin Russel, der neben vielen anderen Songs auch den Song «Soldier» geschrieben hat!
Frage 9:
Gab es auch schon Anfragen von Plattenfirmen, welche euch unter Vertrag nehmen wollten? Würdet ihr so ein Angebot annehmen?
Wir hatten vor einigen Jahren schon Anfragen. Doch als wir die Anforderungen und auch die Konsequenzen sahen, die man hätte einhalten müssen, war das für uns kein Thema!
Man muss immer wissen, wer man ist und wo man sich im Bekanntheitsgrad befindet. Aus diesen Kriterien sollte man abschätzen, ob sich das lohnt oder ob so eine Plattenfirma überhaupt Interesse hat, dich weiter zu bringen! Es gibt wenige in diesem harten Musikgeschäft, die etwas für dich machen wollen, meistens ist nur der eigene Profit, der zählt!
Ich kann nur sagen, für die «dustyboots» war es zu 100% richtig, dass wir immer unser eigener Meister waren, und die Finger von fremden Abzockern gelassen haben.
Frage 10:
Ich staune immer wieder über die Anzahl eurer Auftritte pro Jahr. Wie bringt ihr das alles unter einen Hut, v.a. der Gemeindepräsident?
Ja, unsere Anzahl von Konzerten ist wirklich beachtlich (bis jetzt 660 Konzerte)! Damit wir das alles unter einen Hut bringen können, braucht es Leidenschaft und Organisation!!
Unser Lead-Gitarrist Jim Bows aus Langenthal ist Profimusiker, der Schlagzeuger Erich Strasser aus Luzern ebenfalls. Franz Föhn (Muotathal) ist Wirt und Musiker, und so sind nur noch zwei, die das Musik machen neben dem Beruf «nur» als Hobby betreiben. Der Bassmann Marcel Hertner aus dem Baselland und ich, Alex Gwerder aus dem Muotathal. Für die beiden Profimusiker ist die Menge von Konzerten kein Thema. Sie sind sogar auch noch anderweitig – immer wieder – mit anderen Musikprojekten beschäftigt.
Da Franz Wirt und somit selbständig ist, und deshalb die Musik und auch die Politik als Gemeindepräsident betreffs Termine selber einteilen kann, braucht es natürlich eine Riesenorganisation. Für Ihn ist es auch meistens kein Problem die Musik-Termine einzuhalten. Am meisten in der Klemme sind Marcel und ich, weil wir unsere Berufe noch voll ausüben. Die Aufgaben, wie Proben, organisieren und Konzerte, gehen zu Lasten unserer Freizeit.
Von meiner Seite kann ich nur sagen, dass ich die meisten freien Tage, ausser die Ferien die ich mit der Familie geniesse, für die Musik investiere.
Natürlich braucht es unbedingt das Einverständnis der Frau und Familie, wenn man ein so intensives Hobby ausübt! Dass das bei mir der Fall ist, und ich so meine «Sidetrack»-Seite ausleben kann, ist nicht selbstverständlich, was ich sehr schätze.
So hatten wir all die Jahre, ausser wir waren schon mit Konzerten besetzt, fast keine Probleme mit den Konzertterminen. Dass freut mich als Bandleader der «dustyboots» natürlich sehr!
Frage 11:
Was haltet ihr von dem sogenannten «New Country», welcher Lady Antebellum oder die Schweizer C.H. spielen?
Ich bin nicht abgeneigt von dieser Musik, doch ist sie mir doch eher zu kommerziell! Es wird nicht unbedingt aus dem Herz Musik gemacht, sondern man orientiert sich sehr stark nach dem Musikmarkt/Trend. Ich z.B. kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass man sich einfach für ein Projekt verkauft und auf einmal Feuer und Flamme ist für etwas, dass ich vorher eher verschmäht habe. Für mich ist wichtig, wenn man etwas macht – welche Richtung Musik auch immer -, dass man mit Haut und Haar und mit dem Herzen dahinter stehen kann!
feldwaldwiesenblogger
Schönes Interview. Der Kommerzvorwurf ist nachvollziehbar, andererseits kann es auch Teil der Kunst sein, sein Können in einen bestimmten stilistischen Rahmen zu packen. Besonders wenn man von seiner Musik lebt ist es oft unerlässlich, auch mit Herzblut die Massentaugliche Schiene zu bedienen. Es ist eben nur wenig Merkt da für experimentellen Punk-Country 😉
http://en.wikipedia.org/wiki/Prairie_Home_Invasion