Nachgefragt bei Fritz Ramseier, dem aufstrebenden Sieger vom Hallenschwinget Oberdiessbach

Text: feldwaldwiesenblogger / Foto: Rolf Eicher

Seit Beginn der neuen Saison gingen schon einige Hallenschwingfeste über die Bühne. Dabei gab es fast nur Sieger, welche man im Vorfeld auch zu den Favoriten gezählt hatte. Bei einem einzigen Anlass schwang aber einer oben auf, dessen Name ich bisher nicht wirklich im Fokus hatte: Fritz Ramseier.

Fritz Ramseier? Dieser Name dürfte wohl nur absoluten Insidern etwas sagen. Der fünffache Kranzgewinner wurde am 23. Juli 1994 geboren, wohnt in Süderen BE und arbeitet zu 100 Prozent bei einem Tief-/Hochbau-Betrieb. Daneben hilft er beim Landwirtschaftsbetrieb von seinem Vater und seinem Onkel mit. Fritz gehört dem Schwingklub Siehen an, welcher im Emmentalischen Gauverband integriert ist. Neben dem Schwingen gehören das Velofahren und der Langlauf zu seinen Hobby’s: „Ich bin gerne in der Natur“, ergänzt der Emmentaler.

Der 22-Jährige machte erst kürzlich auf sich aufmerksam, als er überraschend den Hallenschwinget Oberdiessbach im Berner Mittelland gewann. Dieses Schwingfest war von den Namen her zwar nicht top besetzt. Immerhin waren mit Patrick Schenk und Philipp Reusser zwei Eidgenossen am Start, weiter etliche aufstrebende Berner Nachwuchsleute.
Trotzdem: Das Notenblatt mit einem Gesamttotal von 59.00 Punkten kann sich absolut sehen lassen. Fritz besiegte im Schlussgang Severin Schwander. Nebst fünf lupenreinen „Zehnern“ musste er beim gestellten Gang mit Stefan Marti ein einziges Mal Punkte lassen.

Der Hallenschwinget Oberdiessbach war für Fritz das erste Schwingfest der Saison 2017. Wie der Sennenschwinger erklärt, will er spontan entscheiden, welches Schwingfest er als nächstes bestreiten wird. Vermutlich wird es der Abendschwinget vom Schwingklub Sense in Tafers FR sein, bei welchem Fritz und seine Kollegen als Gäste dabei sind.
Grund genug, beim jungen Berner Schwinger nachzufragen.


Fritz Ramseier, strahlender Sieger beim Hallenschwinget Oberdiessbach

Was bedeutet dir der Sieg beim Hallenschwinget Oberdiessbach?
Im Nachhinein sehr viel. Am Morgen ging ich mit der Einstellung dort hin, eine Standortbestimmung vorzunehmen. Dieser Sieg ist für mich ein Zeichen, dass ich während dem Winter nicht geschlafen habe.

Warst du überrascht über deinen Sieg?
Ja, eigentlich schon. Am Morgen habe ich nicht damit gerechnet. Die Freude war dann am Abend umso grösser.

Hast du bereits während dem Schwingfest gespürt, dass etwas drin liegen könnte?
Ich nahm Gang um Gang, und fühlte mich dabei je länger je besser. Nach dem fünften Gang stand ich bereits als Sieger (mindestens Rang 1b) fest. Ich ging deshalb voll motiviert in den Schlussgang rein.

Welcher Gang war in Oberdiessbach der „härteste“?
Der erste Gang, welchen ich gegen Patrick Gobeli bestritt. Wir beide haben den Sieg gesucht und gingen gleich in die Offensive. In der letzten Minute konnte ich ihn dann bezwingen.

Mit welcher Strategie bist du in den Schlussgang gegangen?
Wie bereits angesprochen, musste ich nichts mehr riskieren. Ich ging motiviert, zugleich aber vorsichtig in den Schlussgang rein und wartete erst mal ab. Ich stellte fest, dass mein Gegner, je länger der Gang dauerte, schwächer wurde. In der siebten Minute nutzte ich dann die Gunst der Stunde.

Du bist „nur“ 174 cm gross, bei einem Gewicht von 100 Kilogramm. Mit welchen Schwüngen hast du als „relativ kleiner“ Schwinger deine fünf Plattwürfe bewerkstelligt?
Mit Fussstich und innerem Haken. Diese beiden Schwünge wende ich am meisten an. Im Schlussgang fing ich einen Schlungg von Severin Schwander ab, und bezwang ihn mit einem Kopfzug.

Hast du in deiner Vorbereitung, deinem Training oder gar in deiner Schwingweise etwas verändert, dass du in Oberdiessbach derart parat warst?
Das ist eine gute Frage. Was ich verändert habe: Im Winter war ich keine einzige Minute im Kraftraum. Diese Art Training sagt mir einfach zu wenig zu. Zudem: Ich hatte auch schon Probleme mit dem Rücken zu beklagen. Nicht korrekt ausgeführte Übungen im Kraftraum waren für mich bisher eher kontraproduktiv. Ich trainiere stattdessen daheim mit meinem eigenen Körpergewicht, und mache dabei Rumpfbeugen oder Liegestütze. Überdies war ich während dem Winter dreimal pro Woche im Schwingkeller.

Letzte Saison hast du dir zwei Kränze erschwungen, vorletzte Saison deren drei. Was darf man in dieser Saison von dir erwarten?
Ich litt praktisch während der ganzen letzten Saison am Pfeifferschen Drüsenfieber, welches mich ein Stück weit einschränkte. Ich hoffe, dass diese Saison noch einiges geht. Aber: Das ist nach dem ersten Schwingfest natürlich schwierig zu sagen. Das Selbstvertrauen ist sicher da. Wir werden sehen, was noch alles drin liegt.

Wie sieht dein momentanes Trainingsprogramm aus?
Ich absolviere wöchentlich drei Schwing- und ein bis zwei Konditionstrainings. Zusätzlich betreibe ich das angesprochene Krafttraining mit meinem eigenen Körpergewicht, dies je nach Lust und Laune. Als Abwechslung und Ergänzung zum Konditionstraining fahre ich Velo und betreibe im Winter Langlauf.
Bei den Zusammenzügen des Berner Teams, bei welchen für den Unspunnen-Schwinget trainiert wird, bin ich auch dabei. Alle zwei Wochen findet so ein Team-Training statt. Bei diesen Zusammenzügen habe ich die Möglichkeit, mit anderen Gegnern zu schwingen, statt nur immer mit den klubeigenen.

Welche Schwinger sind deine Vorbilder? Von welchen Schwingern hast du Dinge abgeschaut?
Die grössten Vorbilder sind für mich die kleinen Kinder. Die sind immer motiviert, stehen auf wenn sie umgefallen sind und machen stets weiter.
Ein Vorbild ist für mich sicher Thomas Zaugg, unser klubeigener Eidgenosse. Mich beeindrucken an ihm sein Biss und sein Können. Er ist zudem auch nicht ein überaus grossgewachsener Schwinger. Von ihm kann ich einiges mitnehmen. Thomas kommt einmal die Woche in den Schwingkeller und trainiert uns. Bei Fragen steht er uns auch zur Seite. Das ist für uns Jungen enorm gut und wir können viel von ihm profitieren.
Von Hanspeter Pellet, welcher auch nicht sehr gross ist, habe ich viel abgeschaut und versuche nun einiges so zu machen. Ich beobachtete seine Schwünge bei Schwingfesten und von Videos aus dem Internet.

An welchen Schwingfesten wird man dich 2017 antreffen?
Für Teilnahmen an Klub- und Regionalfeste entscheide ich mich spontan. Weiter bestreite ich die Gauverbandsfeste im Emmental, Mittelland, Seeland und Oberland. Das Berner Kantonalschwingfest steht ebenso auf dem Programm. Welche Bergfeste ich bestreiten darf, weiss ich noch nicht.

Ich bedanke mich bei Fritz Ramseier für seine interessanten Auskünfte und bin überzeugt, dass man von dem aufstrebenden Talent in Zukunft noch einiges zu hören, respektive zu sehen bekommen wird. Einstweilen wünsche ich ihm einen guten Einstieg in die neue Saison und dass er gesund und fit bleibt!

feldwaldwiesenblogger

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.