ESC-Aus: Und für diese Europäer wollen wir eine 2. Gotthardröhre bauen?

Das gestrige ESC-Aus der Schweizer Vertretung «Takasa» wirft wieder hohe Wellen und hinterlässt viele Fragen.

Musikalisch will ich diesen Song-Contest gar nicht (mehr) beurteilen. Mir gefiel nämlich im Schnelldurchlauf eigentlich gar kein Lied so richtig…

Im ESC-Wettbewerb erkenne ich zunehmend Politik und Gesellschafts-Befinden statt Musik. Laut 20 Minuten presste die finnische Sängerin einer Tänzerin einen dicken Kuss auf die Lippen (Homo-Ehen oder nicht?). Oder die griechische Vertretung sang mit einem «Spar»-Anzug einen «Freien Alkohol»-Song (wohl noch das einzig erschwingliche im Land).

Die Schweiz kam zwar mit der Heilsarmee-Combo «Takasa» neutral daher und hatte mit dem 95-jährigen Emil den ältesten je teilgenommenen Musiker mit an Bord.

Nützte alles nichts. Die Schweiz wird von den Europäern nicht geliebt, wurde einmal mehr im ESC-Halbfinale abgestraft.

Ich frage mich deshalb: Diesen Europäern wollen wir ernsthaft eine zweite Autobahnröhre am Gotthard bauen? Diesen undankbaren und «schweiz-links-liegen-lassenden» Europäern, welche die Schweiz nur dazu benutzen, um in den Süden (oder retour in den Norden) zu fahren? Für diese Europäer, welche von Frühling bis Herbst jeweils Riesen-Staus vor dem Gotthard verursachen, würden wir sogar die Alpeninitiative aushebeln?

Nein, nein und nochmals Nein!
Denn: Vom Herbst bis anfangs Frühling kann man jeweils ganz gemütlich und ohne Stau durch den Gotthard-Tunnel ins Tessin fahren. In dieser Zeit trifft man nämlich auf praktisch keine Durchfahrts-Europäer.

Ergo und sorgfältig beobachtet, würden wir die zweite Röhre am Gotthard nur für die Durchfahrts-Europäer bauen. Denn ohne die hätten wir (fast) keine Staus am Gotthard!

Ich sage euch: Die ASTRA soll nicht bei unserem Bundesrat Druck machen, sondern oben in Brüssel. Die ASTRA und auch unsere gescheiten Verkehrspolitiker sollen gefälligst dafür sorgen, dass die NEAT dereinst vernünftig genutzt wird, und es keine zweite Röhre am Gotthard braucht.

Ich war damals gegen die NEAT. Nun haben wir sie bald. Dies gilt es bitte zu beachten.
Ich war damals für die Alpeninitiative. Die haben wir immer noch, und es soll auch so bleiben.
Denn beides waren damals demokratische Volksentscheide, und die gilt es zu respektieren.
Wo kämen wir hin, wenn jeder Entscheid nach einer gewissen Zeit und Laune heraus, einfach so umgestossen würde? Unsere Demokratie wäre keinen Pfifferling mehr wert.

Die eine Autobahnröhre ist genug!
Ich sehe es jeweils gerne, wenn unsere Politik und Demokratie konsequent bleibt. Wir haben uns für eine NEAT entschieden, also soll möglichst viel (Schwer)verkehr dereinst auch dorthin verlagert werden. Wir haben uns aber auch für eine Alpeninitiative entschieden, welche unbedingt den Schutz unserer Alpen einfordert. Also geben wir unseren schönen Alpen doch den nötigen Schutz, und bauen konsequenterweise keinen zweiten Autobahntunnel!

Die vielen Staus verursachen sowieso die Ferienreisenden aus dem Ausland. Lassen wir die doch im Stau stehen! Die Luft wird deswegen nicht viel dreckiger, ob die Autos nun fahren oder «Stop and go»-mässig zum jeweiligen Portal tuckern.
Für den deswegen notleidenden Schwerverkehr schlug ich oben vor, die NEAT künftig zu nutzen.

Für die staugeplagten Urner und Tessiner: Für Stauabhilfe, weniger Autoverkehr und demzufolge bessere Luft könnte auch eine saftige Tunnelgebühr sorgen: Wie wäre es, wenn der Bundesrat sich durchringen könnte, von Frühling bis Herbst eine Durchfahrtsgebühr von 20 Franken einzufordern?

Aus meinem anfänglich geglaubten Satire-Beitrag über das ESC-Aus und die stauverursachenden Europäer ist wohl eine flammende Schrift gegen eine zweite Autobahnröhre am Gotthard geworden. Trotz satirischem Unterton: Ich bin gegen eine zweite Röhre. Wegen der Demokratie und unserer Umwelt zuliebe.

feldwaldwiesenblogger

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