Der Freiburger Sven Hofer wuchs am ESAF in Pratteln förmlich über sich hinaus und gewann verdient den Eidgenössischen Kranz

Sven Hofer war am Eidgenössischen Schwing-und Älplerfest (ESAF) in Pratteln einer der drei glücklichen Südwestschweizer Kranzgewinner. Zusammen mit Lario Kramer und Romain Collaud durfte er am Sonntagabend vor die Ehrendamen treten und sich krönen lassen. Rang 9b und 74.75 Punkte bescherten dem Freiburger das begehrte Eichenlaub – man darf tatsächlich von einer Überraschung sprechen. Sven wuchs an beiden Tagen förmlich über sich hinaus und gewann den Eidgenössischen Kranz verdient mit einem starken Notenblatt. Die Gänge eins bis drei wurden allesamt gewonnen, darunter gehörte der Aargauer Eidgenosse Patrick Räbmatter zu den Geschlagenen. Im vierten Gang wurde Sven von Armon Orlik vorübergehend gestoppt, ehe im fünften Gang gegen Marco Ulrich wieder ein Plattwurf gelang. Wie gut der Neueidgenosse drauf war, zeigen die zugeteilten Gegner im sechsten (Werner Schlegel) und im siebten Gang (Christian Stucki). Diese beiden Gänge gingen zwar verloren. Der um den Kranz alles entscheidende Kampf gegen Thomas Stüdeli konnte Sven aber wieder siegreich gestalten.

Text: Schwinger-Blog / Bilder: Sven Hofer

Sven Hofer gewann den Eidgenössischen Kranz überraschend, aber verdient

Starke 2022er-Saison

Sven gewann in dieser Saison insgesamt sieben Kränze. 2021 waren es drei Kränze, 2019 einer, 2018 zwei und 2017 ein Kranz. Dem Freiburger ist in dieser Saison der berühmte Knoten so richtig aufgegangen. Der Reihe nach reüssierte er 2022 beim Urner Kantonalen, am Walliser Kantonalen, am Neuenburger Kantonalen, dem Waadtländer Kantonalen, beim Südwestschweizer Schwingfest, beim Freiburger Kantonalen und als Krönung beim Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest. Insofern kündigte sich der Kranzgewinn am ESAF als Produkt der Konstanz über die gesamte Saison an. 

Mitglied beim Schwingklub Kerzers

Das Geburtsdatum von Sven ist der 21. August 1995. Der 27-Jährige wohnt derzeit in Kerzers, ist ledig und weist mit seiner Grösse (182 Zentimeter) und seinem Gewicht (108 Kilogramm) gute Masse für den Schwingport auf. Der frisch gebackene Eidgenosse machte eine Berufslehre zum Logistiker und arbeitet nun Vollzeit in seinem erlernten Beruf in einer Firma in Kerzers. In der Zeit, welche nebst dem Beruf und dem Schwingsport übrigbleibt, spielt er Dart und nimmt an Hobby-Turnieren teil. Zudem spielt Sven zum Plausch Fussball. Der Sennenschwinger ist Mitglied beim Schwingklub Kerzers, welcher dem Freiburger Kantonalen Schwingerverband angehört. Während der Schwingsaison wird drei bis viermal trainiert. Auf dem Programm stehen zwei Schwingtrainings und ein bis zwei Athletiktrainings. Die Trainings werden meist zusammen mit einer Trainingsgruppe, welche mehrheitlich aus Mitgliedern vom Schwingklub Kerzers besteht, absolviert.

Der 14. Kranzgewinn ist zugleich der erste Eidgenössische Kranz

Das am ESAF gewonnene Eichenlaub ist Kranz Nummer 14 für Sven, und stellt sein bisheriges Karrieren-Highlight dar. Zur Kranz-Sammlung des Freiburgers gehören zudem 2 Teilverbands- und 11 Kantonalkränze. Seinen ersten Kranz gewann er 2017 beim Freiburger Kantonalschwingfest in Villaz-St-Pierre. Nebst dem Eidgenössischen Kranz zählt der Logistiker aber auch die Teilnahme am ESAF 2019 in Zug, die beiden Kranzgewinne an Südwestschweizer Schwingfesten und die Schlussgangteilnahme beim Regionalfest Oron-la-Ville 2019 zu seinen grössten Erfolgen. Die bevorzugten Schwünge sind der Kurz und der Fussstich über links. Sven schwang als Jungschwinger bis zum 12. Lebensjahr. Dann wechselte er als Teenager zum Fussball. Als der Sportbegeisterte 2016 zusammen mit dem FC Kerzers beim ESAF in Estavayer-le-Lac mithalf, packte ihn das Schwing-Fieber wieder. Seit 2017 hat sich Sven wieder dem Schwingsport verschrieben.

Sven Hofer’s Sieg über Patrick Räbmatter war sein Schlüsselmoment am «Eidgenössischen»

Herzliche Gratulation zum Eidgenössischen Kranz! Was für Gedanken begleiteten dich bei der Krönung?

«Ich empfand Freude, Stolz und Erleichterung. Es war wunderschön, mit so vielen Leuten von Kerzers, die dabei waren, feiern zu dürfen. Mein primäres Ziel war es, acht Gänge zu schwingen. In Zug musste ich nämlich den Wettkampf nach vier Gängen beenden.»

Wie lief der für dich alles entscheidende achte Gang gegen Thomas Stüdeli ab?

«Ich kannte Stüdeli nicht, wusste aber, dass er defensiv stark ist. Mein Bestreben war es, den Gang von Anfang an offensiv zu gestalten und mir seine Schwingweise nicht aufdrücken zu lassen. Ich habe ihn mit einem Kurz und nachdrücken am Boden bezwungen.»

Hast du nach dem Sieg über den Eidgenossen Patrick Räbmatter langsam, aber sicher mit dem ESAF-Kranzgewinn geliebäugelt? 

«Mir war gleich klar, dass das der entscheidende Gang sein könnte. Ich habe diesen Sieg als Motivationsvideo für die restlichen Gänge genommen.»

Wie hast du «Räbi» eigentlich bezwungen?

«Ich bezwang ihn mit einem Konter, Räbmatter wollte wahrscheinlich einen Schlungg ansetzen. Ich leerte ihn übers Knie ab und konnte ihn am Boden über den Rücken ziehen.»

Welcher der acht Gänge war dein härtester Kampf?

«Ich denke, das waren der erste und der letzte. Beim ersten Gang war es wegen der Nervosität und dem Druck, dieser Kampf war mental am schwierigsten. Vor dem letzten Gang war die Ausgangslage klar. Erschwerend kam hinzu, dass man relativ lange warten musste.»

An wie vielen Empfängen hast du seit dem ESAF teilgenommen?

«Am Empfang in Kerzers war ich dabei. Bei den anderen konnte ich nicht teilnehmen, da ich in den Ferien war.»

Die drei Südwestschweizer Kranzgewinner in Pratteln: Lario Kramer, Romain Collaud und Sven Hofer (von links)

Es fällt auf, dass du in dieser Saison resultatmässig einen regelrechten Quantensprung vollbracht hast. Wie kommt das?

«Ich konnte gut schwingen und habe mich technisch nochmals verbessert. Beim ersten Kranzfest, dem Urner Kantonalen, wo wir als Gäste dabei waren, ist mir der Knoten so richtig aufgegangen. Ich konnte den Kranz gewinnen und dieser gab mir Aufschwung für die Saison.»

Hast du vor dieser Saison etwas an deinem Training und Aufbau verändert?

«Nein, ich absolvierte das Wintertraining gleich wie in den vorangegangenen Saisons. Im Winter trainiere ich fünf bis sechs Mal, auf dem Programm stehen drei Schwing- und bis vier Athletik-Trainings. Wie erwähnt, trainiere ich mit einer Trainingsgruppe. Diese wird im kommenden November neu gebildet.»

Am Heim-Fest, dem Freiburger Kantonalen, hast du mit Rang 3b einen Spitzenplatz erreicht. Gegen Ende der Saison bist du immer stärker geworden. War das so geplant?

«Nein, eigentlich nicht. Ich werde für gewöhnlich von Schwingfest zu Schwingfest stärker. Es kam mir gelegen, dass bei uns in der Südwestschweiz dieses Jahr die Kranzfeste Schlag auf Schlag folgten. Es war ein Vorteil für mich

Was ist dein Fazit nach dieser starken Saison?

«Hauptsächlich motiviert es mich, dranzubleiben und noch mehr an meiner Technik zu feilen. Diese Saison zeigte mir auf, dass es möglich ist, auch mal ein Kranzfest zu gewinnen.»

Deshalb behauptet der Schwinger-Blog: 2023 folgt der erste Kranzfestsieg von dir. Wie klingt das in deinen Ohren?

«Sehr schön! Bis dahin steht allerdings noch viel Arbeit an. Ich werde im Winter alles daransetzen, um das zu erreichen. In erster Linie möchte ich aber unfallfrei durch den Winter kommen.»

Wann steigst du ins Wintertraining ein? Wie sieht der Plan aus?

«Voraussichtlich anfangs November starte ich das Wintertraining. Geplant ist, dass ich mich während dem ganzen November dem Krafttraining widme. In den Monaten Dezember und Januar wird an der Schwingtechnik gefeilt, und ab anfangs Februar wird wieder wettkampfmässig geschwungen.»

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