Lars Voggensperger’s durchzogene Saison fand mit dem Sieg beim Niklausschwingfest Pratteln einen versöhnlichen Abschluss

Der Baselbieter konnte zum Saisonende verdient das Niklausschwingfest Pratteln gewinnen. Lars Voggensperger bezwang im Schlussgang Klubkollege Jonas Odermatt und konnte so seinen vierten Regionalschwingfest-Sieg feiern. Der Neueidgenosse von Pratteln gewann 2023 vier Kränze, hatte aber auch mit Verletzungen zu kämpfen. So gesehen bedeutet der Sieg am Niklausschwingfest ein versöhnlicher Saisonabschluss. Der Schwinger-Blog unterhielt sich mit dem Blondschopf und blickte dabei auf die nun zu Ende gegangene Saison zurück. Thematisiert wurde zudem die Bedeutung des Eidgenössischen Kranzes, die starken Baselbieter Schwinger und sein kraftvoller Schwingstil. Dabei fiel auch der Satz: «Die Saison als Neueidgenosse verlief für mich nicht so wie ich mir das vorgestellt habe.»

Text: Schwinger-Blog

Lars Voggensperger gewann zum Saisonende das Niklausschwingfest Pratteln

Bild: esv.ch

Mitglied beim Schwingklub Binningen

Das Geburtsdatum von Lars ist der 20. April 2001. Der 22-Jährige wohnt in Schönenbuch BL und gehört mit seiner Grösse (180 Zentimeter) und seinem Gewicht (108 Kilogramm) zu den eher kleinen, aber kräftigen Schwinger. Der Schönenbucher machte eine Lehre als Landschaftsgärtner und blieb seinem Beruf treu. Er arbeitet heute in einem 100 Prozent-Pensum in einem Betrieb in Pratteln. 2021 war Lars von Januar bis November als Infanterie-Aufklärer im Militär und bestritt in dieser Zeit keine Schwingfeste. In seiner Freizeit frönt Lars dem Crossfit und dem Sport allgemein. Der Sennenschwinger ist Mitglied beim Schwingklub Binningen, welcher dem Basellandschaftlichen Kantonal-Schwingerverband angehört, und schwingt seit dem siebten Lebensjahr. Zum Schwingen fand der Baselbieter durch seinen Vater Thomas und den ehemaligen Spitzenschwinger Andreas Henzer.

Die bisherigen Karrieren-Highlights

Lars war gerade mal 15 Jahre jung, als er sich 2016 beim Ziegelhofschwinget gegen König Matthias Sempach einen Gestellten erkämpfte. Ein paar Monate später wurde dem Teenager ein angeborener Herzfehler diagnostiziert, und eine Rückkehr auf die Schwingplätze schien damals ausgeschlossen. Doch dann geschieht fast ein Wunder: Ein Professor in Zürich kann 2018 mit einem herkömmlichen Eingriff über die Leiste den Herzfehler beheben. Noch im selben Jahr gewinnt Lars in seiner Wohngemeinde Schönenbuch am «Basellandschaftlichen» seinen ersten Kranz und steht beim ENST in Landquart im Schlussgang. Letztes Jahr sorgte er zusammen mit Adrian Odermatt wieder für Furore: Die beiden Klubkollegen gewannen am ESAF in ihrem Wohnkanton den Eidgenössischen Kranz. Weitere Karriere-Highlights sind die Bergkränze Stoos 2022, Schwarzsee 2023 und der Gewinn des Teilverbandskranzes 2022 am Südwestschweizer Schwingfest. Der Neueidgenosse hat mittlerweile 14 Kränze auf seinem Konto. Weiter durfte der gelernte Landschaftsgärtner bisher vier Siege an Regionalschwingfesten feiern. Lars nahm inzwischen an zwei ESAF’s und am diesjährigen Unspunnen-Schwinget teil.

Lars Voggensperger (rechts) ist bekannt für seinen kräftigen Schwingstil

Bild: Urs Flüeler (Keystone)

Herzliche Gratulation zum Sieg am Niklausschwingfest Pratteln. Was für Gedanken gingen dir bei deinem Comeback durch den Kopf?

«Es waren gemischte Gefühle: einerseits Freude über den Erfolg, andererseits ist es immer hart gegen einen Klubkollegen den Schlussgang zu bestreiten und ihn dann auch noch zu bezwingen. Ich kenne Jonas Odermatt schon fast mein halbes Leben.»

Geht man einen Wettkampf ausserhalb der Saison mit der gleichen Intensität an wie inmitten der Saison?

«Ja, grundsätzlich schon. Man will immer gewinnen und Schwingfest ist Schwingfest. Aber: man geht ein Regionalschwingfest sicher lockerer an als ein ESAF, ein Unspunnen-Schwinget oder ein Bergkranzfest.»

Beim Unspunnen-Schwinget musstest du den Wettkampf nach zwei Gängen verletzungsbedingt aufgeben. Was war passiert?

«Ich habe mir eine Rippenverletzung zugezogen, welche so schmerzhaft war, dass an ein Weiterschwingen nicht zu denken war. Dabei wurden drei Rippen angeknackst. Diese Verletzung ist inzwischen ausgeheilt. Nach dem Unspunnen-Schwinget habe ich deswegen zwei Wochen pausiert und ging anschliessend wieder ins Schwingtraining.»

In der nun zu Ende gegangenen Saison musstest du wegen Verletzungen pausieren. Wie oft?

«Ich musste zweimal eine Pause einlegen. Das erste Mal war während der Saison, als ich mir das Syndesmoseband riss. Dadurch habe ich den Weissenstein-Schwinget und das Nordwestschweizer Schwingfest verpasst. Beim Schwägalp-Schwinget war ich wieder dabei, der Bergschwinget war aber keine Erfolgsgeschichte für mich. Wie bereits erwähnt fiel ich beim Unspunnen-Schwinget wegen einer Rippenverletzung aus.»

Wie fällt deine Saisonbilanz aus? Welche positiven und welche negativen Punkte streichst du hervor?

«Die Saison als Neueidgenosse verlief für mich nicht so wie ich mir das vorgestellt habe. Zu Beginn verpasste ich am eigenen Kantonalen den Kranz, was mir zu schaffen machte. Je länger die Saison ging, umso besser lief es. Dann kam die angesprochene Syndesmoseband-Verletzung, welche mich wieder zurückwarf. Die neuerliche Verletzung beim Unspunnen-Schwinget gab mir auch zu denken. Positiv ist, dass ich mich in dieser Saison als Eidgenosse beweisen durfte. Aber: an dem muss ich sicher noch arbeiten…»

Die beiden Klubkollegen Adrian Odermatt und Lars Voggensperger (rechts) gewannen 2022 am «Heimfest» in Pratteln den Eidgenössischen Kranz

Bild: Tele Basel

Du hast letztes Jahr in Pratteln praktisch vor deiner Haustür deinen ersten Eidgenössischen Kranz gewonnen. Was bedeutet dir dieser Erfolg?

«Wirklich sehr viel! Erst glaubte ich gar nicht mehr daran und ging mit dem Wissen in den achten Gang, dass ich diesen mit einer Zehn gewinnen muss. Schliesslich resultierte die Note 9.75, und ich unterliess nach dem Gang das Jubeln. Unser Technischer Leiter gratulierte mir dennoch hinterher und meinte, dass es reichen wird. Dann bestand noch das Problem mit den Ranglisten. Aber plötzlich war es Tatsache, und ich konnte meiner Freude freien Lauf lassen und feiern.»

Du bildest zusammen mit Adrian und Jonas Odermatt sowie Samuel Brun im Baselbiet eine kleine und erfolgreiche Gruppe junger Schwinger. Was macht euch so stark?

«Wir kennen uns alle seit klein auf. Für uns bedeutet das Training das A und O und wir stehen immer gemeinsam im Schwingkeller. Es ist ein miteinander und wir freuen uns gegenseitig über unsere Erfolge. Wir fiebern zudem füreinander an den Schwingfesten.»

Du gehörst mit deinen 180 Zentimeter Körpergrösse zu den eher kleinen Schwinger. Hast du dir deswegen extra einen kraftvollen Schwingstil angeeignet?

Lars lacht. «Ja, das stimmt. Ich habe mir einen kraftvollen und technischen Schwingstil angeeignet. Etwas anderes blieb mir nicht übrig.»

Das Schwingen ist ein wichtiger Teil deines Lebens. Wie und wo kannst du neben der Arbeit, den Schwingfesten und dem harten Training abschalten?

«Ich unternehme viel mit meinen Brüdern sowie mit meinen Schwing-Kollegen Adrian und Jonas Odermatt. Wir sprechen dann selten übers Schwingen. Es geht dabei ums Zusammensein und um Kameradschaftspflege. Dabei können wir sehr gut abschalten.»

Wie sieht dein aktuelles Wintertraining aus? Und: Hast du beim Training für die neue Saison etwas verändert oder angepasst?

«Wir unterbrechen das Schwingtraining nie. Nach dem Unspunnen-Schwinget haben wir das Training aber etwas runtergefahren. Ab September waren wir einmal pro Woche im Schwingkeller. Seit anfangs November absolvieren wir zwei und ab Januar werden es dann drei Schwingtrainings sein. Hinzu kommen wöchentlich zwei Krafttrainings. Es sind wie jeden Winter harte Trainingseinheiten. Ich lerne dabei auch neue Schwünge, welche ich im Frühjahr an den Regionalschwingfesten ausprobiere. Diese versuche ich dann an den Kantonalen und den anschliessenden Kranzfesten erfolgreich einzusetzen.»

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