Wie geil ist das denn: «Der Runde muss ins Eckige»

Letzte Woche, genauer gesagt am Dienstag den 11. März, twitterte ich obige Meldung. Dabei habe ich mir nicht allzu viel gedacht. Ausser, dass ich mich über den Prozess von Uli Hoeness und über seine Steuerhinterziehung lustig machte.

Dieser Tweet wurde dann bis heute 33 mal retweetet («Bei einem ReTweet handelt es sich um die Weiterverbreitung eines abgesendeten Tweets / einer abgesendeten Meldung») und 36 mal favorisiert («Nutzer haben die Möglichkeit, einen Beitrag anderer Personen als Favorit zu kennzeichnen»). Ich war ziemlich baff!

Nicht genug der Dinge über diesen «Zwitscherlaut»: Als ich gestern wieder mal «feldwaldwiesenblog» als Stichwort in Google eingab, um zu sehen, was mit meinem Blog-Namen alles in Verbindung gebracht wird, entdeckte ich folgenden Link: www.express.de

Auf einer deutschen Internet-Seite kommt mein Tweet gleich als Erstes und dazu ein kleiner Kommentar wie über Uli Hoeness im Netz gespottet wird.
Ich war ehrlich ein wenig stolz, wie mein (von mir nicht gross überlegter) Tweet an Bekanntheit gewann und auf einer Internet-Seite auftauchte.

Dann kam am Donnerstag das Urteil über Hoeness: Dreieinhalb Jahre Gefängnis, unbedingt. Kopfschüttelnd nahm ich das zur Kenntnis, immer noch ziemlich verachtend gegenüber der Person Hoeness.

Dann kam der Freitag, wo ich am Vormittag skifahren ging. Wie ein Lauffeuer wurde via Twitter verbreitet, dass Uli Hoeness keinen Rekurs gegen das Urteil einlegen und die Strafe antreten will. Nicht genug der Verlautbarung trat der nun tief gefallene Mann von all seinen Ämtern bei seinem Lebenswerk, dem FC Bayern zurück.

Und ich twitterte wieder wie ein kleiner Weltmeister:

und:

Wie man unschwer erkennen kann: Ich war (wieder mal) baff, zollte Hoeness meine Achtung und fand, dass Hoeness doch kein schlechter Kerl ist.

Meine Stimmungslage hatte sich nicht nach dem Gerichtsurteil, sondern nach der Reaktion von Hoeness grundsätzlich geändert. Von jenem Moment an hörte ich sofort mit meinen «Schmäh-Tweets» auf. Irgendwie schämte ich mich auch ein bisschen über mein opportunistisches «Windfahnen-Verhalten».

Langsam ging mir auf, dass Hoeness ein grundsätzliches Suchtproblem mit seiner Zockerei gehabt haben muss und er und seine Berater nie und nimmer mit dem Aufweichen des Schweizer Bankgeheimnisses gerechnet hatten.

Er und seine Anwälte gerieten in einen bösen Schlamassel! Zudem war die Selbstanzeige ungenügend und schludrig zusammengeschustert worden und die eingereichten Steuerhinterziehungsdaten schlichtweg lückenhaft.

Hoeness muss irgendwann erkannt haben, dass das Unheil nicht mehr aufzuhalten war. Gemäss seinem Naturell nahm er das Urteil an und macht nun mit «der Flucht nach vorne» das beste aus der nun vorhandenen Situation daraus.

Hoeness ist und bleibt ein fairer Kämpfer, kann aber auch verlieren und zu seinen Fehlern stehen. Das machte mir letzten Freitag so ungemein Eindruck, dass ich symbolisch den Hut vor ihm zog. Er hatte etwas Ungesetzliches getan, wurde jetzt dafür bestraft und er akzeptiert nun das Urteil.

Ob jetzt dreieinhalb Jahre zu viel, zu wenig oder eine gerechte Strafe sind, kann ich nicht beurteilen. Ich gebe aber zu bedenken: Uli Hoeness hat mit seinem strafbaren Tun wohl den Staat Deutschland betrogen, aber nie und nimmer irgendeine Person an Leib und Leben bedroht und gefährdet. Ob man solche Menschen gleich auch ins Gefängnis zu schlimmen Verbrechern stecken muss, zweifle ich deshalb stark an.

Mein Rechtsempfinden unterscheidet immer noch zwischen gewaltätigem Verhalten gegenüber anderen Menschen und betrügerischem Tun wie Steuerhinterziehung. Das sieht die deutsche Rechtssprechung anders, und deshalb muss Hoeness innerhalb der nächsten zwei Monate seine Strafe antreten.

Der Mensch Hoeness verzichtet auf eine Revision sowie einen möglichen jahrelangen Rechtsstreit (mit dem hatte ich eigentlich gerechnet) und tritt seine Gefängnisstrafe an. Desweiteren hat er sicher mit einem ganz schweren Herz seine Ämter bei seinem «Kind» Bayern München aufgegeben.

Die Karriere von Hoeness ist somit vorbei. Aber: Der Mensch Uli Hoeness geht in meinen Augen gestärkt aus dieser Sache heraus. Der gute Mann wollte das, was ihm noch geblieben ist, nämlich seine Ehre, nicht auch noch verlieren. Mit seinem «Flucht nach vorne»-Verhalten hat Hoeness nicht nur seinen starken Charakter, sondern auch sein soziales Gewissen bewiesen.

Wie oft schon hat er gestrauchelte Ex-Fussballprofis, Weggefährten und Fussballclubs unterstützt? So wie man liest und hört: unzählige Male. Auch solche Dinge darf man nicht vergessen.

Ich selber nehme mich trotz meines erfolgreichen und nun ein wenig «berühmten» Tweets an der Nase. Menschen mit Schmähungen eindecken, die einen Fehler begannen, in der Vergangenheit aber trotzdem viel Gutes getan haben, ist einfach. Man sollte vor diesen Menschen aber nie die Achtung und Wertschätzung verlieren.

Uli Hoeness hat einen grossen Fehler gemacht mit seiner Steuerhinterziehung. Er kriegt dafür nun seine Strafe. Ihn dafür aber nun in einen Ecken mit Schwerverbrechern zu stellen, ist auch ein Fehler.

feldwaldwiesenblogger

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