„Alpäröslers Werner“ geht am 11. Juni zum 70. Mal an den Stoos-Schwinget

Text und Fotos: feldwaldwiesenblogger

Werner Schelbert, im Muotathaler Volksmund „Alpäröslers Werner“ genannt, darf demnächst ein seltenes Jubiläum feiern: Der rüstige Rentner besucht zum 70. Mal den Stoos-Schwinget! Dieses freudige Ereignis nahm ich zum Anlass, mit dem Jubilar ein Gespräch zu führen. Dabei liess Werner seine Erinnerungen durch die vergangenen 69 Besuche schweifen und erzählte einige amüsante Geschichten.


„Alpäröslers“ Werner beim Gespräch

Werner wurde am 27. Oktober 1932 in Muotathal geboren. Er ist der Jüngste von 16 Geschwistern (zehn Buben und sechs Mädchen). Seine Eltern Peter („ds Sigärschtä“) und Fridolina („ds Tällä“) führten das Restaurant Alpenrösli und bewirtschafteten auf dem „Herrenmattli“ einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb. Der bald 85-Jährige erklärt lachend: „Mein Vater hatte vier Räder – er war Verwaltungsrat, Genossenrat, Gemeinderat und Kantonsrat.“
Werner ist mit Rosi verheiratet und Vater von drei Töchtern: Doris, Susanne und Yvonne. Mittlerweile sind die Beiden achtfache Grosseltern sowie elffache Urgrosseltern. Der Schwingfan wohnte zeitlebens im Muotatal und arbeitete in seinem Berufsleben an einigen Orten, wo er verschiedene Berufe ausübte. Unter anderem kaufte Werner 1975 das bei Schwingerfreunden weitherum bekannte „Alpenrösli“ (Muotathal) von seinem Bruder Paul ab. Er wirtete mit seiner Frau während 14 Jahren und verkaufte es dann an Tochter Yvonne und dessen Mann Franz Föhn weiter.
Der Schwingsport ist für Werner das wichtigste Hobby und hat ihn ein Leben lang begleitet. Erst als Jungschwinger, später als Aktiver und nun schon seit etlichen Jahren als treuer Zuschauer. Der Muotathaler besucht heute noch regelmässig Schwingfeste.
Ein weiteres Hobby ist das Skifahren, sowohl als Pisten- wie auch als Tourenfahrer. Bis zum stolzen Alter von 82 Jahren hat der humorvolle Rentner Skitouren bestritten.

1948 zum ersten Mal am Stoos-Schwinget
Der schwingbegeisterte Mann ging 1948 als 16-Jähriger zum ersten Mal an den Stoos-Schwinget, und amtete gleich als „Täfälibuäb“. Er erklärt: „Willi Gwerder („ds Poscht’s Willi“), ein Jahrgänger von mir, absolvierte damals die Metzger-Lehre bei der Metzgerei Müller in Schwyz. Willi, ein ehemaliger Schwinger, fragte mich, ob ich beim Stoos-Schwinget als Täfälibuäb dabei sein möchte.“
Bei Werner’s Premiere auf dem Stoos gewann übrigens Walter Haldemann aus Baar ZG. Seine Begleiter waren damals die Schwinger Klemenz und Josef Rickenbacher („ds Rütelers“). Weiter vermutet der Jubilar, dass auch Paul Schelbert („ds Längä“) und Alois Schelbert („ds Schmids Dominis“) mit von der Partie waren. Damals durfte er dank seiner Tätigkeit als „Täfäli-Buäb“ gratis ans Schwingfest und bekam ein Mittagessen sowie Wurst und Brot zum „Zabig“.
Werner ergänzt: „Früher fuhren wir mit dem Velo ins Schlattli, später mit dem Auto. Auf den Stoos hoch ging’s stets mit der Standseilbahn.“

Selber aktiver Schwinger
Werner war früher selber aktiver Schwinger und gehört dem Schwingklub Muotathal an. Er startete als Jungschwinger, bestritt fleissig Buäbä-Schwinget und gewann dabei einige Diplome, mit welchen man damals ausgezeichnet wurde. Als der Jungspund noch zur Schule ging, fand auf dem elterlichen Hof „Herrenmattli“ einmal ein Buäbä-Schwinget statt, an welchem er auch teilnahm.
Werner gewann einen Kranz, und zwar als 22-Jähriger 1954 beim Schwyzer Kantonalen in Muotathal. Im Jahr darauf bekam er Probleme mit dem Meniskus und hängte seine Aktivkarriere an den Nagel. Das Jahr vor dem Kranzgewinn brach sich der Kranzschwinger das Bein. Werner sagt dazu: „Wenn ich über die Statur und Kraft wie gewisse Schwinger verfügt hätte, hätte ich sicher nicht aufgehört. Ich bin relativ klein und war damals um 65 Kilogramm schwer. Ich wurde dabei von anderen Schwingern manchmal regelrecht herumgeworfen. Aber das schwingerische Einmaleins habe ich beherrscht. Leider war ich vom Körperbau her nicht prädestiniert dafür.“
Nach seiner Aktivkarriere blieb der Muotathaler Passivmitglied vom dorfeigenen Schwingklub und half stets bei Schwingfesten im Thal mit.

Zwei aktive Teilnahmen am Stoos-Schwinget
Werner trat zweimal beim Stoos-Schwinget als Aktiver an: 1951 und 1954. Wie er erklärt, wurde damals beim Seminar- und Wellnesshotel Stoos auf der anderen Seite geschwungen. Heute ist der Schwingplatz quasi rechts vom Hotel, früher befand er sich linkerhand auf einer Wiese.
Zu den beiden Teilnahmen meint der ehemalige Schwinger: „1951 habe ich meines Wissens zweimal gewonnen, einmal gestellt und dreimal verloren. 1954 ging ich als Neukranzer auf den Stoos und habe damals einmal gewonnen und fünfmal gestellt. Wenn ich mich richtig erinnere, figurierten auf meinem Notenblatt auch Eidgenössische Kranzschwinger.“

Der Stoos-Schwinget fiel nie aus
Die 69 Besuche von Werner fanden jährlich und ohne Unterbruch statt. „Ich erinnere mich, dass das Schwingfest 1970 nach Brunnen verlegt wurde. Weshalb das so war, weiss ich nicht mehr. Gut möglich, dass der Schwingplatz auf dem Stoos der Grund dafür war“, sinniert der Schwingfan. Beim Thema Wetter lacht Werner. Er erinnert sich, dass es bei einem Sieg von Leo Betschart (Sins) so stark regnete, dass sogar ein Bach über den Schwingplatz lief. Weiter erläutert der bald 85-Jährige: „Es herrschte schon nicht immer schönes Wetter in all den Jahren. Ich denke, das schöne und das schlechte Wetter hielten sich in etwa die Waage. In den letzten siebzig Jahren wurde das Schwingfest nicht oft verschoben. Wenn möglich wurde der Schwinget am ersten Termin abgehalten. Ich erlebte auf dem Stoos so viele tolle Schwingfeste, an welchen wir es schön hatten. Ein spezielles könnte ich gar nicht aufzählen.“


Der Jubilar erzählt von seinen bisherigen 69 Besuchen beim Stoos-Schwinget

Karl Meli, Walter Haldemann und Peter Vogt hinterliessen einen starken Eindruck
Wie Werner berichtet, wurde in all den Jahren immer sehr guter Schwingsport auf dem Stoos gezeigt. Besonders in Erinnerung blieben ihm Karl Meli, welcher mehrere Siege auf dem Stoos feiern konnte. Weiter Walter Haldemann, welcher zu seiner Zeit einer der besten Schwinger war. Und nicht zu vergessen Peter Vogt: Dieser konnte 1951 beim Innerschweizerischen in Zug antreten, und gewann souverän mit sechs siegreichen Gängen. Vogt war ein grosser und starker Athlet. Als er in Zug hinter der Tribüne zum Ausruhen lag, kamen etliche Zuschauer, nur um seine imposante Gestalt zu bestaunen.
Diese genannten Athleten waren nebst den Muotathaler Schwingern Werner’s Favoriten. Auch deshalb, weil sie überragend schwangen und Schlussgänge an Eidgenössischen Schwingfesten bestritten. Zwei von ihnen, Karl Meli und Peter Vogt, wurden zu Schwingerkönigen gekrönt. Erwähnung findet beim grossen Schwingerfreund auch Leo Betschart aus Sins, welcher viele Schwingfeste gewann. Der bald 70fache Stoos-Schwinget-Besucher weist aber darauf hin, dass man noch viele andere Namen aufzählen könnte. Heutzutage hat er im eigentlichen Sinne keine Favoriten mehr.

Schon seit vielen Jahren der gleiche Sitzplatz
Während vieler Jahren ging Werner mit dem inzwischen verstorbenen Armin Betschart („ds Daniels Armin“) an den Stoos-Schwinget. Die beiden Schwingerfreunde besuchten überdies viele Schwingfeste. Der ehemalige „Alpenrösli-Wirt“ erzählt, dass er einmal während einem Jahr an 36 Schwingfeste ging.
Zu seinem Sitzplatz auf dem Stoos erklärt er: „Den jetzigen Tribünenplatz habe ich schon seit etlichen Jahren. Früher gab es überhaupt keine Tribünen. Um die Sägemehlringe befanden sich Holzlatten auf Bierkisten, auf welchen man die Schwingkämpfe beobachtete. Damals bezahlte man vor Ort den Eintritt und Tickets konnten zu jener Zeit noch nicht vorbestellt werden. Heutzutage finden gut 3’500 Zuschauer beim Stoos-Schwinget Platz. Früher waren viel weniger Zuschauer anwesend. Wenn man tausend Zuschauer zählte, waren es wohl viele.“
Werner ergänzt, dass schon „während der guten alten Zeit“ Verkäufer um die Zuschauer liefen und „Bier, Most, Mineral“ feilboten. Natürlich konnte man auch Wurst und Brot kaufen. Getränke- und Essensstände wurden nach und nach auch beim Schwingplatz errichtet. Werner pflegt selbst beim Essen seine Traditionen, und nimmt schon seit vielen Jahren mit einigen Muotathalern im Restaurant Balmberg das Mittagessen ein.

Das Innerschweizerische auch schon 63 Mal besucht
„Am Innerschweizerischen war ich auch schon 63 Mal. Und so viele Male wäre ich wohl auch schon an einem Schwyzer Kantonalen gewesen. Ganz genau weiss ich das aber nicht“, sagt der leidenschaftliche Schwingerfreund. Überhaupt: Werner besuchte etliche auswärtige Schwingfeste. Wenn Schwinger vom Schwingklub Muotathal antreten dürfen, ist er meist auch dort. So besuchte Werner auch etliche Male den Basel Städtischen Schwingertag. Er war dabei, als Alois Schelbert, Peter Schelbert I und Peter Schelbert II („ds Längä“) in Basel antraten. Der aufgestellte Zeitgenosse begleitete die Muotathaler Schwinger auch ans Berner Kantonale oder an das Nordostschweizerische Teilverbandsfest. Kein Weg war ihm zu weit. Als nämlich Richard Heinzer („ds Wissäwands“) als Gast beim Südwestschweizerischen in Savièse VS antreten durfte, fuhr ihn Werner ans Schwingfest.
Den Stoos-Schwinget bezeichnet der Familienvater als sein Lieblingsschwingfest. Auch aus dem Grund, weil jeweils nur 90 Schwinger teilnehmen und der Kampf um den Kranz härter ist als an anderen Kranzfesten. Dazu kommt die spezielle Atmosphäre eines Bergschwingfestes. Nebst dem Stoos-Schwinget besuchte Werner auch die anderen Bergkranzfeste. So war er sicher auch um 20 Mal auf dem Brünig und einige Male weniger auf der Rigi anzutreffen.

Die Veränderungen im Schwingsport
In Werner’s Augen hat sich der Schwingsport in den letzten 10 bis 15 Jahren gemausert und wurde extrem beliebt. Heute ist ein regelrechter Aufschwung zu beobachten und das Interesse hat enorm zugenommen. „Das sieht man nur schon an den deutlich gestiegenen Zuschauerzahlen. Auch gibt es viel tollere Preise als früher zu gewinnen. Verschiedene Dinge wurden zudem beschlossen. Zum Beispiel, dass alle Schwinger jährlich mindestens vier Rangschwingfeste in ihrem Teilverband besuchen müssen, wollen sie das Jahr darauf an einem Kantonalen ausserhalb ihres Teilverbandes teilnehmen“, weiss der Muotathaler. Weiter meint Werner, dass sich die Schwingtechnik im Vergleich zu früher verbessert hat. Die Athleten können einfach besser schwingen als früher.


Werner Schelbert, ein leidenschaftlicher Schwingerfreund

Neben Werner haben auch seine Brüder Edwin, Alois und Toni geschwungen. Die „Alpäröslers“ haben nicht nur das Schwingen im Blut. Einige davon, wie Werner, sind regelrecht von diesem Schwingsport-Virus infiziert. Anders ist nicht zu erklären, dass ein Mann auf bisher 69 Besuche beim Stoos-Schwinget kommt.
Für das bevorstehende Jubiläum wünsche ich Werner in erster Linie beste Gesundheit, und dass er den Bergschwinget auf dem Stoos so geniessen kann, wie wenn er zum ersten Mal dort wäre.

feldwaldwiesenblogger

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.