Vorschau auf das Stoos-Schwingfest

schwingkolumne

So Petrus will, findet kommenden Sonntag das Stoos-Schwingfest statt. Nach dem Abschluss der Kantonalen Feste in der Innerschweiz startet nun der Reigen der Bergfeste. Traditionell erfolgt dies jeweils mit dem Bergklassiker um Mitte Juni auf dem Stoos.

Letztes Jahr waren die Berner und die Südwestschweizer zu Gast. Nicht von ungefähr trugen gleich zwei der stärksten Berner mit Kilian Wenger und Christian Stucki den begehrten Sieg davon.
Dieses Jahr sieht die Ausgangslage ein wenig anders aus: Die 50 Innerschweizer Schwinger werden von 30 Nordostschweizer und von zehn Nordwestschweizer Sägemehl-Athleten herausgefordert.
Die Nordostschweizer werden vom Team-Leader und mehrfachen Kranzfestsieger Daniel Bösch und dem unverwüstlichen Arnold Forrer angeführt. Weitere acht Eidgenossen (unter anderem Beat Clopath und Andy Büsser) reisen aus dem NOS-Gebiet an. Zudem das Jungtalent Armon Orlik, welcher beim Zürcher Kantonalen seinen ersten Kranzfestsieg feiern konnte.

Bei den Nordwestschweizer Gästen ragen die beiden Eidgenossen Christoph Bieri und Remo Stalder heraus. Bieri, welcher kürzlich das Aargauer Kantonale gewann, ist dieses Jahr nach dem Ausfall von Mario Thürig dort ganz klar die Nummer eins.

andreas ulrich
Andreas Ulrich
Bildquelle: andiulrich.ch

Die Innerschweizer Elite wird von den starken Schwyzern angeführt. Dazu gehören diesmal Andreas Ulrich, Philipp und Adi Laimbacher, Martin Grab, Bruno Nötzli sowie Mike Müllestein.
Die Luzerner Farben werden von vier Eidgenossen vertreten, allen voran die Brüder Hansjörg und Philipp Gloggner. Begleitet werden sie vom erst 18-jährigen und jetzt schon zu den besten Luzernern gehörenden Joel Wicki.
Die Ob- und Nidwaldner Delegation wird von den Eidgenossen Benji von Ah, Peter Imfeld und Marcel Mathis angeführt.
Die Zuger und die Urner schicken gute Mittelschwinger auf den Stoos.

Zum starken Teilnehmerfeld gehören 24 Eidgenossen, sowie viele Kranzfestsieger. Bei so einer Besetzung braucht es eine konstante und solide Leistung, um überhaupt den Kranz erkämpfen zu können. Zudem eine sehr starke Tagesform, um den Sieg zu erringen. Die Ausgangslage ist spannend, interessante Kämpfe sind vorprogrammiert.

Wie oben erwähnt, ist die Ausgangslage für die Innerschweizer heuer weniger delikat als noch vor einem Jahr. Die Nordostschweizer und die Innerschweizer Schwinger befinden sich fast auf Augenhöhe, wobei ich die ISV-Leute um einen Tick besser einstufe. Beide Teilverbände sind von der Stärke her hinter den Bernern anzugliedern. Dennoch muss man kein Prophet sein, wenn man behauptet, dass höchst wahrscheinlich einer der Schwyzer Schwinger den Sieg davontragen könnte. Am ehesten traue ich den Andreas Ulrich zu. Der in dieser Saison bereits zweifache Kranzfestsieger (Basel Städtischer Schwingertag und Zuger Kantonales) stand auf dem Stoos noch nie zu Oberst. Dieser Titel würde ihm nicht nur gut anstehen, Ulrich ist momentan auch in einer tollen Form.
Die Gebrüder Laimbacher sind schwierig einzuschätzen. Adi ist auf seiner Abschiedstournee, auf der Rigi bestreitet er vermutlich sein letztes Schwingfest einer langen und erfolgreichen Karriere. Der starke Sennenschwinger kann unbeschwert auftreten und ist alleweil für eine Überraschung gut. Sein Bruder Philipp schwang im Frühling bisher gut, aber nicht herausragend. Die Stoos-Luft behagte ihm in der Vergangenheit meist sehr gut. Nicht von ungefähr gewann er das Bergfest schon viermal. Die Chancen für einen fünften Sieg sind nicht schlecht.
Martin Grab, Bruno Nötzli und Mike Müllestein traue ich den Kranz zu, aber nicht den Sieg. Grab ist zwar gut in die Saison gestartet, sein Faktor „Alter“ darf man aber nicht vergessen. Nötzli und Müllestein sind in einer guten Form, bis ganz nach vorne wird es aber beiden (noch) nicht reichen.
Der Obwaldner Benji von Ah zeigte zuletzt am Urner (Festsieg) und beim Luzerner Kantonalen (3. Rang) starke Leistungen. Auch ihn habe ich auf der Rechnung und zähle deshalb den bärtigen Turnerschwinger zum engeren Kreis der Favoriten.

daniel bösch
Daniel Bösch
Bildquelle: danielboesch.ch

Bei den Nordostschweizern haben auf dem Papier wohl Daniel Bösch und Nöldi Forrer die besten Chancen. Den Tagessieg traue ich aber beiden nicht zu. Bei Forrer ist es einerseits das Alter, andererseits sein Trainingsrückstand wegen einer Verletzung im Winter/Frühling. Bösch ist zwar in seiner Heimat mit zwei Kantonalfestsiegen wieder stark in die Saison eingestiegen. Die Einsätze letztes Jahr ausserhalb der Nordostschweiz überzeugten aber nicht, oder zumindest nur teilweise. Ein Sieg auf dem Stoos wäre für mich eine Riesenüberraschung. Ebenso, wenn einer vom Trio Beat Clopath, Andreas Büsser oder Armon Orlik ganz oben aus schwingen würde.
Da die Nordostschweizer bei ihren Kantonalfesten keine Gäste von ausserhalb ihres Teilverbandes einladen, wird das für sie ein erster echter Härtetest. Dieser hat Daniel Bösch beispielsweise letztes Jahr bei seinem ersten Auftritt der Saison auf fremdem Terrain, auf dem Weissenstein, nicht bestanden. Ob das hartnäckige Festhalten an der Devise „keine Gäste ausserhalb des eigenen Teilverbandes“ nicht eher zu einem Nachteil gereicht? Im Prinzip wahrscheinlich schon, da das Messen mit starken Gegnern fehlt. Andererseits geht das aber auch in Ordnung, denn ein zu grosser „Schwingertourismus“ wie in den anderen vier Teilverbänden ist in meinen Augen auch nicht erstrebenswert.

Die Nordwestschweizer haben nur eine dünne Spitze. Der einzige Schwinger mit einer reellen Siegchance ist Christoph Bieri. Dieser möchte aber wohl in erster Linie seinen noch fehlenden Stoos-Kranz gewinnen. Ich vermute, dass er deswegen nicht volles Risiko gehen wird. Aber ein Exploit des starken Aargauers ist natürlich nicht ausgeschlossen. An einem guten Tag ist Bieri alles zuzutrauen, auch der Festsieg.

stoos Schwinget 2014
Stoosschwinget von 2014
Bildquelle: stoosschwinget.ch

Man kann es drehen und wenden wie man will: Auch ein Bergkranzfest ist nicht verschont vor Überraschungen. Dieses Jahr gab es schon ein paar Neulinge in Sachen Kranzfestsiege. Wieso nicht auch auf dem Stoos?
Wer weiss, vielleicht kann ein Erich Fankhauser seinen Schwung vom Luzernern Kantonalen auf den Stoos mitnehmen, oder Mike Müllestein den seinigen als frisch gebackener Kranzfestsieger? Vielleicht sticht am Sonntag Benji von Ah mit Tschifeler-Power alle aus?
Oder ein Daniel Bösch ist stärker als letztes Jahr, und kann den Innerschweizern ein Schnippchen schlagen?
Ich tippe so oder so auf einen der arrivierten Schwinger. Ein Blick auf die Siegerliste der letzten Jahre verrät, dass praktisch jedes Mal einer der Favoriten den Sieg davontrug.
Ich wiederhole mich gerne: Ohne Berner Beteiligung wird der Sieger ziemlich sicher ein Schwyzer sein. Mein grösster Favorit ist Andreas Ulrich. Letztes Jahr war Ulrich kurz vor dem Fest erkrankt, konnte dennoch teilnehmen, verpasste aber den Kranz um einen halben Punkt.
Christian Schuler, ein Schlussgangteilnehmer vom letzten Jahr, verzichtet dieses Jahr auf einen Start. Ein bärenstarker Gegner weniger für Ulrich…

feldwaldwiesenblogger

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