Onkel Walters Reise nach Burgdorf – Eine Kurzgeschichte


Onkel Walter

Walter ist heute früh aufgestanden. Er hat noch Ferien, und will die nützen. Nützen für wichtige Erkundigungen auf seiner Reise nach Burgdorf.
Onkel Walter fährt nämlich in gut dreieinhalb Wochen ans Eidgenössische Schwing- und Älplerfest, ans ESAF 2013. Dieses Wort hasst er wie die Pest: ESAF. Sowas kann auch nur den «Gstudierten» in Zürich unten in den Sinn kommen.

Walter fragt sich heute, wo er am Eidgenössischen seinen Wagen parkieren soll. Wo er wohl sitzen wird, auf welcher Tribüne? Mit Dach über dem Sitzplatz? Wo sich sein Hotel befindet? Wobei, nein, es ist gar kein Hotel. Kollege Heiri hat für ihn, und noch zwei weiteren Schwingerfreunden (Sepp und Franz), eine Übernachtungsmöglichkeit mit Frühstück gefunden. Gleich im Dorf Burgdorf, wie praktisch.

Walter fährt morgen nach Burgdorf, auf Erkundungstour. Er hat Respekt, ja sogar etwas Angst vor solch grossen Menschenmassen, die es wohl oder übel am «ESAF» geben wird. Deshalb möchte er sich vorbereiten. Die Schwingarena inspizieren, den Weg zur Unterkunft ablaufen. Den Parkplatz suchen, und die Distanzen zwischen den einzelnen Verbindungspunkten abschätzen.

Sein Kollege Heiri schüttelt zwar den Kopf und meint: «Das sei nur Zeitverschwendung.» Dies findet Walter aber überhaupt nicht. Denn schliesslich hat er ein Leben lang sich immer gut vorbereitet, Karten studiert und Auskünfte über dies und das eingeholt.

Onkel Walter, er wird nächstes Jahr pensioniert, holt heute also Erkundigungen für seine Fahrt nach Burgdorf ein. Dies ist aber heutzutage alles andere als einfach. Denn Walter kennt sich mit «dem modernen Zeugs», wie er es jeweils nennt, einfach nicht aus. Computer, Internet und Smartphones sind für ihn ein Graus. Viel lieber blättert er in einem Reiseführer oder in einer Stadt- und Landkarte.

Deshalb fährt der bald Mitt-Sechziger mit seinem Auto in die Stadt. Er sucht dort eine Bibliothek auf, mit der Hoffnung, dass sie Kartenmaterial und eventuell ein kleines Büchlein über Burgdorf haben.

Walter ist in einer kleinen Bibliothek am Stadtrand fündig geworden. Die Verkäuferin, eine etwas ältere Dame mit grauen Haaren und Brille, ist nett und hilfsbereit. Sie zeigt ihm sowohl Landkarten von Burgdorf, als auch ein paar kleine Büchlein über Burgdorf und dessen Umgebung. Walter kauft eine schöne Landkarte und ein kleines Geschichtsbüchlein über Burgdorf.

Hernach beklagen sich Walter und die Bibliotheksverkäuferin im Chor über die moderne Zeit, Elektronik und die Computer. «Dabei ist es doch so schön, in einer Bibliothek rumzustöbern», finden beide kopfnickend.
Bei dem netten Gespräch mit der Verkäuferin erzählt Walter von seiner Erkundungsreise nach Burgdorf und dem bald beginnenden Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest.
Die ältere Dame ist beeindruckt von Onkel Walters Vorbereitungssinn und wünscht ihm alles Gute für Burgdorf.

Zuhause setzt sich Walter in seinen Lieblingssessel am Fenster, und beginnt die Landkarte von Burgdorf zu studieren. Er sucht die Karte nach den Zufahrtsstrassen ab, und macht sich auf einem kleinen Schreibblock Notizen, wie und wo er am besten ins Zentrum von Burgdorf kommt.
Zufrieden lehnt sich Onkel Walter anschliessend zurück, und beginnt im kleinen Geschichtsbüchlein zu lesen. Dazu trinkt er ein kühles Bier und raucht genüsslich einen Stumpen.

Plötzlich läutet sein antiquiertes Telefon. Es ist Sepp, einer seiner Schwingerkollegen. Ganz aufgeregt erzählt ihm Sepp, dass feldwaldwiesenblogger in seinem Blog gestern den Bieri Christoph zum Topfavoriten des Eidgenössischen erkürt hat.
Onkel Walter versteht nur Bahnhof: feldwaldwiesenblogger – Wer? Blog – Was? Sepp hat ganz vergessen, dass sein Kollege Walter überhaupt keinen PC hat und vom Internet etwa so viel versteht wie eine Kuh vom Jodeln.

feldwaldwiesenblogger

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