Interview mit Manuel Röösli (Chefredaktor SCHLUSSGANG), Teil 3

In Teil 1 und 2 des Interviews erfuhren wir viele interessante Dinge von Manuel Röösli. So unter anderem wie der SCHLUSSGANG organisiert ist, was sie grundsätzlich machen und wie sie bei einem Schwingfest arbeiten.
Im dritten und letzten Teil geht es um die Zusammenarbeit, Kritik und um Neues beim SCHLUSSGANG.

manuel röösli
(Bildquelle: www.ottos.ch)

Wie eingangs erwähnt, fragte ich Röösli, wie die Zusammenarbeit mit den Schwingern, Verbänden und Klubs ist?
„Mit den Schwingern hatten wir nie Probleme, an die kamen wir von Anfang an gut ran. Bei den Verbänden war es die ersten paar Jahre ein wenig schwieriger, weil da der Gedanke vorhanden war: ‚Die wollen nur Geld verdienen, die kommen nur um ab zu sahnen‘, was natürlich überhaupt nicht der Fall ist.

Mittlerweile haben wir mit allen eine sehr gute Zusammenarbeit, auch mit dem ESV (Eidgenössischer Schwingerverband). Das hat sich in letzter Zeit sehr entwickelt. Für sie führen wir unter anderem die offizielle Jahrespunkteliste.

Auch mit den Veranstaltern läuft‘s gut. Wir sind mittlerweile bei fast 20 Schwingfesten Medienpartner.
Es ist halt auch ein Geben und Nehmen, sie sind auf uns angewiesen, wir auf sie.

Wir haben mittlerweile auch ein rechtes Gewicht in der Szene, und werden ernst genommen, wie beispielsweise die Berichterstattung betreffs ‚Lebendpreise während einem Schwingfest rumführen‘ zeigte. An zwei Schwingfesten wurde seither bewusst mit Schwingen unterbrochen: Am NOS in Wigoltingen und am Oberländischen in Sigriswil.

Wir müssen daher auch aufpassen was wir schreiben. Das zeigte kürzlich die Berichterstattung wegen der Platzgrösse beim Brünig Schwinget. Wir forderten drei statt vier Schwingplätze, was bei den Ob- und Nidwaldnern natürlich extrem ins falsche Ohr kam. In einer späteren Ausgabe gaben wir jedoch dem OK-Präsidenten des besagten Schwingets die Option, seine Sicht der Dinge darzustellen. Wir wollen das so handhaben, dass beide Seiten zu Wort kommen.

Wir hatten auch schon Reaktionen, dass wir zu wenig kritisch seien. Einige meinen gar, dass wir ruhig noch kritischer sein könnten.

Wo’s auch recht abging, war das Notenblatt von Florian Gnägi am NOS. Es hiess dann auch, wieso seid ihr hier nicht kritischer. Aber: Wir müssen da einfach einen Zwischenweg finden.
Und: Es gibt wohl keinen Sport, wo die Aktiven so sensibel sind wie beim Schwingen. Da muss man nur einmal etwas schreiben, wo jemand meint, dass es nicht stimmt, und schon ist man unten durch.“


(Bildquelle: feldwaldwiesenblogger)

Die ausführliche Antwort von Manuel brachte mich gleich zur nächsten Frage, welche auch mit der vorherigen zusammenhängt: Gibt’s manchmal auch Kritik wegen eurer Berichterstattung?
„Doch, das gibt’s schon. Jeder Satz, jedes Wort kann Dinge beinhalten, welche irgendjemandem nicht passen.
Hans Bühler, ein ehemaliger Kilchberg-Sieger, rief mich kürzlich an. Er enervierte sich darüber, dass wir Benji von Ah so eine Plattform bieten. Er meinte, diesen hätte man früher erst zum Coiffeur geschickt, bevor er auf den Schwingplatz gehen durfte.“

Besteht eine Zusammenarbeit mit SRF und/oder Regionalradios-/fernsehen? Wie sieht die aus?
„Mit SRF ist es extrem schwierig, weil die sich hauptsächlich auf die Grossanlässe konzentrieren. Es besteht eine lose Zusammenarbeit, wie etwa beim Schwinger-Guide 2014 von Christian Boss, wo wir zusammenarbeiteten.

An die Videos von SRF kommen wir leider gar nicht ran, die wollen sie nicht freigeben, wieso auch immer.
Mit Tele 1 hingegen haben wir eine sehr gute Zusammenarbeit, sei es im Austausch mit Videos oder bei Gegengeschäften mit Werbung. Weiter arbeiten wir gut mit Radio Central und auch mit Radio Neo 1 (Emmental) zusammen.“

Plant ihr zurzeit irgendetwas grundsätzlich Neues?
„Träume hätten wir schon, wie beispielsweise einen eigenen TV-Sender“, schmunzelt Röösli. „Nein, Spass beiseite. Wir sind momentan am Schauen wegen optimalen Lösungen betreff Videos. Wir hatten es schon mal probiert. Dies bedingt einen riesigen Aufwand und das technische Knowhow.
Wo wir auch dran sind, ist das Anbieten der Zeitung online als E-Paper. Das wird etwas vom nächsten sein.“

manuel röösli in redaktion_1
(Bildquelle: feldwaldwiesenblogger)

Ich sprach den Chefredaktor auf die Gründung und die Anfänge an. Dazu wusste Manuel folgendes zu berichten:
„Der Gründer des SCHLUSSGANGES war Beat Reichenbach. Die Gründung erfolgte im Jahr 2003. Werner Rupp kam damals noch ins Spiel. Man stellte fest, dass es in dieser Form so noch keine Schwingerzeitung gab. Die Gründer erwischten aber auch eine gute Phase, da damals das Eidgenössische in Luzern (ESAF 2004) war.

Wichtig für den SCHLUSSGANG war Karl Duss, er war sozusagen das gute Gewissen dieser Zeitung. Es entwickelte sich dann stetig, und wir stehen an einem guten Punkt, da wir gute Arbeit geleistet haben.
Wir sind definitiv die Nummer eins im Schwingen. Es gibt zwar noch die Schwinger- und Jodlerzeitung (Verbandszeitung). Die haben aber relativ viele Pflichtabos, und sie hinken der Zeit halt auch hinterher. Die Macher müssen sich wohl überlegen, wie sie in Zukunft noch existieren wollen.“

Als letzte zwei Punkte sprachen wir noch über die Einnahmequellen vom SCHLUSSGANG und über ihre wirklich tolle APP.
„Die Einnahmequellen sind die Abonnenten und die Werbepartner. Kostenpflichtige Beiträge wird es beim Schlussgang bis auf weiteres aber keine geben.

Beim APP machten wir uns die gleichen Gedanken, ob wir die Benutzung in Rechnung stellen sollen. Wir sagten uns aber: Wenn wir mit etwas Neuem kommen, müssen wir es kostenlos anbieten. Zudem geht man auch nicht so ein grosses Risiko ein, wenn am Anfang vielleicht etwas nicht auf Anhieb funktioniert.

Und: Für so neue Dinge wie beispielsweise das erwähnte APP braucht es einfach eine Vorlaufzeit. Bestes Beispiel dafür war das ESAF 2013. Das offizielle ESAF-APP hatte am Anlass Probleme, da sie keine Vorlaufzeit hatten. Wir vom SCHLUSSGANG hatten das glücklicherweise nicht, da wir vorher eine genügend lange Vorlaufzeit hatten.“

So, das war nun mein dreiteiliges Interview mit Manuel Röösli, dem Chefredaktor vom SCHLUSSGANG. Ich denke, dass wir alle nun einen Einblick in die Organisation, die Arbeitsweise und das Drumherum der Nummer eins in Sachen Berichterstattung im Schwingsport erhielten.
An dieser Stelle bedanke ich mich auch bei Manuel, dass er mich in den Räumlichkeiten an der Hirschmattstrasse (Luzern) empfangen hat, und mir den Wissensdurst mit seinen teilweise sehr ausführlichen Antworten stillen konnte.

Diese Woche ist nach meinen Ferien und dem SCHLUSSGANG-Interview wieder einmal mein Schwingprojekt 2014 an der Reihe.

Mit Schwingergruss
feldwaldwiesenblogger

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