Nachgefragt bei Mike Müllestein, dem Schlussgang-Verlierer vom Schwyzer Kantonalen

Text: feldwaldwiesenblogger

In der heutigen «Bote der Urschweiz»-Ausgabe fand ich folgendes: «Mit dem zweiten Platz am Zuger und der Schlussgangteilnahme am Schwyzer hat Mike Müllestein erkennen lassen, dass er nach seiner letztjährigen Verletzungspause schon wieder zurück an der Spitze ist. Am Ob- und Nidwaldner hat der 28-Jährige noch eine Rechnung offen. Letztes Jahr in Beckenried verpasste der Familienvater den Kranz.» Mike Müllestein ist sehr gut in die heurige Saison gestartet. Nebst hervorragenden Klassierungen bei diversen Rangschwingfesten (unter anderem Sieg beim Muotathaler Schwinget), schauten bereits zwei Saison-Kränze heraus. Nicht nur das: Mike schloss das Zuger Kantonale auf Rang zwei ab und beim Schwyzer Kantonalen von vergangenem Sonntag stand der Steiner gar im Schlussgang.
Im heutigen Beitrag blicke ich zurück und widme ihn dem Schlussgang-Verlierer von eben diesem Schwyzer Kantonalen. Natürlich bedaure ich als Schwyzer, dass Mike den Anlass nicht gewinnen konnte. Umso mehr freut es mich aber, dass ich ihm trotzdem meine Fragen stellen durfte.


Mike Müllestein (links) im Schlussgang mit Marcel Mathias
Bild: Tobias Meyer

95. Schwyzer Kantonales in Sattel
4’500 Zuschauer fanden am letzten Sonntag den Weg nach Sattel, und konnten bei bestem Wetter die Sägemehlarbeit von 242 Schwingern bestaunen. Unter dem Patronat des Schwingerverbandes am Mythen und mit Hilfe vieler Sattler Vereine sowie Idealisten wurde im Schwyzer Bergdorf nach 1989 bereits zum zweiten Mal ein schönes Fest organisiert. OK-Präsident Beat Suter und sein Team stellten eine erstklassige Infrastruktur bereit und waren besorgt für das leibliche und musikalische Wohl der Schwingerfreunde. Zudem wurde ein prächtiger Gabentempel und drei Lebendpreise präsentiert. Das Teilnehmerfeld mit neun angetretenen Eidgenossen und vielen starken Kranzschwingern (darunter der Sörenberger Joel Wicki) liess ebenfalls keine Wünsche offen. Nebst Schwingern aus allen Innerschwyzer Kantonalverbänden waren Akteure vom Schwingklub Greyerz als Gäste eingeladen. In der 2’000 Einwohner zählenden Wohn- und Tourismusdestination wurde teilweise attraktiver und hochstehender Schwingsport gezeigt und liess des Öfteren das Schwingerherz höherschlagen.

Mike Müllestein stand trotz Niederlage im dritten Gang im Schlussgang
Mike verlor im Schlussgang gegen einen an diesem Sonntag stark schwingenden Marcel Mathis. Der Nidwaldner ist als Stimmungsschwinger bekannt und bodigte in Sattel drei Eidgenossen. Darunter den Steiner, den er drei Sekunden vor Ablauf der Zeit mit Fussstich bezwingen konnte. Mike belegte in der Endabrechnung den hervorragenden Rang 3a. Der Sennenschwinger qualifizierte sich mit vier Siegen und einer Niederlage für den Schlussgang. Beim Anschwingen bezwang er den Urner Eidgenossen Andi Imhof. Nach einem weiteren Sieg im zweiten Gang (gegen Manuel Egli) setzte es mit der Niederlage gegen Ralf Schelbert einen kleinen Dämpfer ab. Nach der Mittagspause ebnete sich der «Mythenverbändler» aber mit dem Sieg gegen Johann Borcard und dem Plattwurf gegen Remo Vogel verdient den Weg ins Finale.
Das Geburtsdatum von Mike ist der 22. Mai 1989, dessen bevorzugte Schwünge der Kurz, Fussstich und eine Kurz/Lätz-Kombination sind. Der bald 29-Jährige wohnt in Steinen SZ, ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Der gebürtige Steinerberger bringt mit seiner Grösse (186 Zentimeter) und seinem Gewicht (108 Kilogramm) gute Voraussetzungen für den Schwingsport mit. Mike ist gelernter Zimmermann und arbeitet heute als Umzugsfachmann bei der Hauruck AG. Zu seinen Hobbys zählt er nebst dem Schwingen die Familie und Skifahren, Sport allgemein, Jassen, Ausgang, Baden sowie Grillieren.
Mike Müllestein ist Mitglied beim Schwingerverband am Mythen und hat bisher 37 Kränze herausgeschwungen, darunter den Eidgenössischen Kranz 2016 in Estavayer. Zum Palmarès gehören auch der Kranzfestsieg beim Schwyzer Kantonalen 2015 in Küssnacht und neun Siege an Regionalschwingfesten. In der letzten Saison konnte der Familienvater fünfmal vor die Kranzdamen treten, nämlich beim Schwyzer und Urner Kantonalen, auf dem Stoos und am Schwarzsee sowie beim Innerschweizerischen. Beim Berner Kantonalen verletzte sich Mike leider beim Anschwingen am Innenband des linken Knies und musste die Saison abbrechen.
Als schwingerisches Vorbild benennt der neunfache Berg- und siebenfache Teilverbands-Kranzer seinen Onkel Alex Auf der Maur. Dieser war Ende der Achtziger- und während der Neunziger-Jahre ein gefürchteter Spitzenschwinger.


Mike Müllestein als glücklicher Sieger des Schwyzer Kantonalen 2015
Bild: schlussgang.ch

Herzliche Gratulation zum Erreichen des Schlussganges! Was ging dir nach dem verlorenen Schlussgang durch den Kopf?
«Es war ärgerlich, auch weil es am eigenen Heimfest war. Natürlich ist jeder verlorene Schlussgang ärgerlich. Ich versuchte zum Schluss des Ganges alles und lief dabei Marcel Mathis ins offene Messer, als ich etwas riskierte.»

Würdest du heute mit einer anderen Taktik den Schlussgang in Angriff nehmen?
«Ich hätte in den ersten Minuten volles Risiko nehmen müssen. Auch wenn ich dabei halt eine Niederlage in Kauf nehmen muss. Marcel und ich stellten schon mehrfach miteinander. Es waren zwölf lange Minuten und die Kraft nahm von Minute zu Minute ab.»

Welchen Gang würdest du als Schlüsselgang auf den Weg in den finalen Endkampf bezeichnen?
«Der fünfte Gang um die Schlussgangqualifikation mit Remo Vogel war entscheidend. Ich bezwang Remo mit Kurz/Gammen und holte mir dabei die nötige Zehn. Die Niederlage gegen Ralf Schelbert im dritten Gang war nicht unerheblich. Ich hätte ansonsten drei Siege vor der Mittagspause auf dem Konto.»

Kam die Niederlage gegen Ralf Schelbert überraschend? Wie hat er dich erwischt?
«Ich würde nicht sagen überraschend, denn Ralf ist ein starker Schwinger. Der Bisisthaler hat mich aus seiner Sicht im richtigen Moment bezwungen. Als ich zu einem Zug ansetzte, hat er mich auf dem Standbein erwischt und mich so ins Sägemehl gebettet.»

Was für ein Fazit ziehst du vom Schwyzer Kantonalen?
«Ich ziehe ein positives Fazit und bin mit meiner Leistung zufrieden. Ich schwang angriffig und habe zudem keine Blessuren davongetragen. Es war 2018 überdies der vierte Schlussgang im sechsten Fest. Ich sollte den Spiess wohl öfter umdrehen, damit ich häufiger als Sieger vom Platz gehe. Trotzdem: Es ist eine Bestätigung, dass ich richtig trainiert habe und so weiterfahren kann.»


Mike Müllestein energisch im Zweikampf
Bild: Luzerner Zeitung

Wie siehst du deine bisherige Saisonbilanz?
«Es läuft gut und ich bin bis jetzt sehr zufrieden. Beim Hallenschwingt Sarnen und beim Frühjahrsschwinget Oberarth lief es noch nicht ganz nach meinen Vorstellungen. Hinterher habe ich mir vorgenommen, konsequenter die Schwünge anzusetzen und durchzuziehen. Ich bin manchmal einfach zu lieb auf dem Platz. Und: Gewonnene Gänge wie jener gegen Christian Schuler beim Muotathaler Schwinget geben sehr viel Selbstvertrauen.»

Am kommenden Sonntag steht mit dem Ob- und Nidwaldner Kantonalen bereits dein drittes Kranzfest auf dem Programm. Nach den bisherigen Ergebnissen zu beurteilen wirst du dieses Fest gewinnen?
Mike lacht. «Es wäre schön, aber es kommt natürlich auch auf die Tagesform an. Letztes Jahr war das Ob- und Nidwaldner mein erstes Kranzfest der Saison und ich musste ohne Kranz heimkehren. Obwohl ich vorher drei Rangschwingfeste gewonnen habe. Vielleicht hat es diese Erfahrung einfach gebraucht.»

Du hast deinen ersten Kranz 2006 beim Schwyzer Kantonalen in Rothenthurm gewonnen. Welches war deine bisher erfolgreichste Saison?
«Das war 2016, als ich acht Kränze, inklusive dem Eidgenössischen Kranz, gewinnen konnte. Zudem verlief jene Saison unfallfrei.»

Onkel Alex Auf der Maur ist dein schwingerisches Vorbild. Wie hast du von diesem ehemaligen Spitzenschwinger profitieren können?
«Alex ist Landwirt. Ich war viel bei ihm auf dem Hof und half ihm bei der Arbeit. Er gab mir dabei viele Tipps. Zudem schaute ich zusammen mit Alex und meinem Grossvater viele Videos von Schwingfesten. Seine Schwingweise hat mir sehr imponiert.»

In der letzten Zeit musste dein Klub die Rücktritte von einigen Spitzenschwingern wie den Laimbachers oder Edi Kündig hinnehmen. Bedeutet das für euch Aktive eine Schwächung oder eine Chance?
«Einerseits ist es eine Chance. Wir können dadurch mehr Schwingfeste bestreiten, auch die Mittelschwinger. Vom Training her gesehen ist es sicher eine Schwächung. Wir achten aber darauf, dass wir Spitzenschwinger öfters bei anderen Schwingklubs trainieren können. Ich habe mich bereits mit Christian Schuler unterhalten, wir möchten auf das Eidgenössische in Zug hin zusammen etwas organisieren. Geplant ist, dass wir abwechslungsweise in unserem und ihrem Schwingkeller trainieren, und so möglichst viele harte Gänge durchführen können.»

feldwaldwiesenblogger

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