Ist Abt Werlen auf einem Kreuzzug?

Wie Blick am Abend gestern berichtete, soll sich Abt Werlen vom Kloster Einsiedeln auf einem Kreuzzug befinden.

Nein, das tut er natürlich nicht. Denn alles was mit Kreuzzügen zusammenhängt, ist in einem dunklen Kapitel der röm. kath. Kirche abzubuchen. Dort ist Abt Werlen mit Bestimmtheit nicht zu finden.

Dennoch las ich den BaA-Artikel ganz erstaunt durch.

Das ist ja alles gut und recht. Nur: In die Politik sollte sich Werlen und die Kirche definitiv nicht einschalten. Das ist noch nie gut gekommen, wie uns die Geschichte lehrt.
Wieso sich Werlen da trotzdem einmischt, ist mir schleierhaft. Böse Zungen behaupten, dass er seit seinem Unfall von Anfang letzten Jahres… Aber lassen wir das, das ist nicht fair gegenüber dem Abt aus Einsiedeln!

Was Werlen nämlich sehr gut kann, ist über die Liberalisierung und Öffnung der röm. kath. Kirche nachdenken und reden. Gerade kürzlich gab er ein sehr intelligentes und gutes Interview in der Jahresendausgabe der Weltwoche.

Hier ist Abt Werlen im Element. Was er hier erzählt, hat Hände und Füsse, und sollte in Chur und Rom angehört werden. Da erntet er auch meinen Respekt und meine Anerkennung.

Die Liberalisierung der Tankstellenshop-Öffnungszeiten hat aber mit Religion rein gar nichts zu tun, und gehört demzufolge nicht in den Tätigkeitsbereich eines Klosteroberen.

Das Ganze ist nämlich, wie Christian Lüscher (FDP) erklärt, in meinen Augen nur Pipifax.

Hier handelt es sich nur um kleine Details, ob neben Kaffee und Sandwiches auch noch Salate und Pizzas verkauft werden dürfen. Die erwähnten Tankstellenshops hätten eh rund um die Uhr offen. Bei der ganzen Geschichte geht es nicht im entferntesten um die Öffnungszeiten, und darum, dass Arbeitnehmer nicht rund um die Uhr arbeiten müssten.
Ich bin überzeugt, dass wegen den zusätzlich verkauften Produkten keine Warteschlangen am Morgen um drei Uhr vor den Tankstellenshops zu erwarten sind. Deswegen müssen in diesen Shops ganz sicher nicht mehr Personen zwischen 1 und 5 Uhr in der Früh arbeiten.

Ob jetzt 24 Stunden-Öffnungszeiten sinnvoll sind, darüber kann man sich sicher streiten. Ich gebe aber auch zu bedenken, dass doch einige Leute Nachtdienst versehen müssen. Diese sind froh, wenn zu nächtlicher Stunde einige Shops geöffnet haben, wo sie sich mit Lebensmitteln eindecken können. Diese Leute möchte ich nicht diskriminiert wissen, und nur mit Kaffee und «fettigen» Sandwiches abspeisen. Sie schon, Herr Werlen?

Herr Werlen, hier kämpfen Sie komplett auf verlorenem Posten. Wenn schon gegen eine 24 Stunden-Gesellschaft angekämpft werden will, dann auf breiter Front. Dann nämlich müssten wir alle bereit sein, auf Frischprodukte und Zeitungen am frühen Morgen zu verzichten.
Wenn nicht, dann bleibt alles beim Alten und irgendjemand muss das ja wohl bewerkstelligen. Oder meinen sie Herr Werlen, dass da jeweils irgendwelche Heinzelmännchen am Werk sind?

feldwaldwiesenblogger

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