«Ich konnte wieder vorne mitschwingen und bin gesund» – Interview mit Spitzenschwinger Christian Schuler zum Saisonabschluss

Der 30-jährige Christian Schuler hat mit einem starken Spätsommer nach seiner schweren Knieverletzung im letzten Jahr den Anschluss zur Spitze wieder hergestellt. Obschon er auch diese Saison zwischenzeitlich verletzungsbedingt ausfiel, belegte er in der Jahreswertung den ausgezeichneten siebten Platz.

Text und Foto: Werner Schönbächler und feldwaldwiesenblogger

Wie schlimm ist die am Siebner Herbstschwingertag zugezogene Fingerverletzung?
«Es ist glücklicherweise nichts Gravierendes. Doch im Training konnte ich noch nicht wunschgemäss Griffe fassen, sodass ich mich entschied, die Saison zu beenden, um den Aufbau nicht hinausschieben zu müssen.»

Wie bist Du mit Deiner Saison zufrieden?
«Nach meiner letztjährigen Knieverletzung bin ich sehr zufrieden. Es hat sich für mich gelohnt, dass ich auf einen operativen Eingriff verzichtet und auf eine alternative Methode gesetzt habe. Ich gönnte dem Knie danach die nötige Erholungszeit, was mir einen zielgerichteten Aufbau ermöglich hat.»

Bereits der Start an den Frühlingsfesten verlief für Dich vielversprechend. Hast Du damit gerechnet?
«Damit durfte ich wirklich nicht rechnen, umso schöner war es für mich. Ich konnte viel mehr umsetzen, als ich mir eigentlich zum Ziel gesetzt habe.»

Schon bald trat am Ob- und Nidwaldner Kantonalen wieder eine Verletzung auf. Was dachtest Du im ersten Moment?
«Nach dem etwas harzigen Start am Schwyzer Kantonalen erwischte es mich am «Ob- und Nidwaldner» erneut. Im ersten Moment war ich niederschlagen. Zum Glück erwies sich die Verletzung nicht als allzu schlimm.»

Nachdem Du deswegen zwei Kantonalfeste sausen lassen musstest, gabst Du ausgerechnet beim Bergklassiker auf dem Stoos das Comeback. War das nicht etwas riskant?
«Mich verbinden gute Erinnerungen mit diesem Anlass, konnte ich doch 2009 auf dem Stoos mein erstes Kranzfest gewinnen. Im Grossen und Ganzen war ich zufrieden mit meiner Leistung, obschon ich die fehlende Wettkampfpraxis spürte und gerade noch den letzten Kranz holte. Ich bin da gerade noch mit einem «blauen Auge» davongekommen.»


Christian Schuler darf auf eine starke Saison zurückblicken

Dann wurdest Du von Fest zu Fest stärker?
«Das ist so. Nachdem ich mich am «Innerschweizerischen» im ersten Rang klassierte, wurde ich am «Südwestschweizerischen» Zweiter. Der Sieg in Ruswil bedeutete mir sehr viel und gab mir das das nötige Selbstvertrauen für den weiteren Verlauf. Ich merkte, dass ich endgültig wieder «bei den Leuten» angekommen bin.»

Auf dem Brünig und der Schwägalp hast Du das Fest an der Spitze mitgeprägt. Was hat für den Sieg gefehlt?
«Auf dem Brünig erhielt der punktgleiche Kilian Wenger gegenüber mir vom Einteilungskampfgericht den Zuschlag für den Schlussgang gegen Joel Wicki, was für mich in Ordnung war. Eine kurze Unaufmerksamkeit gegen Daniel Bösch auf der Schwägalp hatte fatale Folgen und brachte mich um den Schlussgang.»

Du wirkst derzeit rundum zufrieden. Oder täuscht dieser Eindruck?
«Nein, obschon nicht immer alles zusammenpasste, kann ich mit der Saison sicher zufrieden sein. Nach meiner nicht einfachen Knieverletzung konnte ich wieder vorne mitschwingen und bin gesund, was wohl das Wichtigste ist. All das ist ein Resultat von dem, was ich in den Sport investiert habe, inklusive der vielen Trainingsstunden.»

Wie bringst Du es fertig, Familie, Job und Sport unter einen Hut zu bringen?
«Ich kann zum Glück auf einen grosszügigen Arbeitgeber zählen, dank dem ich meine Zeit gut einteilen kann. Weiter habe ich ein gutes Umfeld, welches es mir ermöglicht, ein Stück weit fürs Schwingen zu leben.»

Wie geht es nun weiter?
«Nach einer kurzen Pause werde ich den Aufbau für die nächste Saison mit Schulschwingen beginnen. Da wird das Augenmerk auf die richtige Ausführung von Schwüngen gelegt. Das Konditionstraining werde ich nicht unterbrechen. Mein Ziel ist es, wieder vorne mitschwingen zu können.»

Hast Du das nächstjährige «Eidgenössische» in Zug bereits im Hinterkopf?
«Nein, ich versuche es noch möglichst lange auszublenden und den Fokus auf mich zu legen. Ich habe ja bereits an fünf «Eidgenössischen» mitgemacht und weiss, was da abgeht. Doch wird der Medien-Hype gegenüber den letzten Austragungen wohl noch grösser werden. Da muss man sich gut abgrenzen können, um noch genügend Zeit für sich zu haben.»

feldwaldwiesenblogger

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