Hat der Schwingsport seine Unschuld verloren?

feldwaldwiesenblogger berichtet wieder. Heute zum Thema Schwingsport.

Nach dem Sonntagsblick-Kracher von vergangenem Sonntag hat man das Gefühl, dass die Welt im Schwingsport nur noch auf Bildern und alten Bild- und Tondokumenten heil ist.
Der Topcrack Jörg Abderhalden, kürzlich zurück getreten, soll im Jahr etwa eine Million Franken nur aus Werbeeinnahmen verdienen. Eigentlich unglaublich, beschämend, haarsträubend, charakterlos, ja sogar unverzeihlich für unseren Heldensport.
Nur: Wie sieht das mit unseren „Helden“ vom Tennis, Fussball, Eishockey und Skisport aus? Wie war das noch mal bei Federer? Der darf halt, weil… Oder bei Alex Frei: Das ist halt so im Fussballsport… Ach, und bei unserem Oberflieger Simi Ammann: Der hat doch das verdient… Wirklich? Ein Abderhalden würde das also nicht verdienen? Nur aus dem Grund, weil der Schwingsport auch für Blick-Redaktoren die heile Welt bedeutet.
So ein Quatsch! Die Mannen im Schwingsport, welche selber Trainer, Physios, und und und, bezahlen, sollen also schön brav von Montag bis Freitag arbeiten. Am besten noch als Landwirt. Und am Wochenende sollen sie fast gratis ihren Mann stehen und zu Helden verklärt werden. Unfassbar!
Der ESV ist sowas von scheinheilig. Was die alle drei Jahre beim Eidgenössischen Schwingfest einnehmen, geht unter keine Kuhhaut. Ihre Athleten werden quasi mit Almosen abgespeist. Wehe denen, welche wie Federer und Co. Profiwerbeverträge abschliessen. Die sollen das dann dem gierigen Verband auch noch offen darlegen und 10 Prozent davon abliefern. Das erinnert mich doch an ganz früher, als die armen Bauersleute den reichen Herren den „Zehnten“ abliefern mussten. Der Zehnte war damals auch eine Steuer, ob das dann auch 10 Prozent ihres Einkommens waren, entzieht sich meiner Erkenntnis. Aber der Oberguru Ernst Schläpfer (der mit dem unglaublichen Bart) hat wohl in Geschichtsbüchern gewälzt, und will nun seine „Hosenlupf-Mannen“ zur Kasse bitten, genau wie früher.
Wie man vernommen hat, haben Stucki Chrigu und Forrer Nöldi klein beigegeben. Sicher auch der neue Schwingerkönig aus dem Diemtigtal, Kilian Wenger.
Man stelle sich das mal vor: Roger Federer müsste 10 Prozent seiner Gesamt-Einnahmen aus der Werbung an den Schweizer Tennisverband abgeben. Die wären schon in kürzester Zeit stinkreich geworden.
Aber sowas wie mit dieser «Zehnten-Steuer» gibt’s halt nur bei den wirklich „bösen“ Mannen. Ich meine, dass das nicht rechtens ist. Ich bin kein Fan von Jörg Abderhalden. Aber für seinen attraktiven Schwingstil habe ich ihn schon bewundert. Der Gute hat sicher viel Zeit, Energie und auch Geld in seinen Sport gesteckt. Nun möchte er etwas dafür zurück bekommen. Wenn ich den Schwingsport mit den obgenannten Sportarten vergleiche, dann gibt es nur eine Antwort darauf: Wenn Abderhalden Werbepartner findet, die ihn entsprechend entlöhnen, dann hat das seinen Grund. Dann bauen diese Firmen auf ihn, und nicht auf seinen Götti Ernst Schläpfer.
Der Markt reguliert sich dann schon von selbst: Wirklich Kohle machen tun im Schwingsport eh nur die Besten.
Also, vor was haben Schläpfer und seine Mannen nur so Angst? Ist es etwa nur der reine Neid, weil er und andere Mitstreiter im ESV zu ihren Aktivzeiten nie so viel Geld verdient hätten? Oder ist es etwa die Wahrung der heilen Schweiz, praktisch der letzten, da die SVP sich längst von der heilen Schweiz verabschiedet hat und zur reinen Wirtschafts- und SchwarzeSchaf-Partei verkommen ist?
Die Antwort zur eingangs gestellten Frage ergibt sich von selbst: Der Schwingsport fand noch gar nie in einer heilen Welt statt und konnte somit auch nie seine Unschuld verlieren.

feldwaldwiesenblogger

Ein Gedanke zu “Hat der Schwingsport seine Unschuld verloren?

  1. Uehh!!! Benvenuto FWUWB!

    Endlich lese ich wieder mal was von Dir!

    Kommst Du am Dienstag, 2.11.2010 in den Schweizerhof ans Festival «Lozärn lacht»?
    Ich trete mit meinem Soloprogramm «LA CRISI! – Deswegen geht die Welt nicht unter!» auf.

    Letztes Jahr besuchte mich «Der Hirsch» in Begleitung seiner – Hirschkuh? – Frau natürlich.

    Gruss aus EmmenBRONX & «Wenn höt ned schpensch, denn schpensch!»

    http://www.sergio-sardella.ch

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