Hinterthaler Chilbi: Wie aus dem kleinen „Chappeli“ eine grosse Chilbi wurde (Teil 1)

In einer Woche, vom 16. bis 18. Oktober, findet zum 47. Mal die Hinterthaler Chilbi statt. Aus diesem Anlass wird in die Geschichte des „Chappelis“ geblickt, an die gross gewordene Chilbi erinnert, aber auch Vorschau gehalten. Im heutigen Teil 1 (von insgesamt drei Teilen) werden die Geschichte des „Chappeli“ und die erste Chilbi sowie deren weitere Organisation behandelt.

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„Chappeli“ bei der hinteren Brücke
Bildquelle: feldwaldwiesenblogger

Geschichtliches zum „Chappeli“
In der Liegenschaftsgeschichte Muotathal – Illgau (Band 2) widmete der Autor Alois Gwerder der Kapelle bei der hinteren Brücke ein eigenes Kapitel. Gwerder schreibt, dass das alte „Chappeli“, am Anfang des „Hürlis Gässli“, 1967 abgebrochen und in getreuer Nachbildung ein Stück weiter zurückversetzt wieder aufgebaut wurde. Es wurde deshalb etwas zurückversetzt, um eine gefährliche Strassen-Enge zu entschärfen. „Das Jahr der Entstehung dieser Kapelle wird allgemein auf das Jahr 1780 veranschlagt, nach der massgeblichen Chronik des Schwyzer Pfarrers Thomas Fassbind“, so Alois Gwerder. Weiter ist in der Liegenschaftsgeschichte zu entnehmen, dass vor 1780 an selber Stelle bereits schon lange ein uraltes „Bildhäuslein“, eine Art „Bildstöckli“, gestanden habe. Aus alten Berichten sei zu entnehmen, dass die Gegend bei der hinteren Brücke eine gefährdete Stelle sei und die Brücke immer wieder weggerissen wurde. Laut Alois Gwerder’s Nachforschungen wäre es also denkbar, dass dieses alte „Bildhäuslein“ zum geistlichen Schutz dieser gefährdeten Stelle errichtet wurde.

Wie bereits erwähnt, wurde 1967 die alte Hinterthaler Kapelle in Fronarbeit wieder neu aufgebaut. Massgeblich dafür gesorgt hat Anton Betschart („Räsuls Toni“). Im Buch „Heimatkunde“ von Walter Imhof findet das „Chappeli“ ebenfalls Erwähnung. Imhof erklärt, dass der Boden im Altarraum der Kapelle mit Platten aus Hinterthaler Marmor ausgeschmückt ist. Der sogenannte Hinterthaler Marmor stammt aus dem mittlerweile stillgelegten Steinbruch beim „Buherrenwäldli“, welcher sich am Weg vom „Bastards Place“ (ehemals Restaurant Sonne) zur Husky-Lodge befindet.

1968 fand die erste Hinterthaler Chilbi statt
Am 22. Oktober 1967 wurde von H.H. Kanonikus Scheuber aus Chur im Beisein der gesamten Geistlichkeit des Tales und mit viel Volk die neu erstellte Kapelle feierlich eingeweiht. Ein Jahr nach der Einweihung des „Chappeli“ fand 1968 das erste Kirchweihfest, die Chilbi, statt. Übrigens: Die genaue Bezeichnung des im Muotathaler Volksmund genannten „Chappeli“ ist Rosenkranz-Kapelle Hinterthal. Die Kapelle steht im hinteren Teil von Muotathal, im Hinterthal, welches bis zum Jahr 1995 eine eigene Poststelle hatte. Als diese Poststelle aufgehoben wurde, entfiel auch der Name „Hinterthal“. Die Chilbi trägt aber weiterhin den von seinen Bewohnern geliebten Namen. Von alteingesessenen Hinterthalern wird oder wurde der beliebte Anlass manchmal auch „Bödlemer Chilbi“ genannt, da sich das Geschehen rund um den Ortsteil „Bödeli“ abspielt.

Die Chilbi-Gründerväter waren die drei Hinterthaler Wirte Josef Inderbitzin (Restaurant Sonne), Maurus Schelbert (Restaurant Bödeli) und Josef Imhof (Restaurant Tell). Dazu wurde unter dem Vorsitz von Josef Inderbitzin das Hinterthaler Chilbi-Komitee ins Leben gerufen. Später waren Othmar Imhof (Hotel Tell) und Josef Schelbert (Restaurant Bödeli) in diesem Dreiergremium. Während vielen Jahren fungierte Inderbitzin als OK-Präsident. Laut dem ehemaligen „Sonnen-Wirt“ war damals bei der ersten Chilbi Anton Betschart, der Hauptinitiant der neuen Kapelle, Gemeindepräsident sowie Kantonsrat und sorgte für die amtlichen Bewilligungen.

Aus einem kleinen Kapellweihfest wurde eine grosse Veranstaltung, welche nicht mehr aus dem Muotathaler Kalender wegzudenken ist. 1968 und noch Jahre später war erst „nur“ Musik und Tanz in den Restaurants. Ab 1984 kamen als Anfang eine Schifflischaukel, elektronische Auto-Scooter und ein Drehkarussell hinzu. Nach und nach gesellten sich verschiedene Muotathaler Vereine dazu, die beim Aufbau der Chilbi mithalfen und verschiedene Lokalitäten betrieben. Der Motor und Antrieb dabei war stets der umtriebige Josef Inderbitzin, welcher jährlich für eine gut organisierte Veranstaltung besorgt war. Heute sind die verschiedenen Chilbi-Attraktionen sowie Tanz und Musik von Freitag bis Montagmorgen ein richtiger Publikumsmagnet.

zeitungsausschnitt von 1998 mit josef inderbitzin und othmar imhof
OK-Präsident Josef Inderbitzin und Othmar Imhof
Bildquelle: Bote der Urschweiz

Nach 38 „Chilbis“ übergab im Jahr 2006 Inderbitzin seinen Vorsitz an den jetzigen Restaurant Bödeli-Wirt Hugo Betschart. Betschart versah sein Amt umsichtig bis 2012 und wurde dabei tatkräftig von Marco Suter sowie auch von Josef Inderbitzin und dessen Tochter Monika Inderbitzin unterstützt. Am 20. Februar 2013 erfolgte die Gründung des Hinterthaler Chilbi-Vereines, welcher von Carlo Gwerder präsidiert wird. Dieser Verein sorgt nun jährlich für die Organisation und Durchführung der Chilbi. Im Vorstand nehmen derzeit neun Männer Einsitz. Der Verein zählt heute total 14 Mitglieder, wobei an der letzten Generalversammlung die Frauenquote gleich von null auf vier gesteigert werden konnte. Es gilt auch anzumerken, dass seit Beginn der Chilbi-Organisation immer ein Wirt den Vorsitz hatte.

vorstand hinterthaler chilbi-verein
Aktueller Vorstand Hinterthaler Chilbi-Verein
Bildquelle: feldwaldwiesenblogger

Teil 2 folgt am kommenden Montag. Darin wird an die Band „Muchachos“ bei der ersten Chilbi, den Hinterthaler Chilbi Ländler und verschiedene Attraktionen erinnert. So waren einmal Kamele an der Chilbi anzutreffen…

felwaldwiesenblogger

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