Ist ein „neuer“ Heinz Suter beim Schwingklub Muotathal in Sicht? (Teil 3)

Beim Teil 3 der neunteiligen Reihe über das Schwingen im Muotatal widme ich mich heute dem Nachwuchs. Dabei geht es um deren Betreuung, das Training, das Nationalturnen im Muotatal, Disziplin, den Eidgenössischen Schwinger-Schnuppertag, ein Nachwuchskonzept und welche Jungschwinger dereinst für Furore sorgen könnten. Zudem um die provokative Frage: Ist ein „neuer“ Heinz Suter beim Schwingklub Muotathal in Sicht?

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Die Muotathaler Nachwuchsschwinger beim Training
Bildquelle: Michael Schelbert

Als Einstieg zu diesem Thema fragte ich meinen Interviewpartner, den Muotathaler Schwingklub-Präsident René Schelbert: Ist genügend Nachwuchs vorhanden oder gibt es Nachwuchssorgen?
René dazu: „Genug kann man eigentlich nie haben. Zurzeit ist die Tendenz erfreulicherweise eher wieder zunehmend. Mit gut 20 Nachwuchsschwingern (8- bis 15-jährig) und etwa 15 Aktivschwingern können wir mit unserem Einzugsgebiet (Gemeinde Muotathal und Illgau) zufrieden sein. Dies erst recht, wenn man mit anderen Einzugsgebieten vergleicht.“

Apropos Nachwuchssportler im Muotatal: Dem Vernehmen nach haben die Fussballer keine Nachwuchssorgen. Den Handballern des KTV Muotathal ergeht es aber ähnlich wie dem Schwingklub. Auch bei ihnen sei es zäh, genügend Junioren für die einzelnen Mannschaften rekrutieren zu können.

Auf einen Juniorenbetreuer angesprochen meinte der schwingbegeisterte Mann: „René Bösch hat abgegeben als Jungschwinger-Betreuer. Deshalb mussten wir eine neue Lösung suchen. Daniel Betschart ist nun Chef der Jungschwinger-Betreuer, und bei jedem Training leiten zwei andere. Es sind so etwa 12 Personen, welche zu diesem Leiterteam gehören.
Daniel ist zwischendurch auch bei den Trainings des Nachwuchses dabei. Bei den Schwinget müssen wir Fest um Fest nehmen. Auch wer mit den Junioren an die Anlässe fährt.
Die Betreuung der Trainings läuft folgendermassen ab: Bei jedem Training sind zwei Leiter anwesend. Einer der beiden leitet am darauffolgenden Training mit einem anderen Betreuer zusammen das Schwingtraining. So ist immer ein Leiter zweimal hintereinander dran, damit man weiss, was letztes Mal gemacht und geübt wurde.
Ideal wäre natürlich schon, wenn man einen Betreuer gefunden hätte, der bei jedem Training anwesend wäre. Handkehrum ist mit ständig wechselnden Übungsleitern für Abwechslung gesorgt.
Die Betreuer setzen sich aus dem Klubvorstand und aus den Aktiven zusammen.“

Bis zu den Sommerferien ist am Mittwochabend und am Freitagabend während je anderthalb Stunden Training (18.30 Uhr bis 20.00 Uhr). Nach den Sommerferien bis Saisonende findet wöchentlich noch ein Training statt.

Das mit den verschiedenen Übungsleitern sei auch bei anderen Klubs gleich, welche sich ebenfalls gezwungenermassen bei den Trainings des Nachwuchses abwechseln müssen.
„Wichtig ist einfach, dass bei einem Training immer jemand vor Ort ist und Trainings nicht kurzfristig abgesagt werden müssen. Ein Plan für die Einteilung der Leiter wurde schon anfangs Jahr erstellt. Somit sollte gewährleistet sein, dass die Trainingsarbeit der Junioren läuft“, fügte René ergänzend hinzu.

Die Schwing-Trainings der Aktiven finden auch am Mittwoch- und Freitagabend (von 20 Uhr bis 22 Uhr statt). Dies deshalb, dass Aktive, welche vorher das Juniorentraining leiten, sich nicht noch einen zusätzlichen Abend freihalten müssen.

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Daniel Betschart (rechts vorne), Chef der Juniorenbetreuer, zeigt den Jungschwingern einen Schwung
Bildquelle: Michael Schelbert

Neben den beiden Schwingtrainings gehen einige Jungschwinger noch in die Jugendriege des KTV Muotathal. Andere kommen nur einmal pro Woche und absolvieren zudem ein Training bei den Fussballern des FC Muotathal oder den Handballern des KTV Muotathal. Diese jungen Sportler betätigen sich sozusagen polysportiv.
René erwähnte weiter: „Ich wurde auch schon von Eltern angefragt, ob ihr Knabe nur einmal pro Woche zum Training kommen dürfe. Ihnen antwortete ich, dass sie auch nur am Freitagabend kommen können, da die Kinder am Samstag schulfrei haben. Gerade bei den jüngsten ist sicher sinnvoll, dass sie nicht schon mehrmals pro Woche am frühen Abend fortgehen müssen. Zwingen sollte man sie zudem auch nicht.“

Auf meine Frage, ob das Nationalturnen wie zu Zeiten von Heinz Suter oder Leo Betschart im Muotatal immer noch aktiv praktiziert wird, sagte der Kranzschwinger: „Das Nationalturnen ist leider ziemlich am Ende. Es schwingen zwar immer noch einige Schwinger als Turner, der Boom dieser Sportart ist bei uns aber abgeflacht. Was leider sehr schade ist.“

Die Turnerschwinger hatten in früheren Jahren jeweils wöchentlich jeden Dienstag ein Nationalturntraining und zwei Schwingtrainings besucht.
Laut René bietet Leo Betschart zwar noch ein Nationalturntraining an, wie der Stand der Dinge momentan aber sei, wisse er nicht. Denn das Nationalturnen läuft unter dem KTV Muotathal.
Der Schwingklubpräsident meinte zudem: „Früher haben die besten Schwinger wie Arnold Ehrensberger oder Karl Meli nebenbei auch das Nationalturnen praktiziert. Es wäre halt auch heute immer noch eine gute Sache. Denn nur Schwingen und nur Krafttraining ist nicht das optimale. Man sollte auch nebenbei noch etwas machen, wie beispielsweise das Nationalturnen.“

Übrigens: Die Aktiven wie Ralf Schelbert, Theo Blaser oder Dario Gwerder trainieren teilweise bis vier Mal pro Woche. Nebst den beiden Schwingtrainings besuchen sie am Dienstag das Training der Aktivriege und absolvieren noch ein Krafttraining.

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Kerns (Kanton Obwalden)
Bildquelle: de.wikipedia.org

René zog einen Vergleich mit einer anderen Innerschweizer Gemeinde heran: „In Kerns bieten der Schwingklub und der Turnverein gemeinsam ein vielseitiges Training mit Schwingen und Nationalturnen an. Momentan sind es 40 bis 50 Junioren, welche dieses Angebot nützen. Zudem spielt ihnen in die Hände, dass neben dem Schwingen und Nationalturnen sportmässig in Kerns fast nichts angeboten wird.“

Im Boten stand nach der letzten Generalversammlung (26. Dezember 2014), dass es nicht unbedingt rosig um den schwingerischen Nachwuchs im Muotatal steht. Soweit ich mich erinnere, ging es im Beitrag darum, dass weniger Buben ins Training kamen und die Disziplin zudem etwas fehlt.
René erklärte: „Die Zahlen bei den Jungschwingern war rückläufig, konnte aber dieses Jahr wieder in den grünen Bereich angehoben werden. Gemeint ist die Disziplin der Aktiven, respektive deren Regelmässigkeit der Trainingsbesuche. Dazu gilt zu sagen, dass nach dem Innerschweizerischen für die meisten die Saison gelaufen ist. Nach den Sommerferien wurde dann halt das eine oder andere Training ausgelassen.“

„Merkt ihr auch, dass ein Eidgenössisches Schwingfest motivierend ist und für Zulauf sorgt?“ fragte ich den Muotathaler Schwingfunktionär, welcher zudem als Technischer Leiter Jungschwinger im Schwyzer Kantonalen Schwingerverband amtet.
„Das spürt man vor allem nach dem Eidgenössischen. Deshalb findet auch jährlich ein Eidgenössischer Schwinger-Schnuppertag im September statt, damit nach einem ESAF der Boom im Schwingsport mitgezogen werden kann. Wir nützen dies auch. Ich bin der Meinung, dass dieses Angebot jeder Klub durchführen sollte. Denn man wird mit Flyer beliefert und erhält 200 Franken vom Eidgenössischen Schwingerverband (ESV). Zudem einen 200-fränkigen Migros-Gutschein, damit den Kindern etwas abgegeben werden kann. Es ist soweit alles vorbereitet und finanziert. Man muss an jenem Samstagnachmittag nur die Tür zum Schwingkeller öffnen und hoffen, dass möglichst viele Kinder dieses Angebot nützen.
Für uns wäre jedoch ideal, wenn dieser Schnuppertag im Frühling stattfinden würde. Der Hauptsponsor Migros will aber, dass der Anlass im Herbst über die Bühne geht.“

Schnuppertag
Zu Besuch beim Schnuppertag im Schwingkeller Thun
Bildquelle: schwingenonline.ch

Letztes Jahr hat der Schwingklub Muotathal zudem für die erste bis dritte Schulklasse ein Schwingtraining angeboten. Statt turnen konnten die Schüler in der Turnhalle schwingen. Auf Matten durften sich die Kinder austoben und sich unter fachkundiger Betreuung üben. Einige davon kamen anschliessend auch ins Schwingtraining. Auch bei den Sportlehrern, allen voran Handballer Damian Gwerder, kam dieses Angebot gut an.

Auf die Frage, ob noch weitere Schwinger nachrücken und zu den „Neukranzern“ oder auch Dario Gwerder aufschliessen könnten, meinte René: „Momentan haben wir dort ein kleines Loch. Dario ist Jahrgang 1997. Bei den Jahrgängen 1998 bis 2000 scheint nichts nachzukommen. Für nachher erhoffen wir uns wieder ein paar Nachwuchskräfte.“

Gibt’s ein Nachwuchskonzept?
„Nein. Wir arbeiten weiter wie bisher. Sicher schauen wir auch darauf, was wir anders machen könnten. Aber es ist schwierig. Ich habe mir schon während Stunden Gedanken darüber gemacht. Die perfekte Lösung hat keiner.
Beim kantonalen Verband hatten wir kürzlich über so ein Konzept diskutiert. Da ist etwas am Laufen. Wir werden nun eventuell vor dem diesjährigen Schwinger-Schnuppertag alle Schüler gewisser Jahrgänge anschreiben. Im Kanton Luzern wird diese Praxis teilweise jetzt schon angewendet, da der Kanton auch sehr weitläufig ist. Der Schwingklub Rothenburg (Kanton Luzern) beispielsweise betreibt ziemlich aktiv Werbung in diesem Bereich.
Es kommt natürlich auch auf die jeweilige Region an. Im Muotatal haben wir den Vorteil, dass das Schwingen immer noch stark in der Bevölkerung verankert ist und praktisch jeder weiss, dass jährlich zwei Schwingfeste im Dorf stattfinden. Zudem der Schwingkeller sich bei den Schulhäusern befindet, und der Weg dorthin relativ kurz ist.
Wie gesagt, es ist regional abhängig. Schaden kann aber solche Werbung sicher nicht.“

Welche Nachwuchsschwinger bereiten euch am meisten Freude, respektive könnten in Zukunft bei den Aktiven für Furore sorgen?
„Momentan sind es vor allem Ralf Schelbert und Dario Gwerder, wenn sie gesund bleiben. Auch Andreas Gwerder, er ist aber schon ein wenig älter.“

Ist ein „neuer“ Heinz Suter in Sicht?
René lachte und antwortete: „Zwei. Nein, Spass beiseite. Ralf Schelbert ist so ein Kandidat. Die körperlichen Voraussetzungen sind bei ihm vorhanden. Wenn er gleich viel erreichen will wie Heinz Suter, muss viel zusammen stimmen. Das ist nicht einfach. Ich hoffe, dass Ralf seinen Weg geht.
Wenn ich diverse auswärtige Schwingexperten höre, hat Ralf eine grosse Zukunft vor sich. Wir lassen uns überraschen, es wäre sicher schön.“

Nebst vielen interessanten Informationen zum schwingerischen Nachwuchs in unserem Tal ist nun auch die im Titel dieses Beitrages gestellte Frage beantwortet.
Ich erinnere mich an eine Antwort von Jakob Heer, stellvertretender Redaktionsleiter vom „Schlussgang“. Im vergangenen Winter fragte ich ihn, welcher Newcomer in dieser Saison einschlagen könnte: „Ralf Schelbert vom Schwarzenbach, Bisisthal.“

Der Schwingklub Muotathal lebt natürlich nicht nur von Ralf Schelbert. Solche Ausnahmekönner sind aber wichtig für den Klub und die Jungschwinger. Sie, die Jungschwinger, sind die Zukunft und können dereinst für Furore auf den Schwingplätzen sorgen.

feldwaldwiesenblogger

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