Guido Thürig, der Technische Leiter der Nordwestschweizer, sagt: «Mein Ziel ist es, dass wir 2022 an den Bergfesten und am ESAF die Qualität an den Tag legen, wie wir sie dieses Jahr am Nordwestschweizer Schwingfest taten.»

Text: feldwaldwiesenblogger

Wie sieht die Bilanz für den Nordwestschweizer Schwingerverband (NWSV) nach der nun abgelaufenen Saison aus? Kurz zusammengefasst darf man konstatieren, dass sie das eigene Teilverbandsfest, trotz starken Gästen, mit Andreas Döbeli gewonnen haben. Und an ihrem Bergfest auf dem Weissenstein stand der genannte Döbeli im Schlussgang. Joel Strebel zeigte bis zu seiner Verletzung eine starke Saison (am meisten Kränze) und Patrick Räbmatter lief nach einem schwachen Start zu toller Form auf. Nick Alpiger wurde nach starkem Beginn durch eine Verletzung ausser Gefecht gesetzt und fehlte etwas später wegen Corona am Teilverbandsfest in Zunzgen. Die beiden letzten Schwingfeste des Jahres gewann Alpiger aber in absolut überzeugender Manier. Und: Am Kilchberger Schwinget lief es für die Nordwestschweizer gelinde gesagt nicht gut.

Das Team der Nordwestschweizer vor dem letzten ESAF 2019 in Zug

Bild: aargauerzeitung.ch

Viel Potenzial

Im kleinen Teilverband in der Nordwestschweiz ist man an der Spitze auf jeden Schwinger angewiesen. Das zeigte sich besonders deutlich am Kilchberger Schwinget, wo Joel Strebel fehlte, Nick Alpiger noch nicht ganz der «Alte» war, Patrick Räbmatter nicht seine beste Form ausspielte und Andreas Döbeli keinen guten Tag einzog. Die vier erwähnten Aargauer Eidgenossen bilden die Spitze, mit Nick Alpiger als Team-Leader. Dahinter befinden sich mit Roger Erb, Samuel Brun, Oliver Hermann, Marcel Kropf, Samuel Schmid, Fabian Bader, Kaj Hügli und Simon Schmutz weitere Kranzschwinger, welche diese Saison starke Leistungen zeigten. Dass auch viel Potenzial im Nachwuchs vorhanden ist, beweist einerseits Adrian Odermatt, welcher diese Saison zum Teilverbandskranzer aufstieg. Andererseits aber auch die Ausbeute am Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag (ENST) in Schwarzenburg. Nebst einem Kategoriensieg mit Sinisha Lüscher holten sich die Nordwestschweizer elf Doppelkränze, gleich viele wie die Berner. Das sind verglichen mit dem ENST 2018 eine Steigerung um sechs Doppelzweige. Die Nordwestschweizer wurden in dieser Saison aber auch durch zahlreiche Verletzungen und Corona-bedingte Ausfälle gebeutelt.

Saisonbilanz

Guido Thürig ist seit letztem Jahr der technische Leiter der Nordwestschweizer. Mit ihm unterhielt sich der Schwinger-Blog, und liess ihn eine Saisonbilanz ziehen. Weiter wurde Thürig mit Kritik konfrontiert, welche fünf Monate zurückliegt. Zudem erzählte der Aargauer von der Trainings- und Team-Arbeit seiner Athleten, blickte auf das nächstjährige ESAF 2022 in Pratteln voraus, und wurde nach den Zielen für kommende Saison befragt.

Was für eine Bilanz ziehst du nach der 2021er-Saison?

«Ich ziehe eine durchzogene Bilanz von dieser Saison, welche auch durch Inkonstanz geprägt war. Die Schwinger-Zahlen im eigenen Verband bereiten mir Sorgen. Von den Schwingfesten her waren der Rigi- und der Kilchberger Schwinget die Tiefpunkte. An diesen wurde nicht das gezeigt, wie von uns erhofft. Die Highlights waren der Brünig-Schwinget und das Nordwestschweizer Schwingfest in Zunzgen. An diesen beiden Anlässen lief es gut.»

Nach welchen Schwingfesten warst du besonders stolz auf dein Team?

«Wie bereits erwähnt, nach dem Brünig-Schwinget und nach unserem Teilverbandsfest. In Zunzgen zeigten wir eine gute Mannschaftsleistung, und einzelne Athleten lieferten eine Topleistung ab. Trotz Ausfall von Nick Alpiger konnten wir den Sieg in den eigenen Reihen halten. Auf dem Weissenstein lief es auch gut.» 

Guido Thürig ist seit 2020 Technische Leiter der Nordwestschweizer Schwinger

Bild: nwsv.ch

Stichwort Kritik vom Schwinger-Blog

In einem Beitrag vom 13. Juli gab es Kritik hinsichtlich der Reduktion der Startplätze für den diesjährigen Weissenstein-Schwinget. Die 40 Startplätze der Nordwestschweizer wurden auf deren 30 reduziert. Der Schwinger-Blog schrieb, dass die primären Gründe auf Corona und die Führungsschwäche des Verbandes, seiner Kantonalverbände sowie der Schwingklubs zurückzuführen sind. Eine Stellungnahme von dir war längst überfällig. Was ist dein Kommentar?

«Der Weissenstein-Schwinget ist ein Bergkranzfest und das Teilnehmerfeld soll auch deren Qualität haben. Das ist eine Momentaufnahme, und wir müssen uns der Realität stellen. Mit solchen Aussagen wie im erwähnten Beitrag kann ich leben, aber sie bringen nicht viel und zaubern können wir auch nicht. Wir sind bestrebt, die Breite an Kranzschwingern zu erhöhen. Das Kader haben wir bereits verjüngt. Nun gilt es, die jungen Schwinger heranzuführen und auf baldige Kranzgewinne zu hoffen. Man muss bedenken, dass bei weniger Schwinger wie bei uns in der Nordwestschweiz halt auch weniger Kränze an den Schwingfesten abgegeben werden können. Es ist bei uns schwieriger einen Kranz zu gewinnen als in den drei grossen Teilverbänden.»

Treten nächstes Jahr wieder 40 Nordwestschweizer auf dem Weissenstein an?

«Nein, es werden wieder 30 Schwinger von uns dabei sein. Das haben wir in der Technischen Kommission vom Eidgenössischen Schwingerverband so entschieden.»

Weiter schrieb der Schwinger-Blog im erwähnten Beitrag, dass die Nordwestschweizer in den nächsten Jahren Mühe haben werden, an den eigenen Kantonalfesten 100 Schwinger an den Start zu bringen. Wie siehst du das?

«Corona hat uns hart getroffen. Wir hoffen, dass das ESAF in unserem Verbandsgebiet etwas bewirkt und wir den Schwung mitnehmen können. Wir streben zudem eine Verbreiterung auf Kaderstufe an. Und: Wir haben vom Vorstand einen Workshop initiiert, welchen wir momentan in Kleingruppen vorbereiten. Dieser Workshop, welcher anfangs nächstes Jahr über die Bühne gehen soll, ist dem Thema Schwingen NWSV 2030 gewidmet. Wir wollen dabei Massnahmen definieren, um die Zukunft positiv gestalten zu können.»

Die Kranzgewinner vom Nordwestschweizer Schwingfest 2021 in Zunzgen. In der Mitte erkennt man den glücklichen Sieger Andreas Döbeli.

Bild: aargauerzeitung.ch

Stichwort Trainings- und Team-Arbeit

Worin siehst du als Technischer Leiter primär deine Aufgabe?

«Wir möchten unser Kader schwingerisch vorwärtsbringen. Es finden im Zwei-Wochen-Rhythmus Kadertrainings statt, welche wir anfangs November gestartet haben. Ich leite diese Trainings, zusammen mit einem Trainer-Stab. Zum Team gehören mein Bruder Mario, Thomas Notter und Yanick Klausner. Weiter möchten wir den NWSV noch mehr als Team formen, unabhängig von der Kantonszugehörigkeit.»

Nach der Saison ist vor der Saison. Welche Punkte musst du mit den Schwingern im Wintertraining angehen?

«Ich konzentriere mich auf zwei Fokusgeschichten. Ich möchte die Schwinger technisch weiterbringen und ihre Vielseitigkeit fördern. Das andere ist die Trainingsgestaltung, in welcher ich sportliche Härte reinbringen möchte. Damit wir vom Mindset her anders auftreten können.»

Wie sieht der Team-Geist und deren Bildung in der Nordwestschweiz aus?

«Dieser ist auf einem Stand, der sehr positiv ist. Vor Jahren war der noch anders, insbesondere wegen dem Kantönligeist. Wir arbeiten darauf hin, dass dies kein Thema mehr sein wird. Mein grosser Wunsch für das ESAF 2022 in Pratteln ist, dass Schwinger aus dem Baselland und wenn möglich auch aus dem Solothurn Eidgenössische Kränze gewinnen können. Es ist zwingend nötig, dass wir nicht nur im Aargau Eidgenossen haben.»

Stichwort ESAF 2022 in Pratteln

Wenn Nick Alpiger die Form, welche er Ende Saison ausspielte, bis zum ESAF konservieren könnte, wäre er in deinen Augen ein Königskandidat?

«Aus meiner Sicht gehört er zu den absoluten Topschwingern. Ich traue ihm für Pratteln alles zu.»

Das «Eidgenössische» im eigenen Teilverbandsgebiet war auch schon eine Sondermotivation. Liegen sechs Kränze wie nach dem ESAF 2007 in Aarau auch 2022 drin?

«Träumen darf man und ist erlaubt. Fünf Kränze sind ein realistisches Ziel.»

Der Nordwestschweizer Schwingerverband feierte diesen Herbst in Möhlin den 125. Geburtstag

Bild: nwsv.ch

Stichwort Ziele für 2022

Wie sehen die Ziele des Technischen Leiters für 2022 aus?

«Die Highlights der nächsten Saison sind die Bergkranzfeste Stoos, Weissenstein und Schwägalp. Diese sind für mich sehr wichtig. Dann das ESAF, welches im Zentrum steht. Mein Ziel ist es, dass wir an diesen Festen die Qualität an den Tag legen, wie wir sie dieses Jahr am Nordwestschweizer Schwingfest taten. Weiter ist es für mich ein Bedürfnis, diejenigen Schwinger, welche in dieser Saison wegen Verletzungen oder Corona fehlten, wieder gut ins Team zu integrieren. Ich denke da insbesondere an Tobias Widmer oder Lars Voggensperger.»

feldwaldwiesenblogger

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