Kommt die SVP zu ihrem zweiten Sitz wie das Kamel zum zweiten Höcker?

Dieser bildliche Vergleich ist mir heute Morgen auf dem Hometrainer in den Sinn gekommen.
Hintergrund dieses Gedankens ist meine Sekundarschulzeit im Muotathal. Wir hatten damals einen recht coolen, aber sehr autoritären Klassenlehrer. Als Strafen dachte er sich, nicht wie gerne üblich, sinnloses Abschreiben aus einem Buch oder dergleichen aus. Nein, er hatte richtig perfide Ideen.
Ich kann mich an eine Strafaufgabe erinnern, welche er nicht mir, sondern einem anderen Mitschüler auf gab. Die Strafe bestand darin, dass der Schüler eine A4-Seite mit einem Aufsatz füllen musste. Das Thema oder -Titel des Strafaufsatzes, welcher der Klassenlehrer vorgab, war: «Wie kam das Kamel zu seinem zweiten Höcker?»

Verrückter Titel, nicht wahr? Mir kommt diese Strafaufgabe dann und wann wieder in den Sinn. Ich stelle mir dann vor, wie oder was ich geschrieben hätte.

«Zwei Dromedare, auch als Einhöckrige oder Arabische Kamele bezeichnet, liefen eines Tages im Paradies Eden durch die Landschaft.
Man muss wissen, dass Gott bei der Erschaffung der Erde und des Paradieses (samt Inhalt), schlicht vergessen hatte, das Kamel zum Leben zu erwecken. Als ihm dies Eva eines Tages keck und frech (wie die Frauen halt sind) vorhielt, handelte Gott.
Also: Die beiden Dromedare (Weiblein und Männlein) liefen durch Eden. Gott liess einen furchtbaren Hagelsturm über die beiden Einhöcker ziehen. Dabei fielen Hagelkörner so gross wie Fussbälle. Gott steuerte zwei Hagelkörner so, dass sie jeweils den Höcker der beiden Dromedare trafen, und ihn in zwei Hälften teilte. Dies ohne Schmerzen und Blutvergiessen. Die beiden Dromedare blickten einander verdutzt an, und riefen: Du hast ja zwei Höcker! Gott der Herr sagte zu den beiden Trampeltieren: Von nun an seid ihr beiden Kamele. Geht hinaus und vermehret euch.»

Mit dieser Geschichte hätte ich wohl locker eine A4-Seite gefüllt.
Beim Thema «Kommt die SVP zu ihrem zweiten Sitz wie das Kamel zum zweiten Höcker?» hätte ich eventuell mehr Mühe, eine A4-Seite einfach so aus dem Ärmel zu schütteln. Ich versuche es trotzdem:

Rein rechnerisch würde der SVP natürlich ein zweiter Höcker resp. Bundesratssitz zustehen. Soll Gott der Herr auch hier ins Geschehen eingreifen, und aus der einhöckrigen SVP-Vertretung eine zweihöckrige machen? Wer ist hier die sündige Eva? Eveline Widmer-Schlumpf? Wie soll so ein Hagelsturm über dem Bundeshaus aussehen? Und überhaupt: Ist die Konkordanz das gerechte Verhältnis aus dem Parlamentswahl-Ergebnis, sprich: Die Bundesratssitze werden arithmetisch gerecht verteilt?

Die Ironie meines Paradies-Eden-Aufsatzes ist doch, dass Hansjörg Walter Bauernverbandspräsident ist, und von Haus aus mit Tieren zu tun hat. Zwar nicht mit Dromedaren und Kamelen, aber immerhin mit Kühen.

Schaffts der Agro-Star, die SVP-Peinlichkeiten aus der Welt zu schaffen, und Bundesrätin Widmer-Schlumpf «wegzukonkordanzen»?

Ich denke, die Geschichte mit den Dromedaren und Kamelen hätten wir nun abgehandelt.
Wie wäre es aber jetzt mit etwas Realpolititk: Wieso gibt es eigentlich nicht griffigere Regeln, welche besagen, dass nach den Parlamentswahlen der Bundesrat auch dementsprechend zusammengesetzt ist? Wäre das nicht dem Wählerwillen gehochend?
Denn diese seit Wochen langsam lästigen Diskussionen stören mich mehr und mehr. Statt klarer Vorgaben, wie man nun den Bundesrat zusammenstellt, gibt es reine Wischi-Waschi-Diskussionen: Die einen wollen «ums Verrecken» an Eveline Widmer-Schlumpf festhalten. Die anderen wollen sie um jeden Preis abwählen. Wieder andere halten sich bedeckt, und tun so wie Kinder.
Chris von Rohr würde sagen: Bullshit, Dude! Recht hat er, denn die politische und wirtschaftliche Lage verlangt nach anderem Tun, statt diesem Affentheater.
Unsere gewählten Parlamentarier sollten (endlich) einen gemeinsamen Konsens finden, und die Konkordanz so regeln, dass sie unmissverständlich und klar ist, und kein «Bullshit». Der Bürger weiss langsam nicht mehr, wo oben und unten ist.

Der Titel dieses Blog-Beitrages «Kommt die SVP zu ihrem zweiten Sitz wie das Kamel zum zweiten Höcker?» wird am nächsten Mitwoch beantwortet.
Was in meinen Augen aber auch nach nächstem Mittwoch (unabhängig der Wahlausgänge) unbeantwortet bleiben wird, ist die Frage: Wann gibt sich unser Bundesparlament endlich eine saubere und unmissverständliche Konkordanz?

feldwaldwiesenblogger

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.