ESV-Obmann Markus Lauener blickt auf das zu Ende gehende Schwingerjahr zurück und nimmt Stellung zum ESAF 2022-Defizit

Der Schwinger-Blog bat Markus Lauener zum Jahresend-Gespräch und zog mit ihm Bilanz. Nebst einem Jahresrückblick sowie Ausblick auf 2023 kamen die Corona-Pandemie und das mögliche ESAF 2022-Defizit zur Sprache. Aber auch, ob die künftigen «Eidgenössischen» nun tatsächlich kleiner werden sollen.

Text: Schwinger-Blog

Die Saison 2022 bleibt vielen Schwingerfreunden vor allem wegen zwei Gründen in bester Erinnerung: Das «Eidgenössische» in Pratteln war sportlich absolut hochstehend und nach zwei Jahren Pandemie konnte die Schwing-Saison (fast) ganz normal abgewickelt werden. 

Markus Lauener ist seit 2020 Obmann des Eidgenössischen Schwingerverbandes (ESV). In den letzten drei Jahren erlebte der Berner Oberländer zusammen mit der Schwingerfamilie wegen der Corona-Pandemie ein Wechselbad der Gefühle. 2022 ist das erste Jahr in seiner Amtszeit, welches mit Ausnahmen zu Beginn wieder normal über die Bühne gehen konnte. 

Markus Lauener ist seit 2020 ESV-Obmann und hat nun drei bewegte Jahre hinter sich

Bild: berneroberlaender.ch

Jahresrückblick

Was für eine persönliche Bilanz ziehst du von der Saison 2022?

«Ich ziehe eine sehr positive Bilanz! Besonders gefreut hat mich, dass praktisch alle Schwingfeste wieder im normalen Rahmen stattfinden konnten. Nachdem 2020 wegen Corona ins Wasser fiel und 2021 eingeschränkt über die Bühne gehen musste.»

Was bleibt dir nach diesem Jahr in besonders guter Erinnerung?

«Die vielen schönen Feste, welche viele zufriedene Besucher hinterliess. Und natürlich das sehr schöne «Eidgenössische» in Pratteln.»

Corona-Pandemie

Wie reflektierst du rückblickend das Krisen-Management vom ESV?

«Ich bin sehr stolz darauf, wie wir das gemeistert haben. Vom ZV her sind wir mit neuer Zusammensetzung in die Pandemie gestartet. Meines Erachtens haben wird das Beste daraus gemacht und die Situation gut bewältigt.»

Die aktuellen Zahlen sowohl bei den Aktiven wie auch bei den Jungschwingern deuten darauf hin, dass die Pandemie im Schwingsport keinen allzu grossen Schaden angerichtet hat. Was für Pandemie-Spuren bleiben zurück?

«Keine grossen. Was zurückbleibt ist die Gewissheit, dass nicht alles als selbstverständlich hingenommen werden kann. Man kann jeder Zeit von irgendeiner Krise eingeholt werden.»

Ein jubelnder Schwingerkönig Joel Wicki triumphierte an einem sportlich äusserst hochstehenden «Eidgenössischen», welches nun wegen einem Defizit in die Schlagzeilen kam

Bild: esaf2022.ch

Stellungnahme vom ESV zum möglichen ESAF 2022-Defizit

Der ESV hat kürzlich zu einem möglichen Defizit am diesjährigen «Eidgenössischen» in Pratteln eine Stellungnahme veröffentlicht. Laut dieser hat der Zentralvorstand (ZV) beschlossen, sich paritätisch an der angestrebten finanziellen Lösung, sprich einer «schwarzen Null», zu beteiligen. Wie ist das zu verstehen? Wer genau wird nun ein mögliches Defizit ausgleichen, und zu welchen Teilen?

«Der ESV will als positives Signal vorangehen und Hand bieten für Lösungen. Es werden nun Gespräche mit Sponsoren und Partnern geführt. Dabei geht es um die Fragen: wer hilft mit und wer verzichtet auf Geld? Paritätisch heisst in diesem Fall, dass wir vom Verband bereit sind auf gewisse finanzielle Forderungen zu verzichten. Das Ziel ist, dass bis zur Abgeordnetenversammlung (AV) 2023 eine finanzielle Lösung erzielt wird.»

Als Sofortmassnahme wurde dem Pratteler-OK Finanz-Experte Urs Weber zur Unterstützung in finanziellen Angelegenheiten zur Verfügung gestellt. Hatte das Finanz-Komitee vom ESAF 2022 ihre Sache nicht im Griff?

«Das kann man so nicht sagen. Urs Weber war schon bei den ESAF’s in Burgdorf und Estavayer-le-Lac für die Finanzen zuständig und ist ein ausgewiesener Fachmann mit viel Erfahrung. Das Pratteler-OK hat die Unterstützung angenommen. Es geht nun darum, dass Weber sie bei gewissen Details beraten und unterstützen soll.»

Wie weiter mit den Eidgenössischen Schwing- und Älplerfesten: Gleich gross oder künftig kleiner?

Bild: Luzerner Zeitung

Der ESV will gemäss einem SRF-Beitrag vom 4. Dezember betreffs der Grösse der ESAF’s über die Bücher

Gab es hierzu schon eine Aussprache?

«Nein, eine Aussprache ist noch nicht erfolgt.»

Laut dem SRF-Beitrag sollen eine Verkleinerung oder eine Festigung des Standorts mögliche Lösungsansätze sein. Kannst du hierzu schon konkreter werden?

«Sobald die Schlussrechnung fürs ESAF Pratteln steht, werden wir das Ganze analysieren und über die Bücher gehen. Wir sind auch gewillt, die nötigen Lehren daraus zu ziehen. Die Wirtschaftlichkeit entscheidet über die Grösse, allenfalls werden die «Eidgenössischen» in Zukunft kleiner. Das sind Gedanken, welche wir verfolgen werden. Eine Überprüfung soll sicherstellen, dass die ESAF’s in Zukunft auch wirtschaftlich aufgehen.»

Gesetzt der Fall, in nächster Zeit würden zu diesem Thema Beschlüsse gefasst: Würde das den nächsten ESAF-Austragungsort in Mollis bereits betreffen?

«Das ESAF 2025 Glarnerland+ ist aufgegleist. Trotzdem werden wir mit dem OK die Situation anschauen. Es geht darum, die nötigen Lehren nach Pratteln zu ziehen und in die Organisation miteinfliessen zu lassen. Damit das nächste «Eidgenössische» erfolgreich abgewickelt werden kann. Bei der Vergabe fürs ESAF 2028 werden wir ebenfalls unsere gemachten Erkenntnisse einfliessen lassen.»

Übernimmt sich der ESV mit ihrem mächtigen «Leuchtturm» ESAF in wirtschaftlich unruhigen Zeiten nicht ein wenig?

«Ich denke nicht, dass wir uns dabei übernehmen. Steuern kann man das aber nur schwer. Dieser Anlass ist tatsächlich für uns ein Leuchtturm und stellt für die durchführende Region volkswirtschaftlich gesehen eine Riesenbedeutung dar. Der Schwing-Boom weckt gewisse Begehrlichkeiten und die Organisation ist und bleibt eine grosse Herausforderung. Man muss sich einfach bewusst sein, dass die Durchführung eines «Eidgenössischen» kein Selbstläufer ist. Wenn man alles genau prüft, ist es machbar. Das unternehmerische Risiko von Grossveranstaltungen kennen aber auch andere Organisatoren.»

Ausblick 2023

Was für wichtige Geschäfte stehen für dich und den Zentralvorstand an?

«Es stehen einige personelle Veränderungen an. Beispielsweise übernimmt Thomas Notter als Technischer Leiter Jungschwingen nach der AV anfangs März. Werner Christen, welcher sich als Ausbildungsverantwortlicher um die Belange von Jugend und Sport kümmert, tritt zurück. An der ESV-Vollversammlung vom 5. November ging es unter anderem darum, wie die Nachfolgeregelung eines solchen technischen Mitarbeiters aussehen soll. Weiter wird die Nachfolge-Planung unseres Geschäftsstellenleiters Rolf Gasser in die Wege geleitet. Und schliesslich will der Saisonhöhepunkt, der Unspunnen-Schwinget, geplant sein. Es stehen also einige Geschäfte an.»

Was wünscht du dir für 2023?

«Ich wünsche mir viele schöne Wochenenden. Viele spannende Schwingfeste mit vielen zufriedenen Zuschauern und Festorganisatoren.»

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