Schlechte und dicke Luft im Muotathal

schlechte Luft
(Bildquelle: www.blick.ch)

Die liebe Presse verkündete ja unlängst wie schlecht die Luft in unserem schönen Bergtal sein soll. Erst nahm sich der Bote der Urschweiz, dann 20 Minuten und schlussendlich der „liebe BLICK“ der Sache an. Ich berichtete auf Twitter und Facebook darüber bereits auch schon.

Meine Wenigkeit darf als Chemielaborant dazu sicher ein wenig seinen Senf abgeben. Denn: Muotathal gleich als den Schweizer Ort mit der schlechtesten Luft darzustellen ist nicht nur eine unverschämte Frechheit von Seiten der Presse. Es zeigt einmal mehr, dass sie gewisse Dinge einfach nicht sauber recherchieren.

Hätten die sich nämlich die Mühe gemacht, hätten sie flächendeckende Messreihen über die ganze Schweiz heranziehen müssen. Und nicht nur mit der Stadt Zürich vergleichen dürfen. Ergo heisst das für mich und die ahnungslosen Zeitungsleser: Wenn ein Ort schlechtere Luftwerte aufweist als Zürich, dann muss in jenem Ort wirklich die schlechteste Luft der Schweiz sein. Eine seltsame Logik und ein absolut dämlicher Witz…

Von wann genau die „publizierten“ Messresultate sind, weiss ich nicht. Ich bin dieser Geschichte nicht weiter nachgegangen, und habe auch keine Recherchen angestellt. Meine Vermutung geht aber in die Richtung, dass die Messreihe nicht von diesem Winter sein kann. Denn der hat noch gar nicht fertig…
Weiter ist auch nicht bekannt, ob in Zürich unter gleichen Bedingungen gemessen wurde wie im Muotathal.

Von Berufes wegen weiss ich nämlich, dass man nur Äpfel mit Äpfel und Birnen mit Birnen vergleichen darf. Der BLICK und die anderen beiden Medienerzeugnisse verglichen aber Äpfel mit Birnen und umgekehrt. Das will heissen: An beiden Orten wurde garantiert unterschiedlich gemessen, an unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, bei unterschiedlichen Bedingungen. Man könnte diese Zufallsparameter noch um einiges erweitern. Zudem ist die geografische Lage, das Klima und das Wetter bei solchen Messungen ein weiterer wichtiger Faktor. Diese Dinge wurden aber wohlweisslich unter den Tisch gekehrt, einer Schlagzeile zuliebe.

Klar, ich will die Luftwerte im Muotathal nicht schönreden. Wir haben ein Luftproblem, und es wurde erkannt. Wie Gemeindepräsident Franz Föhn gestern im Bote-Samstagsinterview aber so schön sagte: „Wir regeln das im Muotathal unter uns.“

Also bitte schön, liebe Presse: Lasst das uns auch regeln und schreibt bitte in Zukunft über Sachen, die vergleichbar sind. Denn eure Unterstellungen sind haltlos und wirklich frech. Ohne jeden wissenschaftlichen Wert. Und, um noch ein wenig nachzutreten: Wie sehen die Luftschadstoffwerte in vergleichbaren Talschaften aus? Aha, auf die Idee ist man nicht gekommen? Soso…

dicke Luft
(Bildquelle: Bote der Urschweiz)

Neben der „schlechten“ Luft herrscht seit einigen Tagen im Thal auch „dicke“ Luft. Auch darüber habe ich auf Twitter und Facebook berichtet. Da ich den Sachverhalt aber zu wenig kenne, will ich nicht Position für irgendeine Partei beziehen. Im Gegenteil: Ich rate den Befürwortern und den Gegnern dieses Bauprojektes so rasch wie möglich zusammen zu sitzen.

Wie immer geht es dabei auch um Geld. Um allenfalls verletzten Stolz. Um was weiss ich noch. Ich bitte die Betroffenen aber trotzdem erst mal tief durchzuatmen, und erst dann an den runden Tisch zu sitzen. Übertriebene Emotionen, Schuldzuweisungen, Unterstellungen und weitere ähnliche Gefühle haben bei den Gesprächen nichts zu suchen. Vermutlich wäre es auch ratsam, einen Mentor, also einen neutralen und besonnenen Gesprächsleiter, hinzu zu ziehen.

Für mich müsste es bei dem Gespräch (oder wahrscheinlich den Gesprächen) erstmal eine Auslegeordnung geben. Jeder müsste zuerst seine Position darlegen: Warum und wieso.

Weiter gilt zu klären, wieso dieses Projekt erst praktisch durchgewinkt wurde, und jetzt plötzlich Widerstand erfährt. Für mich ein zentraler Punkt. Was ist da in der Zwischenzeit vorgefallen, was hat sich verändert?

Wenn alle Fakten auf dem Tisch sind kann man darüber sprechen und verhandeln. Zudem sollen unbedingt neue Überlegungen dazu angestellt werden: Welche gemeinsamen Nenner gibt es? Welche Zugeständnisse können bei welchem Punkt gemacht werden? Gibt es bereits neue Lösungsvorschläge?

In meinen Augen ein ganz wichtiger Punkt ist der Faktor Mensch und die Umwelt. Wurde das bestehende Projekt diesbezüglich auf Herz und Nieren geprüft? Welche Zugeständnisse würden Ralf Suter und der Einwohnerverein Ried allenfalls machen?

Wie sieht das bei der Firma Schelbert AG aus: Welche Projektänderungen lägen drin? Bei welchen Punkten könnten sie sich den Gegnern annähern? Gab es allenfalls Missverständnisse bei der Kommunikation des Vorhabens?

Man sieht auf einen Blick, dass aus dicker Luft herrlich frische Winterluft werden könnte, wie sie heute Sonntag in unserem Thal vorherrscht.
Dank dem Regen und Schnee wurde die „Dreckluft“ in den letzten Tagen nämlich wieder „reingewaschen“. So könnte es bei besonnenem Gesprächsverlauf anschliessend auch aussehen. Vielleicht braucht es wirklich zuerst ein reinigendes Gewitter in Form von „Dampf ablassen“ beim Beginn der Gespräche.
Wie ich oben angeraten habe: Erst alle Fakten auf den Tisch, und die Parteien hören einander zu, eine sogenannte „Chropfleerete“.

dicke luft im paradies
(Bildquelle: www.christian-habicht.de)

Das Bild passt doch hervorragend zu unserer Situation im Muotathal: „Dicke Luft im Paradies“. Die Luft ist nicht immer ganz rein und bei gewissen Parteien herrschen zurzeit leichte atmosphärische Störungen.

Wie bei dem älteren Ehepaar, welches sich wegen einer Meinungsverschiedenheit im Haar liegt, ist die Sachlage auch bei uns nicht weiter schlimm. Dinge, welche anständige Bürger miteinander lösen können. Man muss zudem nicht immer gleicher Meinung sein, um trotzdem einen gemeinsamen Konsens zu finden.

Bei der Luft müssen wir uns Muotathaler selber an der Nase nehmen, und sich bei gewissen Dingen auch hinterfragen. In diesem Bereich haben nicht immer alle ihre Hausaufgaben gemacht. Ich bin aber sicher, dass die Gemeindehörde Hilfestellung bei allfälligen Fragen und Probleme bietet.

Und: Wir Muotathaler sind im Stande, unsere Probleme selber zu lösen. Die Presse kann uns da (manchmal) mal…

feldwaldwiesenblogger

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.