Patrick Räbmatter nimmt Stellung zum BLICK-Artikel und sagt: «Wenn man im Schwingsport an der Spitze mithalten will, braucht es mittlerweile einen ordentlichen Zustupf.»

Die Schlagzeile «Räbmatter kämpft um seine Karriere» liess den Schwinger-Blog aufhorchen. Erst recht, als man im BLICK-Beitrag las, dass Patrick Räbmatter wegen fehlenden «Tausendern» ein abruptes Karriere-Ende droht. Dass im Schwingsport so unmissverständlich über fehlendes Geld gesprochen wird, ist sehr selten. Der Schwinger-Blog fragte darum bei «Räbi» nach.

Text: Schwinger-Blog

Der BLICK schreibt im erwähnten Text, dass Patrick Räbmatter ein aussergewöhnlicher Schwinger ist. Das ist er zweifellos, das sind andere aber auch. Den Spagat zwischen Beruf, Familie und Spitzensport wagen viele Schwinger, und drohen manchmal auch daran zu scheitern. ESAF-Schlussgangteilnehmer Matthias Aeschbacher erklärte im kürzlich ausgestrahlten DOK-Film «So ist Sport», dass die Spitzenschwinger eigentlich «Halb-Profis» seien. Räbmatter konnte vor dem «Eidgenössischen» sein Arbeits-Pensum aus finanziellen Gründen nur geringfügig reduzieren. Und mutmasst, dass er wohl aus diesem Grund den Kranz in Pratteln nicht gewinnen konnte. 

Ein grosses Themen-Gebiet mit vielen offenen Fragen

Ist «Räbi’s» Mutmassung aber nicht zu kurz gegriffen? Arbeiteten alle ESAF-Kranzgewinner vor dem Mega-Anlass in einem reduzierten Pensum? Wie ist das mit dem Finden von geeigneten Sponsoren? Darf man im Schwingsport über fehlendes Geld sprechen? Überholt die Moderne die traditionsreiche Sportart? Ist die «Amateur-Sportart» Schwingen für einige längst zum lukrativen Geschäft geworden, und andere bleiben auf der Strecke? Man stellt fest, dass sich hier ein grosses Spannungsfeld auftut. Und dieses müsste mit mehreren Kontrahenten ausgiebig diskutiert werden. Aus diesem Grund konzentriert sich der Schwinger-Blog heute auf die Sicht des Aargauers und fragte bei ihm nach.

Patrick Räbmatter spricht ganz offen über zusätzliches Sponsoring und stösst so eine offene Debatte an

 Bild: esv.ch

War das im BLICK ein Hilferuf von dir?

«Ja. Was im Artikel ausgedrückt wird, ist meine reine Ehrlichkeit. Es ist aber nicht so, dass ich meine Karriere beende. Ohne finanzielle Unterstützung kann ich mit Tommy Herzog nicht mehr weitertrainieren. Deshalb telefonierte ich mit dem BLICK-Journalisten Marcel W. Perren und erläuterte ihm meine Situation. Dieser meinte, dass er über meinen Fall schreiben werde. Aber: Im besagten Artikel wurde etwas gar stark dramatisiert. Seine Wirkung verfehlte das Ganze aber nicht.»

Wie sahen die Reaktionen denn aus?

«Ich erhielt ein paar Anrufe. Ich gehe bei möglichen Sponsoren nun vorbei und höre mir ihre Angebote an. Es ist nicht so, dass sie einfach ohne weiteres Geld geben. Die anderen Reaktionen konnte man in den Kommentarspalten unter dem BLICK-Artikel lesen. Diese fielen unterschiedlich aus.»

Wie sah dein bisheriges Sponsoring eigentlich aus?

«Ich habe drei Sponsoren. Zwei unterstützen mich mit einem kleineren, einer mit einem grösseren Beitrag. Das Leben wird nicht billiger und es stehen immer wieder Veränderungen an. Es gibt halt etliche Leute, die nicht so ein grosses Einkommen haben. Und: Wenn man im Schwingsport an der Spitze mithalten will, braucht es mittlerweile einen ordentlichen Zustupf.»

Was denkst du, kann man als Spitzenschwinger nur noch mit einem reduzierten Arbeits-Pensum erfolgreich sein?

«Ich arbeite derzeit 100 Prozent und gewann meine beiden Eidgenössischen Kränze auch bei einem 100 Prozent Pensum. Es ist einfach ein Traum von mir, weniger zu arbeiten, um mehr Zeit fürs Training zu finden. Die noch aktiven Schwingerkönige und einige absolute Spitzenschwinger können ihr Pensum gut reduzieren. Aber: Vielleicht ist mein Bauchgefühl falsch, und ich sollte so weiter machen wie bisher.»

«Räbi» ist ein spontaner Typ und immer wieder für Überraschungen gut, wie in diesem Sommer nach dem verlorenen Schlussgang am «Aargauer»

landbote.ch

Was sagst du zu folgender Aussage: Die «Amateur-Sportart» Schwingen ist für einige längst zum lukrativen Geschäft geworden, andere bleiben auf der Strecke.

«Ich denke, dass vor allem die absoluten Spitzenschwinger einen schönen Batzen verdienen. Nach hinten geht es dann rasch bergab.»

Der Spagat zwischen Beruf, Familie und Spitzensport ist gross. Was meinst du, müsste dies der Eidgenössische Schwingerverband (ESV) vermehrt in seine Agenda aufnehmen?

«Der ESV muss sich diesbezüglich nicht einbringen. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Und es ist schliesslich auch der Ehrgeiz von jedem Schwinger, ob man vorne dabei sein will oder nicht.»

Müsste der ESV nicht auch die Schwinger hinsichtlich Sponsoring sensibilisieren?

«Auch hier denke ich, dass es mit gesundem Menschenverstand gehen sollte und weitere Hilfe vom ESV nicht nötig ist. Die Informationspolitik vom Schwingerverband ist ansonsten sehr gut. Nein, es geht um die persönliche Unterstützung: Die meisten der absoluten Spitzenschwinger haben einen Manager. Ich habe keinen Manager und mache alles selbst.»

Wie geht es bei dir nun weiter?

«Meine Karriere geht so oder so weiter. Ich werde mindestens bis zum nächsten «Eidgenössischen» 2025 weiterschwingen. Wenn das mit dem zusätzlichen Sponsoring nicht funktioniert, muss ich die Zusammenarbeit mit Tommy Herzog wohl beenden und mich betreffs Athletiktraining anders organisieren.»

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