Nachlese zu den gestrigen Abstimmungen

Die Abzocker-Initiative wurde, auch dank Turbo Vasella, überdeutlich angenommen. Ausgezeichnet, jetzt kommt der Bund einfach nicht mehr umhin, etwas Handfestes gegen diese masslose Abzockerei zu unternehmen.

Ob jetzt der «Initiativ-Vater» Minder nun ein moderner Robin Hood (Neue Schwyzer Zeitung) ist, oder aber zu einem tragischen Helden (Weltwoche) wird, bleibt abzuwarten. Wie immer hängt das vom Parlament in Bern ab, und die waren ja unisono gegen die Initiative!
Trotzdem, Thomas Minder war für mich gestern der Held des Tages.

Fast die ganze Schweiz stimmte für die Abzocker-Initiative. Fast die ganze Schweiz? Nein, ein kleines, unbeugsames Dorf im Herzen vom Kanton Schwyz, mit unbezähmbaren Bürgern, stimmte dagegen. Ich spreche hier von meinem Heimatdorf Muotathal. Das schaffte es doch tatsächlich, ein Nein-Mehr zur Minder-Initiative in die Urne zu legen.
Wieso das so ist, ist auf den ersten Blick nicht sofort klar. Auf den zweiten Blick schon eher. Muotathal, früher mal CVP-Stammlande, ist nun (leider) SVP-Land geworden. Und da Blocher, Brunner und die SVP Schweiz gegen die Abzocker-Initiative votierten, tat das die die Mehrheit der Muotathaler natürlich auch.

Das ist in meinen Augen aber noch immer die halbe Wahrheit. Trotz kleiner SVP-Hochburg muss man da aber einen dritten Blick heranziehen: Die Muotathaler sind gegenüber Obrigkeit, woher die auch immer kommt (eigener Gemeinderat, Regierung Schwyz oder Bundesrat Bern, völlig egal) etwas störrisch. Sie stimmen dann lieber NEIN. Wie vorletztes Jahr zur Gemeinderats-Bekleidung.
Oder damals, als es darum ging, den 1. August als Feiertag zu installieren. Was stimmten damals die Muotathaler? Ihr ahnt es: Nein!
Diesmal nun das Nein zur Abzocker-Initiative, obwohl ganz sicher die ganze Bevölkerung die Abzocker hasst wie die Pest. Soll das mal einer verstehen!

Im heutigen Boten der Urschweiz stand aber auch, dass die Muotathaler mit Augenmass abstimmten. Gemeint ist nicht die Abzocker-Initiative, sondern eine sogenannte «Luxussanierung» ihrer vier Schiessanlagen. Dass saniert werden muss, stand ausser Zweifel. Die Frage war nur, für ca. 1 Million oder für 1,3 Millionen Franken.

Die Mehrheit der Bürger befand, dass das vom Kanton geforderte Minimum ausreiche. Was soll man dazu sagen? Sind das Bürger mit Augenmass? Nein, ich würde sagen: Störrische Bürger mit zuviel SVP im Blut, die zu allem Nein sagen.

Aber gern haben muss man die Muotathaler trotzdem! Ich finde trotz allem, zu einer Demokratie gehören auch Bürger, die nicht zu allem Ja und Amen sagen, was von «Oben» kommt. Ich muss selber zugeben, dass Blut öfters dicker ist, als sogenannte politische Vernunft. Denn auch ich stimme vielmals so, wie die Mehrheit unseres schönen Thals!

So, nun fertig politisiert. Hier habe ich noch einen kleinen Schnappschuss, aufgenommen letzten Samstag beim Skifahren in der Mythenregion.

feldwaldwiesenblogger

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