Schwingsport im Tessin: 2016 fand das erste Nichtkranzer-Schwingfest statt (Teil 4)

Beim dritten Teil der Serie „Schwingsport im Tessin“ erwähnte ich den ersten Tessiner Aktiven an einem Innerschweizerischen. Als weitere Premiere gibt es auch das erste Nichtkranzer-Schwingfest in der Sonnenstube zu vermerken. Nebst diesem Schwinget geht es im Teil vier auch um das Erreichen der 2016er-Ziele, wie diese für 2017 aussehen und wer die Trainings in Zukunft leiten wird.

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Plakat zum ersten Nichtkranzer-Schwingfest in Gudo TI
Bildquelle: skmh.ch

Wurden die Ziele für 2016 erreicht?
Edi Ritter sagt: „Was die Aktiven betrifft, muss man einfach klar sehen, dass man das Schwingen nicht innerhalb von ein paar Wochen, Monaten oder einigen Jahren lernt. Das braucht eine lange Zeit. Sonst wäre Matthias Glarner nicht erst mit 30 Jahren Schwingerkönig geworden. Dabei schwingt er schon, seit er acht Jahre alt ist… Für unsere älteren Schwinger wie Lorenzo, Loris, Diego und Pablo finde ich es gut, wenn sie an den Kantonalen den Ausstich erreichen und sechs Gänge bestreiten dürfen. Für sie, die erst drei oder vier Jahre schwingen, kommt das einem Erfolg gleich.“ Die Kantonalen Schwingfeste sind für den Präsidenten und TK-Chef der Tessiner überdies auch ein Gradmesser.
Der ehemalige Schwinger, Nationalturner und Ringer erzählt weiter: „Unsere „Leichtgewichtler“, welche wir auch mitnehmen, nehme ich nicht deswegen mit, damit sie nach vier Gängen duschen gehen können. Übrigens: Sie sind dabei im Vorteil, denn um diese Zeit hat es noch warmes Wasser… Nein, ich nehme sie deswegen mit, damit sie auch das Ambiente, das Umfeld und die Grösse eines Schwingfestes kennen lernen. Auch wenn diese Schwinger meistens verlieren: Sie geben sich die grösste Mühe. Von diesen Gesichtspunkten her betrachtet, meine ich: Ja, wir haben letzte Saison tolle Resultate erreicht. Wir diskutieren noch nicht um einen Kranzgewinn einer unserer Schwinger. Das wäre von mir aus gesehen noch zu hoch gegriffen.“
Erfreulicherweise konnten die Jungschwinger letztes Jahr im Baselbiet den ersten Kategorien-Sieg für den Tessiner Verband feiern. „Das wird bei uns aber nicht überbewertet, und ich versuche den Ball flach zu halten. Mein höchstes Ziel ist es, nach einem Anlass alle gesund heimnehmen zu können. Wenn sie dann noch einen Zweig oder eine Gabe dabei haben, ist das umso schöner.“

Das erste Nichtkranzer-Schwingfest im Tessin
In Gudo (in der Nähe von Bellinzona) fand 2016 das erste Nichtkranzer-Schwingfest statt. Der Tessiner Schwingerverband lud dazu 125 Innerschweizer Nachwuchsschwinger ein, welche erst seit kurzem bei den Aktiven schwingen. Edi erklärt dazu: „Wir luden bewusst die sogenannten Problem-Jahrgänge ein. Jene, welche zu Beginn ihrer Aktivzeit wegen häufigen Niederlagen aufhören könnten. Diese peilten wir zusammen mit dem Veranstalter an. Wir vom Tessiner Schwingerverband organisierten das Technische, der Veranstalter das Drumherum. Schlussendlich standen an besagtem Morgen 104 Schwinger da, und wir zählten etwa 1800 Zuschauer. Es war ein tolles Fest, trotz wechselhaftem Wetter.“
Gemäss dem bald 66-Jährigen führten sie im Tessin bisher extra noch keinen Jungschwingertag durch. Dies versuchen sie nun in den nächsten Jahren zu machen.
Apropos weitere Schwingfeste in der Sonnenstube: Am 1. August 2014 führten die Tessiner mit den Urner Kollegen einen Klubschwinget auf einem Bauernhof durch. Teilgenommen haben etwa 30 Schwinger. Ein Jahr später organisierten sie ein Klubschwingfest mit etwa 40 Athleten an einem Winzerfest in Lugano. Dabei waren auch Schwinger aus der Innerschweiz (Urner sowie Ob- und Nidwaldner). Edi erläutert: „2016 wäre das Ziel gewesen, einen Nachwuchsschwingertag zu organisieren. Der Veranstalter kam zu uns, und wollte gleich ganz gross einsteigen. Wir sagten aber halt, bleib auf dem Boden! Denn wir wollen einen Schritt nach dem anderen tun. Wir gingen aber mit dem Veranstalter quasi einen Schritt darüber hinweg und führten den besagten Nichtkranzer-Schwinget durch. Der Nachwuchsschwingertag wurde deswegen nach hinten geschoben. Diesen machen wir vielleicht dieses Jahr.“
Laut dem schwingverrückten Mann ist es im Tessin ziemlich schwierig, einen Veranstalter zu finden. Denn das Vereins- und Verbandsleben sei dort nicht so ausgeprägt wie in der Deutschschweiz.

Wie sehen die sportlichen und die Verbands-Ziele für 2017 aus?
Einer der beiden Hauptsponsoren der Tessiner Schwinger wird im Herbst 2017 einen Schweizer Sportarten-Tag mit „Steinstossen, Hornussen und Schwingen“ im Südkanton auf die Beine stellen. Edi dazu: „Das wird eine grössere Sache. Die Absicht ist, dass wir mit etwa 40 Schwingern einen Klubschwinget durchführen. Details müssen noch besprochen werden.“
Ein Ziel wird sein, auch 2017 wieder ein Nichtkranzer-Schwingfest durchzuführen. Gespräche dazu laufen bereits. Das ESV-Ehrenmitglied fügt zudem an, dass er eine Anfrage für ein weiteres Schwingfest im Tessin erhalten habe. Diese könnte den Nachwuchsschwingertag betreffen.
„Ein sportliches Ziel ist, unsere Aktiven noch näher an die anderen heranzuführen. Wir werden versuchen, sogar gegen Kranzschwinger zu gewinnen oder zu stellen. Zumindest nicht zu verlieren“, schliesst Edi das Thema Ziele für 2017 ab.

Für die Trainingsleitung werden zwei junge Schwinger aufgebaut
Bekanntlich trainieren die Tessiner Schwinger auf dem Gelände des Centro Sportivo in Tenero. „Bisher habe ich die Trainings geleitet“, sinniert der im Baselbiet aufgewachsene Schwingexperte. „Da Lorenzo Mignola und Loris Di Pietro den J+S-Basiskurs besucht haben, und später wahrscheinlich auch den Leiter 1-Kurs absolvieren werden, werden sie nun langsam herangeführt. Die beiden werden schon bald das Training der Jungschwinger übernehmen. Später sollen sie auch dasjenige der Aktiven leiten. Damit ich mich nach und nach aus dem Sägemehl zurückziehen kann. Ich möchte zudem, dass Lorenzo und Loris Einsitz im Vorstand nehmen. Damit sie sehen, welche Arbeiten das mit sich bringt und wie die Strukturen funktionieren. Loris kann sehr gut Deutsch, denn seine Mutter ist eine Deutschschweizerin. Natürlich besteht eine gewisse Sprachbarriere, wenn sie aus dem Tessin raus müssen. Ich bin aber der Meinung, dass sie das schon packen.“
Die Tessiner trainieren jeweils am Mittwoch und Donnerstag. Am Mittwoch ist Training für die Jungschwinger und Aktiven, am Donnerstag nur für die Aktiven und die „grossen“ Jungschwinger. Das Training am Donnerstag kam auf Wunsch der Schwinger zustande.
Auf die Frage „Krafttraining“ erklärt Edi: „Das betreiben unsere Aktiven eigentlich nicht. Im Winter macht der eine oder andere etwas in diese Richtung. Ich will sie aber nicht zwingen, auch nicht extrem pushen und keinen Druck machen. Sie sollen Freude am Schwingsport haben. Unsere Schwinger trainieren eigentlich noch so, wie ich als Aktiver trainiert habe. Zudem betreiben die meisten von ihnen nebenher noch eine andere Sportart wie Fussball oder Unihockey.“

feldwaldwiesenblogger

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