(Bildquelle: www.google.com/culturalinstitute)
Edvard Munch’s Schrei entstand 1910. Wem oder was dieser Schrei wohl einst galt?
Heute schreit sein Schreier nach dem Montag. Zurück liegt ein verlängertes Herbstwochenende, vor uns eine windige und trübe Herbstwoche.
Heute gilt sein Schrei ganz klar dem Montag. Dem ersten Arbeitstag einer neuen Woche. Der Schreier schreit die neue Woche ein. Laut und klagend. Aber wieso?
Für die meisten ist doch das Wochenende ein schreiendes und lärmiges Unterfangen. Der Montag dagegen wird gemächlicher angegangen. Ohne lärmiges Geschrei eines Schreiers. Und trotzdem schreit er?
Ist der Schrei womöglich ein Zeichen von Verlangen? Verlangen nach dem ersten Kaffee, nach der ersten Kaffeepause, nach dem ersten Feierabend der Woche? Gut möglich.
Jedoch macht die Gestalt, gelinde gesagt, einen etwas verzagten Eindruck. Diese Gestalt schreit doch nicht (nur) nach einem Montagskaffee. Nach was denn noch?
Ist der Schrei des Schreiers womöglich nicht nur ein Schrei nach Montag, sondern vielmehr auch ein Wehklagen, weil der Winter bald ins Land zieht?
Die bunten Farben zeigen ein welkendes Jahr, dass sich dem Ende zuneigt und stirbt. Es wird Winter. Vorher aber folgt das Wehklagen, die Stürme, das Brachiale, die Urgewalten der Natur.
Dann wird es still. Wenn der Winter im Land ist, kehrt Ruhe ein. Der Schreier verschwindet wieder, er hat ausgedient. Das Land beginnt unter einer Schneedecke zu schlafen.
Nur, jetzt bin ich abgewichen. Vom eigentlichen. Vom Schrei nach Montag. Dem Montagsschreier. Munch’s Montagsschreier.
Mir will aber nicht einleuchten, wieso er so verzagt, ja richtig gehend verzweifelt, dreinblickt. Was ist geschehen?
Hatte er womöglich kein schönes Wochenende?
Die Zwei im Hintergrund, ein Mann und eine Frau, schickten den Schreier voraus. Um zu schreien, um den Montag einzuschreien.
Was für eine Art Schrei ist der Schrei nach Montag? Ein verzagter, ein hoffnungsloser oder gar ein freudiger?
Ein freudiger Schrei würde ein freudigeres Gesicht nach sich ziehen. Es muss ein trauriger Schrei sein. Ein Sehnsuchtsschrei nach dem Ende, in diesem Fall dem Wochenende?
Die Ärzte, eine Berliner Punkrockband, besangen dereinst den «Schrei nach Liebe». Munch’s Schreier schreit nach dem Montag. Dem wievielten auch immer?
Ich habe mich schon manchmal gefragt: Wie oft war in der Menschheitsgeschichte schon Montag? Und ist das der Tag, der bisher am meisten vorkam?
Mit diesen Gedanken nähern wir uns dem Kern des Schreis nach Montag. Es ist unwiderruflich eine Tatsache, dass nach einem Sonntag ein Montag kommt. Dieses Naturgesetz, von wem auch immer in Stein gemeisselt, beschreit unser Schreier.
Ein Schrei nach Montag ist gleich bedeutend, wie einen Aufbruch zu wagen. In dem Fall den Aufbruch in eine neue Woche.
Der Aufbruch in eine neue Woche lässt unseren Schreier nach dem Montag schreien. Ich frage mich: Würde er in den Ferien einen Montag auch so beschreien, oder sind für ihn dann alle Wochentage wie Samstag oder Sonntag?
Irgendwie scheint mir in diesem Fall nur eines klar: Der Schrei nach Montag verlangt, und zieht eine Arbeitswoche nach sich.
In dem Sinne, wünsche ich Euch, liebe Leserinnen(und aussen) einen guten Wochenstart mit einem gehörigen Schrei nach Montag!
feldwaldwiesenblogger