Andreas Henzer beendete am Baselstädtischen Schwingertag seine 30-jährige Karriere. Er sagt: «Jedes Fest und jede Niederlage hatten etwas Positives, was für meinen Weg im Schwingsport förderlich war.»

Text: Schwinger-Blog

Andreas Henzer, welcher am 15. Oktober 43 Jahre jung wird, beendete am Baselstädtischen Schwingertag seine lange und erfolgreiche Karriere. Der Baselbieter gewann in seiner Aktivzeit 70 Kränze, darunter 55 Kantonal-, 12 Teilverbands- und 3 Bergkränze. Weiter feierte Andreas einen Kranzfestsieg sowie diverse Regionalfestsiege und qualifizierte sich für sechs «Eidgenössische». Das Mitglied vom Schwingklub Binningen schwingt seit 1992. Der 182 Zentimeter grosse und 97 Kilogramm schwere Athlet beeindruckte das Schwingfest-Publikum mit seiner bescheidenen und ruhigen Art. Auf die Frage, welches seine bevorzugten Schwünge waren, entgegnet Andreas, dass diese sich auf die jeweiligen Gegner bezogen. Übrigens: Der Turnerschwinger ist einer derjenigen Nichteidgenossen mit den meisten Kränzen. Den Rekord hält aber Werner Jakob mit 75 Kränzen.

Nochmals volle Konzentration, für das letzte Schwingfest

Bild: Pascal Alpiger

Gestellte Gänge gegen drei Berner Schwingerkönige

Im Rücktritts-Schreiben vom 23. Mai listete Andreas seine schönsten Erfolge auf. Nebst den ESAF-Teilnahmen erwähnt er die gewonnenen Bergkränze auf dem Stoss, der Rigi und dem Weissenstein. In bester Erinnerung bleiben dem Schönenbucher auch die auswertigen Kranzgewinne am Luzerner sowie Ob- und Nidwaldner Kantonalen und am Südwestschweizer Teilverbandsfest. Als sportliches Karriere-Highlight benennt Andreas den Sieg am Basellandschaftlichen Kantonalschwingfest 2007 in Wintersingen. Laut seinen Angaben war er nur selten verletzt und konnte sich zudem je zweimal für den prestigeträchtigen Unspunnen und Kilchberger Schwinget qualifizieren. An diesen Eidgenössischen Anlässen hatte er keinen einzigen Gang verloren. Weiter bleiben für Andreas auch die gestellten Gänge gegen die Berner Schwingerkönige Silvio Rüfenacht, Matthias Sempach und Kilian Wenger unvergessen. Die Erwähnung von Rüfenacht bringt einem erst vor Augen, wie lange Andreas eigentlich dabei war. Er schwang insgesamt 30 Jahre lang.

TK-Chef vom Schwingklub Binningen

Andreas ist gelernter Metzger, arbeitet im Schlachthof Basel und ist dort als Berufsbildner tätig. In seiner spärlichen Freizeit widmet er sich seinem Aquarium und fährt gerne Töff. «Wenn man den Schwingsport lebt, liegt nebenbei einfach nicht mehr drin», erklärt der 70-fache Kranzschwinger, welcher seit 2007 TK-Chef vom Schwingklub Binningen ist. Andreas, oder Res, wie ihn seine Kollegen nennen, blickt heute mit dem Schwinger-Blog auf seine erfolgreiche Schwingerkarriere zurück.

Vor dem allerletzten Gang, nach einer 30-jährigen Karriere

Bild: Pascal Alpiger

Wie ist die Gefühlslage nach dem letzten Schwingfest?

«Es war nun höchste Zeit, abzutreten. Angedacht war der Abschied für 2018, ein Beinbruch verhinderte aber das Unterfangen. Während der Corona-Pandemie ist der Entschluss gereift, zurückzutreten. Im Vorfeld auf den Baselstädtischen Schwingertag hat es mich schon im Hals gewürgt und ich habe die eine oder andere Träne verdrückt. Am Tag X konnte ich mich jedoch voll auf das Schwingfest konzentrieren und nochmals geniessen. Leider zog ich mir im vierten Gang eine Schulterverletzung zu. Ich habe aber während meiner ganzen Karriere nie ein Schwingfest aufgegeben, und wollte das bei meinem letzten auch nicht tun.»

Du wurdest auf dem Schwingplatz nach deinem letzten Gang gebührend und unter lang andauerndem Applaus verabschiedet. Gab es gestern Abend nach dem Baselstädtischen Schwingertag noch eine grosse Feier?

«In unserem Dorf Schönenbuch wurde Freinacht eingegeben und ich durfte im engeren Rahmen mit meinen Kollegen den Abschluss meiner Karriere feiern.»

Gibt es eigentlich einen bestimmten Grund, dass du den Baselstädtischen Schwingertag als Schlusspunkt ausgewählt hast?

«Der Baselstädtische Schwingertag ist ein ganz besonderes Fest. In unserer Region ist es eines der bestbesuchten Schwingfeste und es sind jeweils Topschwinger dabei.»

Du hast deinen ersten Kranz 1997 am Nordwestschweizer Schwingfest in Lostorf gewonnen. Welches war deine erfolgreichste Saison?

«2002, 2007 und 2008 waren meine erfolgreichsten Saisons. 2002 gewann ich unter anderem den Luzerner Kranz in Rothenburg. 2007 holte ich mir den Kranzfestsieg am Basellandschaftlichen Kantonalschwingfest und 2008 gewann ich den Stoos- sowie den Rigi-Kranz.»

Wie nahe dran warst du am Gewinn eines ESAF-Kranzes?

«Ich nahm an sechs ESAF’s teil, an fünfen schwang ich jeweils acht Gänge. 2013 in Burgdorf war ich am nähesten dran. Im siebten Gang verlor ich leider gegen Fabian Kindlimann. Dann war es gelaufen.»

Dein Karriere-Highlight ist der Sieg am Basellandschaftlichen Kantonalschwingfest 2007 in Wintersingen. Blick doch nochmals kurz auf dieses Schwingfest zurück!

«Ich konnte an diesem Schwingfest voll auf meine Qualitäten setzen. Nebst vier Zehner-Würfen stellte ich mit dem Eidgenossen Bruno Gisler. Im Schlussgang konnte ich gegen den Eidgenossen Thomas Zindel stellen und das Fest gewinnen. Das war für mich ein super Ereignis!»

Andreas wurde unter Trompeten-Klängen, viel Rauch und einer würdigen Laudatio gebührend verabschiedet

Bild: Andreas Henzer

Was wird dir in deiner nun zu Ende gehenden Karriere besonders positiv in Erinnerung bleiben?

«Jedes Fest und jede Niederlage hatten etwas Positives, was für meinen Weg im Schwingsport förderlich war.»

Wer waren deine grössten Wegbegleiter und Unterstützer?

«Mein bester Trainingspartner war sicher mein Bruder Michael. Mit ihm konnte ich auch mal zuhause im Garten einen Gang schwingen und etwas ausprobieren. Ich habe immer sehr viel Wert daraufgelegt, junge Talente zu fördern. Daraus wurden auch immer gute Trainingspartner.»

Gab es in deiner langen Schwingerkarriere auch Enttäuschungen?

«Ich musste mich leider vier Bandscheiben-Operationen unterziehen, was mich jedes Mal ausgebremst hat. Da fiel ich jeweils länger aus und musste teils mit dem Aufbau wieder von vorne anfangen. Das war schon ärgerlich.»

Was hat sich deiner Meinung nach während deiner Karriere im Schwingsport verändert?

«Man muss heutzutage fast Sponsoren haben. Ich hatte aber nie einen und habe trotzdem meine Kränze gemacht. Ich absolvierte zudem eine normale Rekrutenschule als Grenadier in Isone. Was mir zudem auffällt, ist die Tendenz des Schwingfest-Abbrechens, wenn es für den Kranz nicht mehr reicht. Das habe ich nie gemacht und immer fertig geschwungen.»

Die Vorfreude aufs ESAF Ende August im Baselbiet ist förmlich spürbar. In welcher Form wirst du für diesen Grossanlass tätig sein?

«Ich werde im Vorfeld mein Amt als Technischer Leiter vom Schwingklub Binningen weiterführen und alles daransetzen, dass das Baselbiet wieder einen Eidgenossen feiern darf. Am ESAF bin ich für die Platzaufsicht eingeteilt. Weiter möchte ich nach meiner Karriere dem Schwingsport in verschiedenen Funktionen etwas zurückgeben.»

Auf was freust du dich nun am meisten nach deiner aktiven Schwingerkarriere?

«Ich habe immer Freude gehabt, auch als Aktivschwinger Zuschauer bei Schwingfesten zu sein. Ich freue mich nun besonders darauf, ohne Druck an Schwingfeste gehen zu können und einer anderen Generation beim Schwingen zuschauen zu können.»

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