Im zweiten Teil des Saisonrückblickes mit René erfahren wir heute unter anderem, was er für eine Bilanz als TK-Chef der Jungschwinger vom Schwyzer Kantonalverband zieht. Daneben schnitten wir in unserem äusserst interessanten Gespräch aber auch ganz allgemeine Themen an.
René Schelbert, Präsident Schwingklub Muotathal
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René ist auch TK-Chef der Jungschwinger vom Schwyzer Kantonalverband.
Wie sieht für dich dort die Saisonbilanz aus?
Es lief tipptopp. Wir hatten einen erfolgreichen Auftritt am Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag (ENST) in Aarburg. Das Ziel für das ENST waren fünf Auszeichnungen. Unsere sieben Teilnehmer holten fünf Auszeichnungen, dieses Ziel wurde somit erreicht. Zudem hatten wir mit Michi Gwerder aus Brunnen einen Teilnehmer beim Jahrgang 2000 im Schlussgang. Auch sonst erzielten wir während der Saison sehr gute Resultate.
Michi Gwerder ist übrigens im Kanton Schwyz der Überflieger, und gewann eigentlich fast alles. Nächstes Jahr wird er bei den Aktiven starten.
Welche Schwyzer Jungschwinger könnten dereinst bei den Aktiven für Furore sorgen?
Bei den unter 20-Jährigen tippe ich auf Dario Gwerder. Er ist einer, der an die Spitze kommen wird. Bei den anderen ist es schwierig zu sagen. Der erwähnte Michi Gwerder bringt sicher gute Voraussetzungen mit, ist aber erst 15 Jahre jung.
René erzählte weitere interessante Fakten zu den Nachwuchsschwingern:
Die besten Jungschwinger beim ISV haben derzeit die Luzerner, gefolgt von den Schwyzer Jungschwingern. Weiter die Ob-/Nidwaldner, vor dem Zuger und Urner Nachwuchs, die etwa gleichauf liegen.
Im Frühling halte ich als TK-Chef der Schwyzer Jungschwinger jeweils eine Sitzung mit den TK-Chefs der einzelnen Schwingklubs ab. Dabei werden unter anderem die Neuerungen besprochen. Weiter besuche ich bei jedem Schwingklub pro Jahr ein Training, um die Jungschwinger besser kennen zu lernen. Ich besuchte zudem diese Saison jedes Jungschwinget im Kanton.
Was bewertest du diese Saison ganz allgemein als positiv, was als negativ?
Schlecht ist, dass die Schwinger ganz allgemein zu wenig Rangschwingfeste besuchen. Auch im Kanton Schwyz und in der ganzen Innerschweiz. Der Grund könnte sein, dass einigen Schwingern die Leidenschaft und der Biss fehlen. Im Klub sollten die erfolgreichen Schwinger auch diesbezüglich eine Vorbildfunktion haben. 12 bis 15 Schwingfeste pro Jahr sollte jeder Schwinger besuchen. Für das trainieren die Schwinger doch. Eine Schwingfestteilnahme ist immer noch das beste Training.
Positiv ist, dass wir vom Schwingklub Muotathal in der glücklichen Lage sind, dass unsere Schwinger fleissig an den Festen schwingen.
Als Vergleich: Einige Schwinger besuchten zu ihren besten Zeiten gar 20 bis 30 Schwingfeste pro Jahr. Dazu zählen beispielsweise Stefan Burkhalter, früher Edi Kündig oder Hanspeter Pellet.
Ist die Professionalisierung des Schwingtrainings für die Jungschwinger eher positiv oder manchmal eher negativ? Wenn man bedenkt, dass sie manchmal gemäss Manfred Schneider (Technischer Leiter Jungschwingen beim ESV) sich zu viel zutrauen und ihre Gesundheit strapazieren. In der neusten Ausgabe von Schwingen. Das Magazin. erklärt er: „Manchmal habe ich etwas Angst um die Jungen.“ Wie siehst du das?
Ich habe das Gefühl, das einige Schwinger zu früh mit dem Krafttraining beginnen. Beim Schwingklub Muotathal sagen wir, dass die Athleten erst mit 16 Jahren, also wenn sie zu den Aktiven wechseln, mit Krafttraining beginnen sollen.
Sie sollen sorgfältig beginnen und am Anfang nicht mehr als ihr eigenes Körpergewicht auflegen. Wir haben in unserem Schwingkeller selber Geräte fürs Krafttraining. Unsere Schwinger werden dabei vom Technischen Leiter Erwin Betschart instruiert. Diese Saison erstellte uns Thomas Lamparter, welcher in den 2000er Jahren zu den besten Anschiebern im Bobsport gehörte (unter anderem bei Beat Hefti, Ivo Rüegg und Martin Annen), einen Trainingsplan.
Bei unserem Schwingklub wird aus meiner Sicht gut trainiert. Diese Saison verletzte sich niemand. Abgesehen von ein paar kleineren Blessuren, der Knieoperation von Stefan Heinzer im Februar und Guido Gwerder’s Problemen mit den Knien.
Was meinst du ganz allgemein zu der immer grösseren Vermarktung von gewissen Spitzenschwingern? Haben da Schwingklubs ohne solche „Spitzenschwinger“ als Zugpferde nicht Nachteile?
Jein. Wenn ein Spitzenschwinger viel Geld verdient, kann es in jenem Klub auch zu Unstimmigkeiten kommen. Oder wenn gewisse Spitzenschwinger in ihren eigenen Schwingklubs keine Trainings mehr besuchen, haben die eigenen Leute auch nichts von ihm. Ein Nachteil ist das also nicht, wenn in einem Klub absolute Spitzenschwinger fehlen.
Erfolgreiche Spitzenschwinger sollten Vorbilder sein, und Grösse gegenüber den jüngeren Schwingern und dem Nachwuchs zeigen. Leider geht es bei einigen Spitzenschwingern mehr ums Geld als nur um Ruhm und Ehre. Es kommt auch immer darauf an, wie viel Geld im Spiel ist.
Aber: Es sind laut Zeitungsberichten sowieso nur eine Handvoll Schwinger, die wirklich viel Geld verdienen.
Was meinst du: Wird es irgendwann mehrere Schwinger geben, die von ihrem Sport leben können?
Ich denke, das wird eher weniger der Fall sein. Schwingerkönig Matthias Sempach könnte zwar jetzt schon davon leben. Die Arbeit daneben ist aber sicher auch für die absoluten Spitzenschwinger eine Abwechslung. Du kannst als Schwinger auch nicht den ganzen Tag trainieren. Zudem, mit wem will er untertags ein Schwingtraining machen, wenn praktisch alle anderen Schwinger einer Arbeit nachgehen? Ich denke, der Eidgenössische Schwingerverband (ESV) strebt das auch nicht an, und das Schwingervolk würde das bestimmt nicht goutieren, wenn einige Schwinger plötzlich Profisportler würden.
Die Sponsoren erwarten automatisch, dass die unterstützten Schwinger am Abend zuvorderst stehen, damit man ihr Logo auf der Werbefläche der Schwinger sieht. Aber: Ich staune immer wieder über das Sponsoring, und deren Ausmass. Dass sich die Firmen dies nur schon leisten können, momentan mit den wirtschaftlichen Problemen bezüglich des Euros.
Zum allgemeinen Schwing-Boom machte sich René auch Gedanken:
Der Schwing-Boom macht sich auch diesbezüglich bemerkbar, dass zurzeit sehr viele Firmen und Geschäftsleute mit dem Schwingen Werbung und Geld machen wollen. Wenn irgendwo ein Geschäft neu eröffnet wird, dann ist bestimmt ein Schwinger bei der Eröffnung dabei. Schwingen ist einfach „in“. Viele Leute gehen auch deshalb an Schwingfeste, eben weil es „in“ ist. Eine alte Weisheit: Es sind immer dort am meisten Leute, wo sich sonst schon sehr viele befinden. Dies ist beim Schwingsport momentan auch der Fall.
Die erfolgreichen Muotathaler Kranzgewinner beim diesjährigen Schwyzer Kantonalen Schwing- und Älplerfest in Küssnacht SZ
Bildquelle: René Schelbert
Hast du einen besonderen „schwingerischen“ Wunsch für das nächste Jahr?
Das Wichtigste ist sicher, dass unsere Schwinger gesund bleiben. Weiter, dass unsere Muotathaler Schwinger möglichst viel und gut trainieren, und möglichst viele ans Eidgenössische fahren können. Im Jahr 2016 sollte nebst dem Beruf das Schwingen während einem halben Jahr Trumpf sein. Wenn es gut läuft, rechne ich mit fünf Muotathaler Schwingern, welche nach Estavayer reisen dürfen. Wir nehmen selbstverständlich auch mehr. Der ISV kann übrigens 85 Schwinger entsenden.
Ausblick auf nächste Saison
René erzählte zum Abschluss des Gesprächs, dass beim Muotathaler Rangschwinget im nächsten Frühling die beiden Berner Schwingklubs Simmental (Kilian Wengers Schwingklub) und Sumiswald eingeladen sind. Bei der Einladung vom Schwingklub Simmental ist die Bewilligung vom ESV noch ausstehend. Beim Emmentalischen Gaufest in Sumiswald anfangs Juni sind sechs Muotathaler Schwinger eingeladen. Auch hier ist die Bewilligung vom ESV noch hängig.
Zum Schluss des Zweiteilers „Saisonrückblick mit René Schelbert“ bedanke ich mich beim umsichtigen Schwingklubpräsidenten und TK-Chef der Schwyzer Jungschwinger für das Gespräch. Ihm und den Schwingern wünsche ich einen erholsamen Winter mit einer guten Basislegung für die Saison 2016.
feldwaldwiesenblogger