Der in zehn Tagen stattfindende Kilchberger Schwinget findet nur alle sechs Jahre statt und wurde seinerzeit vom Juristen Emil Huber begründet. Die erste Austragung fand übrigens 1927 statt.
Seit einigen Tagen mache ich auf Twitter und Facebook tägliche eine kleine Vorschau auf den Kilchberger Schwinget. Diese Vorschau beginnt jeweils mit «Noch xx Tage bis zum Kilchberger Schwinget». Dazu suche ich allerlei Interessantes und Wissenswertes samt Bildern zusammen, und stelle es auf die beiden Social Media-Plattformen. Hier der Link auf Twitter: feldwaldwiesenblogger’s Twitterkanal
Letzte Woche habe ich die Kranzfest-Bilanzen meiner fünf Projektschwinger abgehandelt, und zugleich auch deren Chancen auf einen möglichen Kilchberg Sieg abgeschätzt.
Summa summarum könnte man sagen, dass ich von diesen Fünfen Christoph Bieri die grössten Chancen auf den begehrten Sieg einräume.
(Bildquelle: feldwaldwiesenblog.ch)
Die Besetzung eines Kilchberger Schwingets ist mit nur gerade 60 Schwingern natürlich so top besetzt, dass es im Vergleich mit einem Eidgenössischen Schwingfest ein noch härterer Wettkampf ist.
Die Siegerliste der letzten Jahre (Christian Stucki, Jörg Abderhalden, Niklaus Gasser, Eugen Hasler und Ernst Schläpfer) zeigt, dass jeweils nur ein Topschwinger aus seiner Zeit dieses Schwingfest mit eidgenössischem Charakter gewann.
Das wird auch diesmal nicht anders sein. Dazu schrieb ich letzte Woche: «Aber zum Kilchberger Sieg reicht es wohl nur einem absoluten Spitzencrack, wie Sempach, Wenger oder Stucki. Allenfalls noch Bösch, Bieri oder mit Aussenseiter-Chancen Philipp Laimbacher und Florian Gnägi.»
Mit dieser Aufzählung habe ich wohl die grössten Favoriten erwähnt, allenfalls habe ich Mario Thürig, den Schwägalp-Sieger, vergessen.
Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass einer der erwähnten Schwinger den begehrten Festsieg davontragen wird.
Als absolute Topfavoriten handle ich dabei die Berner. Der Tagessieg läuft so oder so über sie. Denn: Entweder gewinnt einer aus dem Supertrio Sempach, Wenger oder Stucki. Oder aber sie nehmen sich wegen was auch immer gleich selber aus dem Rennen und machen einen der anderen Mitfavoriten zum Sieger. Dabei ist für mich einer der heissesten Kandidaten ausserhalb dieses «Supertrios» eindeutig der Aargauer Christoph Bieri. Er ist deshalb so gefährlich für dieses Dreigestirn, weil Christoph diese Saison bereits schon Kilian Wenger auf den Rücken legte (Weissenstein Schwinget). Zudem stellte er schon dreimal mit Schwingerkönig Sempach (unter anderem beim Schlussgang auf dem Weissenstein).
Die Einteilung wird ebenfalls eine mitentscheidende Rolle spielen. Aber: Einen leichten Gang wird es für keinen der Athleten geben. Jeder kann praktisch gegen jeden gewinnen oder zumindest stellen.
(Bildquelle: www.esv.ch)
Dem Technischen Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes, Samuel Feller, steht die Ehre zu, den ersten Gang einzuteilen. Ich schickte deshalb unlängst eine Email an Feller, und hätte ihm gerne ein paar interessante Fakten entlockt. Doch leider hat er sich (noch) nicht bei mir gemeldet.
Nachfolgend die Fragen an den TK-Chef, welche ich halt selber versuche abzuschätzen.
Frage 1: Nach welchen Kriterien werden Sie die Einteilung vornehmen?
Ich vermute, dass Herr Feller eine attraktive Einteilung vornehmen wird. Im Hinterkopf steckt sicher auch der Gedanke, dass es bei den ersten Gängen meist viele Gestellte gibt. Dem versucht er sicher gerecht zu werden, indem er Paarungen bringt, die es dieses Jahr noch nicht gab.
Frage 2: Achten Sie darauf, dass Sie Paarungen vornehmen, welche es dieses Jahr noch nie gab?
Eben, solche Paarungen versucht der TK-Chef wenn möglich einzuteilen. Aber: Wiederholungen lassen sich nicht vermeiden, da bis auf die Nordostschweizer die Spitzenschwinger der anderen Teilverbände an einigen Festen aufeinander trafen.
Frage 3: Haben Sie die Paarungen jetzt schon im Kopf?
Ich denke, dass hat er. Solche Gedanken machte er sich wahrscheinlich bereits seit dem Start der Bergkranz- und Teilverbandsfeste im Juni. Denn kein TK-Chef will kurz vorher in Stress geraten, und sich bei der Einteilung unter Druck setzen müssen.
Frage 4: Besprechen Sie Ihre Einteilung mit jemandem, oder planen Sie diese ganz alleine für sich im stillen Kämmerlein?
Herr Feller wird das sicher nicht offiziell mit anderen diskutieren. Ich könnte mir aber vorstellen, dass er im Gespräch und im Austausch mit den TK-Chefs der anderen Teilverbände auch ein paar Erkenntnisse dazu gewinnen konnte.
Frage 5: Wann werden Sie Ihre Einteilung bekannt geben?
Meine Vermutung tendiert zum Donnerstagnachmittag vor dem Fest.
(Bildquelle: www.bernerzeitung.ch)
Auch wenn ich mich wiederhole: Das Supertrio ist das Mass der Dinge am diesjährigen Kilchberger Schwinget. Aber: Unlängst zeigten alle drei kleine Schwächen: Sempach auf dem Brünig und am Berner Kantonalen, Wenger mit dem Verpassen des Kranzes am Berner Kantonalen und Stucki mit unnötigen gestellten Gängen auf dem Brünig und beim Berner Kantonalen.
Dass diese drei Herren auch «verwundbar» sind, macht doch die ganze Sache auch ein wenig spannender. Allenfalls wird dann sogar der vierte (Gnägi) oder der fünfte Berner (Glarner) zum lachenden Ersten.
Daniel Bösch ist für mich eine regelrechte Wundertüte. Auf seinem Verbandsgebiet schwang der Unspunnen-Sieger von 2011 alles in Grund und Boden (fünf Kranzfestsiege). Ausserhalb seines Territoriums bekundete er sowohl beim Innerschweizerischen, wie auf dem Weissenstein (sogar den Kranz verpasst) und auf dem Brünig regelrecht Mühe. Er konnte bei allen Festen zu keinem Zeitpunkt um den Tagessieg mitschwingen. Das spricht doch Bände über ihn und die Stärke seines eigenen Teilverbandes (NOS).
Bösch gehört sicher auch zum engeren Kilchberg-Favoritenkreis. Trotzdem: Ich traue dem Schwing-Oldie Stefan Burkhalter beim Saisonhöhepunkt gar ein besseres Ergebnis zu als dem Sirnacher…
Schwingerkönig Forrer wird dabei in meinen Augen nur eine kleine Nebenrolle spielen. Er hat ja scheinbar alle Hände voll zu tun und muss sich zudem auf den «Chrampf der Orchester» vorbereiten…
Auch die Innerschweizer sehen im Vergleich mit den Bernern nicht viel besser aus, als die NOS-Schwinger. Sie stellen in Kilchberg wohl zahlenmässig das grösste Kontingent, aber um den Tagessieg mitschwingen können von den ISV-Leuten höchstens Philipp Laimbacher, Christian Schuler oder allenfalls Andreas Ulrich.
Die Nordwestschweizer sind für mich ein Phänomen. Sie sind wohl zahlenmässig am zweitwenigsten, aber die wenigen haben es in sich: Christoph Bieri, Mario Thürig und mit Abstrichen auch Bruno Gisler räume ich gute Chancen ein, um den Tagessieg mitschwingen zu können.
Die kleinste Delegation stellen die Südwestschweizer, welche aber hinsichtlich Tagessieg in Kilchberg chancenlos sind. Es ist zu hoffen, dass sie auf das ESAF 2016 (Estavayer-le-Lac) eine schlagkräftige Truppe zusammenkriegen. Mit einem Teamleader wie es Hans-Peter Pellet, Stefan Zbinden, Ernest Schläfli oder Emmanuel Crausaz seinerzeit waren. Mit Michael Nydegger, Samuel Dind, Pascal Piemontesi, Benjamin Gapany, oder Christoph Overnay haben die Romands momentan einige vielversprechende Schwinger in ihren Reihen.
Wie wäre es, wenn der ESV oder die anderen Teilverbände (vor allem die Berner) ein wenig Schützenhilfe dem kleinen aber feinen SWSV-Verband leisten würde? Zum Beispiel mit gemeinsamen Trainings oder Zusammenzügen?
Nun habe ich meine ganz persönliche Vorschau auf den Kilchberger Schwinget dargestellt. Die ist, wie beim Lotto, auch ohne Gewähr. Denn abgerechnet wird am 7. September, dann beginnt nämlich alles wieder bei Null. Alle Statistiken und Wahrsagungen sind dann Makulatur. An jenem Sonntag wird’s um 17.00 Uhr einen neuen (oder gar alten?) Kilchbergsieger geben…
Nächste Woche steht wieder mein Schwingprojekt 2014 auf dem Programm. Wie letzte Woche angekündigt, werde ich meine fünf Schwinger mit dem sechsten und letzten Frageblock konfrontieren. Da ist es natürlich naheliegend, dass ich von den Athleten auch einiges zum bevorstehenden Kilchberger wissen möchte.
Mit Schwingergruss
feldwaldwiesenblogger