Nach Kritik: Nachgefragt beim ISV-TK-Chef Thedy Waser

Text: feldwaldwiesenblogger / Foto: Thedy Waser

Nach dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest wurde gefeiert, aber auch Bilanz gezogen. Und wie das beim Sport üblich ist, gibt es nebst Siegern auch Verlierer. Zu diesen darf man die Innerschweizer Schwinger ein Stück weit zählen. Unbestritten sind deren Erfolge in Zug, inklusive dem Erstgekrönten Joel Wicki. Aber: Nebst dem Sörenberger holte sich beispielsweise nur noch ein Luzerner, nämlich Sven Schurtenberger, Eidgenössisches Eichenlaub. Verständlicherweise waren die Luzerner, welche in der Innerschweiz inzwischen zur Nummer eins gereift sind, unzufrieden. Diese Unzufriedenheit wurde in Kritik umgemünzt, und diese betrifft auch den TK-Chef. Gemeint ist die Person von Thedy Waser, welcher seit sechs Jahren für die Technischen Belange der Innerschweizer Schwinger zuständig ist. Thedy ist 51-jährig, von Beruf Forstwart-Vorarbeiter und Mitinhaber der Waser Forst AG in Beckenried. Der Nidwaldner ist derzeit wegen einem Arbeitsunfall rekonvaleszent, wohnt in Beckenried, und ist zudem ein leidenschaftlicher Jäger, Skifahrer und Berggänger.

Eines ist klar: Der Druck nimmt für die Innerschweizer alle drei Jahre noch mehr zu, endlich den zweiten Schwingerkönig zu stellen. Und: Da die Innerschweizer den grössten Teilverband bilden, und somit jeweils die meisten Athleten ans «Eidgenössische» entsenden können, erheben sie auch Anspruch, die meisten Kränze gewinnen zu können. Das misslang nach Estavayer auch in Zug. Aber: Der ISV stellt zwar mit 85 Athleten die grösste Teilnehmerzahl, was nicht automatisch bedeuten muss, die meisten Kränze gewinnen zu können.

Im heutigen Beitrag möchte ich die Sichtweise von Thedy Waser widergeben, auf welchen nach dem ESAF doch ziemlich Kritik eingeprasselt ist.


ISV-TK-Chef Thedy Waser

Bist du mit dem Festverlauf und mit der Einteilung am ESAF zufrieden?
«Ja und Nein. Anfangs ging es gut. Am Schluss wurde nicht mehr nur um des Sportes Willen eingeteilt. Es ging lediglich darum, dass die einzelnen Verbände ihre Kränze sichern konnten und wollten. Auf einzelne Gänge will ich jetzt aber nicht weiter eingehen.»

Wie weit lässt sich eigentlich ein Festverlauf mit der Einteilung steuern?
«Du kannst mit der Einteilung ein Fest spannend, interessant und attraktiv gestalten. Man kann den genauen Verlauf nicht voraussehen, respektive gänzlich beeinflussen. Schlussendlich kann es ganz anders kommen. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Samuel Giger in Zug zwei Gänge verliert. Schliesslich wird in den Sägemehlringen geschwungen, und die Schwinger müssen dabei einfach auch ihre Resultate bringen.»

War die Einteilung in Zug ein zähes Unterfangen?
«Zum Teil ging es ziemlich emotional hin und her, und es brauchte manchmal einige Zeit, bis die Entscheidungen fielen und akzeptiert wurden. Es war vor allem ein zähes Unterfangen bei den Spitzenpaarungen und als es um die Kranzausbeute ging. In der Einteilung gilt nicht Einstimmigkeit, die Mehrheit muss dafür sein. In Zug mussten demzufolge bei einer Entscheidung vier von sechs Einteilern dafür sein.»

Bist du mit der Leistung der Innerschweizer am «Eidgenössischen» zufrieden?
«Ja, ich bin sehr zufrieden. Obwohl arrivierte Schwinger am ersten Tag nicht super in den Wettkampf starten konnten. Aber schlussendlich haben sie trotzdem eine gute Leistung gezeigt und sich steigern können. Bei der Anzahl Kränze hätte ich mir mehr erhofft. Da es leider gegen Ende des Festes nicht mehr nur um den Sport ging, gab es teilweise sehr harte Paarungen, wo wir einige Kränze nicht machen konnten.»

Wie begegnest du der Kritik nach dem ESAF, welche auch deine Person betrifft?
«Ich sage es so, wie es gewesen ist. Ich habe mein Möglichstes gegeben und mich auch für alle Innerschweizer Schwinger voll eingesetzt.»

Die grösste Kritik war von Luzerner Seite zu vernehmen? Kannst du das nachvollziehen?
«Ich kann die Emotionen zum Einen nachvollziehen. Mit zwei Kränzen wurden sie unter ihren Erwartungen geschlagen. Zwei oder drei unglückliche Gänge sind auf die Einteilung zurückzuführen. Weiter haben einige Schwinger nicht die Leistung gebracht, welche sie während der Saison gezeigt hatten. Dennoch sollte versucht werden, professionell, objektiv und differenziert zu analysieren. Und nicht aus dem Affekt heraus alles nur schlecht zu reden.»

Im Nachhinein hiess es auch, der ISV-TK-Chef konnte sich in der Einteilung zu wenig durchsetzen. Was sagst du dazu?
«Dieses Gefühl hatte ich nicht. Ich konnte mich gut durchsetzen. In der Einteilung gab es harte Diskussionen, wo ich recht bekam und unterstützt wurde. Dies haben mir hinterher auch meine Einteilungs-Kollegen bestätigt. Es gilt zudem zu beachten, dass man nicht immer das erreichen kann, was man will. Das geht bei einem Gremium von sechs Personen schlicht und einfach nicht.»

Dem Vernehmen nach waren in Zug im ISV-Zelt ein paar unschöne Dinge vorgefallen. Was steckt dahinter?
«Das Wort «unschön» stört mich. Das, was ich nachträglich vernommen habe, konnte ich in der jeweiligen Situation nachvollziehen. Ich persönlich konnte sehr wenig im Verbandszelt sein, und kann dazu nicht viel sagen. Wenn ich im Zelt war, waren die Schwinger meist an den Sägemehlringen bei der Schwingerarbeit. Bei 85 Schwingern kommen halt verschiedene Meinungen und Ansprüche zusammen. Diese Vorkommnisse nehmen wir zum Anlass, es in Zukunft noch besser anzupacken, um das Optimum für unsere Schwinger rauszuholen.»

Wie ist, ganz allgemein betrachtet, momentan die Stimmung im Innerschweizer Lager?
«Die Stimmung war schon besser, es herrscht eine Unruhe. Wir haben im Verband klare Ziele definiert, und haben dazu das Projekt «16-19-22» gestartet. Wir wollen an diesem festhalten, und dann wird es aus meiner Sicht gut kommen. Zudem: Wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, der richtige ist. Aber: Der Weg, den wir beschreiten, müssen wir bestimmt auch in einigen Punkten anpassen. Dinge, die nicht gut sind, nehmen wir raus. Damit wir in Zukunft noch besser fahren. Wichtig ist, dass der ganze ISV-Verband in die gleiche Richtung zieht.»

Trittst du an der nächsten ISV-Delegiertenversammlung (DV) nochmals zur Wahl an?
«Das Projekt, das wir gestartet haben, möchte ich durchziehen und beenden. Die Schwinger nehmen dies positiv auf, und ich habe einen guten Kontakt zu ihnen. Es ist unser gemeinsames Ziel, denn ich alleine kann das nicht erreichen und ich möchte diesen eingeschlagenen Weg weitergehen. Deshalb stelle ich mich an der nächsten DV nochmals zur Wahl.»

Was würdest du, Stand heute, am ESAF anders machen?
«Rückblickend kann man Vieles anders machen, und man ist immer schlauer. Wichtig ist, die Fehler, die passiert sind, möglichst auszumerzen. Aber: Wenn man dies oder jenes anders macht, passieren vielleicht andere Fehler. Schlussendlich wollen wir die nötigen Lehren daraus ziehen und es beim nächsten Mal besser machen. Mehr als sich mit Leib und Seele einsetzen, und das Beste daraus machen, kann man als einzelner sowieso nicht. Das Fest lief ansonsten perfekt ab, und man hörte von allen Seiten nur lobende Worte.»

Haben du und dein Team bereits eine Analyse der Saison und dem ESAF vorgenommen? Ergeben sich daraus Neuerungen oder Änderungen?
«Das Fest und die Saison wurden bereits analysiert. An den meisten Festen schnitten wir sehr gut ab, und besetzten vordere Ränge. Wir hatten eine starke Saison, auch am «Eidgenössischen», an welchem einige ISV-Athleten Spitzenplätze belegten. Die vergangene Saison zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Planung für die nächste Zeit läuft bereits. Dabei wollen wir einige Dinge verbessern. Bis zum nächsten ESAF im Jahr 2022 finden zwei Anlässe mit eidgenössischem Charakter (ESV-Jubiläumsschwingfest 2020 in Appenzell und der Kilchberger Schwinget 2021) statt. An diese beiden Schwingfeste dürfen wird 30 bis 40 Athleten entsenden. Wir wollen unsere Schwinger möglichst gut darauf vorbereiten. Dazu gehören Trainingsweekends und Zusammenzüge.»

Wurden aus deiner Sicht nach dem ESAF irgendwelche Dinge nicht korrekt widergegeben?
«Es wurden einige Sachen rumerzählt, die so nicht passiert sind. Wenn Gerüchte von einem Ohr zum andern wandern, sind sie am Schluss nicht mehr wieder zu erkennen. Dies ist einfach nicht die Schwinger-Art, bei welcher man einander in die Augen schaut und direkt anspricht. Es wurde viel hinten herumgeredet, ohne dass man dabei das persönliche Gespräch mit den kritisierten Personen gesucht hat. Diesen Tugenden wurde zu wenig Beachtung geschenkt, was mich persönlich enttäuscht hat. Zudem und ganz wichtig: Das Gerede kam nicht von den Schwingern, sondern von Aussenstehenden. Diese kamen aber nie direkt auf mich zu.
Ich hoffe für den ISV, dass wir gemeinsam mit dem Elan weiterfahren können, mit welchem unsere Schwinger am Samstagmorgen in Zug in die Arena geschritten sind: Voller Selbstvertrauen und Kraft.»

feldwaldwiesenblogger

Ein Gedanke zu “Nach Kritik: Nachgefragt beim ISV-TK-Chef Thedy Waser

  1. Ted schreibt:

    Zitat: Im Nachhinein hiess es auch, der ISV-TK-Chef konnte sich in der Einteilung zu wenig durchsetzen. Was sagst du dazu?
    Dieses Gefühl hatte ich nicht. Ich konnte mich gut durchsetzen.

    Da war ich wohl an einem anderen Schwingfest.

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