Fabian Staudenmann startet am «Emmentalischen» in die Kranzfestsaison. Er sagt: «Man darf nicht zu viel in die Frühjahrsschwingfeste rein interpretieren. Jetzt kommen die Schwingfeste, die zählen.»

Wird der Kilchberger Co-Sieger von 2021 der neue Leader der Berner? Wenn man die starken Ergebnisse der von Fabian Staudenmann bestrittenen Frühjahrsschwingfeste zur Hand nimmt, könnte man diese Frage getrost mit Ja beantworten. Der Mittelländer Eidgenosse startete bisher viermal, und verliess viermal den Schwingplatz als Sieger. Nachdem Staudenmann das Bern-Jurassische Schwingfest wegen Krankheit absagen musste, startet der 23-Jährige am kommenden Sonntag beim Emmentalischen Schwingfest nun auch in die Kranzfestsaison. Grund genug, dem zweifachen Kranzfestsieger vorher ein paar Fragen zu stellen.

Text: Schwinger-Blog

Der Kilchberger Co-Sieger von 2021 startet am Emmentalischen Schwingfest in Bowil gut vorbereitet in die Kranzfestsaison

Bild: esv.ch

Herzliche Gratulation zu den vier Regionalfestsiegen in diesem Frühling! 21 gewonnene Gänge und drei «Gestellte» sind eine starke Ausbeute. Wie schätzt du deine Leistung an diesen Frühjahrsschwingfesten ein?

«Es war eine gute Leistung und macht mir Freude, dass es schon im Frühling gut funktioniert. Aber: jetzt kommen die Schwingfeste, die zählen. Man darf nicht zu viel in die Frühjahrschwingfeste rein interpretieren. Da man in dieser Phase noch mitten im Saisonaufbau steckt und die Vorbereitung auf diese Feste nicht gleich akribisch ist wie für ein Kranzfest.»

Den Start in die Kranzfestsaison musstest du wegen Krankheit leider verschieben. Bist du wieder vollständig fit?

«Ja, ich hoffe es. Ich zog mir eine Grippe zu. Ich habe mich inzwischen gut erholt und fühle mich wieder so wie vor der Krankheit.»

Am Emmentalischen Schwingfest in Bowil bekommst du es beim Anschwingen mit Titelverteidiger Matthias Aeschbacher zu tun. Hast du schon einen Plan, wie du den ESAF-Schlussgangteilnehmer besiegen könntest?

Fabian lacht. «Matthias ist einer der stärksten Schwinger der Schweiz. Ich freue mich, dass ich mit ihm so eine grosse Herausforderung zugeteilt bekommen habe. Ich werde mich aber meiner Aufgabe stellen und mich sicher nicht verstecken.»

Bist du beschwerdefrei durch das Wintertraining gekommen?

«Ja, ich konnte im Winter ohne grössere Blessuren durchtrainieren. Deshalb darf ich behaupten, dass es war für mich ein guter Winter war.»

Fabian Staudenmann konnte in dieser Saison bereits viermal geschultert werden. Man muss kein Prophet sein, um zu behaupten, dass noch weitere Male hinzukommen könnten…

Bild: fabian-staudenmann.ch

Rückblick aufs ESAF in Pratteln: Rang 2a mit einem Super-Notenblatt. Der Sieg im sechsten Gang über den bis dahin führenden Pirmin Reichmuth war dein Meisterstück. Nicht viel hat gefehlt, und du wärst im Schlussgang gestanden. Wie beurteilst du das «Eidgenössische» mit fast neun Monaten Abstand?

«Es war ein grossartiges und schönes Fest! Mein zweites «Eidgenössisches» war für mich ganz anders als das erste 2019. Ich machte mir bereits im Vorfeld mehr Gedanken und Überlegungen als vor Zug. Zudem haderte ich nach dem ESAF in Pratteln mit ein paar Dingen. Mit etwas zeitlichem Abstand habe ich das inzwischen gut verarbeitet. Ich denke, dass ich für mich persönlich einiges mitnehmen konnte.»

Die Berner-Bilanz mit 17 Eidgenössischen Kränzen in Pratteln liest sich fast wie ein Märchen. Kein Wunder, sind am Emmentalischen Schwingfest in Bowil gleich 16 Eidgenossen in den Spitzenpaarungen aufgeführt. Der Konkurrenz-Kampf innerhalb des Teilverbandes muss inzwischen riesig sein?

«Ja, das ist er schon. Wir können miteinander stärker werden und ein gesunder Konkurrenz-Kampf ist wichtig. Überdies motiviert dieser Umstand ungemein. Und: Das wird am Sonntag eine grosse Herausforderung mit diesem Top-Teilnehmerfeld. Wir werden in dieser Saison sicher spannende Schwingfeste erleben.»

Der Schwinger-Blog behauptet, dass du diese Saison trotz starker Konkurrenz neuer Berner Team-Leader wirst. Was hältst du von dieser Aussage?

«Eine gewagte Aussage. Ich werde mich aber deswegen nicht versteifen. Dass ich ein gutes Wintertraining und einen guten Frühling hatte, steht ausser Frage. Wir haben kürzlich darüber gesprochen, dass man an jedem Schwingfest ans Limit gehen kann, das Limit aber nicht immer am selben Ort ist. Ich versuche darum, an jedem Fest mein Möglichstes zu geben.»

Dein Schwingstil ist sehr explosiv und zielorientiert. Er sieht aber auch sehr leichtfüssig aus. Kannst du uns erzählen, wie du dir diesen angeeignet hast?

«Es fühlt sich für mich nicht immer so leichtfüssig an. Als ich frisch bei den Aktiven war, war ich nicht der Stärkste. Ich versuchte damals, das Beste aus meinen Möglichkeiten herauszuholen. Daher probierte ich aus der Kraft des Gegners und aus der Bewegung heraus zu schwingen. Und: im Winter versuche ich stets, etwas Neues zu lernen. Über die Jahre habe ich mir so meinen Schwingstil entwickelt.»

Am Worblentaler Hallenschwinget setzte Fabian Staudenmann mit dem Sieg im Schlussgang gegen Adrian Walther ein starkes Ausrufezeichen

Bild: Barbara Loosli

Du bist gelernter Automatiker und inzwischen Student. Was studierst du?

«Student bin ich in dem Sinne noch nicht. Ich absolviere derzeit die Passerelle, was in der Schweiz eine Ergänzungsprüfung zur Berufsmatura darstellt und zur Aufnahme an einer universitären Hochschule berechtigt. Der Plan ist, dass ich ab September ein Mathematik-Studium an der Uni Bern beginne. Derzeit besuche ich wöchentlich an zwei Tagen die Schule vor Ort und praktiziere rund 20 Stunden Selbststudium zu Hause. Ich kann mir die Tage selbst einteilen, was sich mit dem Schwingsport sehr gut vereinbaren lässt.»

Auf deiner Homepage schreibst du über dich: «Schwinge, mini Lideschaft, mis Läbe.» Wo tankst du Kraft und Energie für das Schwingen und das Studium?

«Ich tanke Energie und Kraft in erster Linie bei meinem Umfeld und meiner Familie. Sie unterstützen mich tatkräftig in allen Belangen. Ohne diese Unterstützung wäre ein Studium mit dem Schwingen samt dem Trainingsaufwand gar nicht möglich.»

Wie sieht dein wöchentliches Trainings-Programm aus?

«Die harten Trainings werden im Winter absolviert, und kürzlich war ich zudem in einem intensiven Trainingslager. Das Wintertraining setzt sich für gewöhnlich aus drei bis vier Schwing- und sechs Athletik-Trainings pro Woche zusammen. Während der Kranzfestsaison absolviere ich am Dienstag und Donnerstag zwei Schwingtrainings. Hinzu kommen drei bis vier Athletik-Trainings. Mir ist dabei wichtig, dass ich gut auf die Signale meines Körpers höre.»

Nebst den Kranzfesten in deinem Teilverband: Welche Bergfeste und welches Teilverbandsfest wirst du als Gast bestreiten?

«Ich bin für die Bergkranzfeste auf dem Weissenstein, am Schwarzsee und auf dem Brünig gemeldet. Am 2. Juli bin ich als Gast beim ISAF in Dagmersellen dabei.»

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