Noe van Messel – Das 17-jährige Zuger Riesentalent

Text: feldwaldwiesenblogger

Nebst Pirmin Reichmuth und Marcel Bieri sorgt noch ein anderer Zuger derzeit in der Innerschweiz für viel Furore: Das Riesentalent Noe van Messel vom Schwingklub Ägerital. Nach drei Kantonalkränzen legte er am vergangenen Pfingstmontag auf dem Stoos nach und sicherte sich sensationell seinen ersten Bergkranz. Und das mit erst 17 Jahren!
Wer aber ist dieser «Newcomer» Noe van Messel, dessen Namen eher auf einen holländischen Stürmerstar schliessen lässt?
Gestern Donnerstag führte ich mit dem Kanti-Schüler ein äusserst interessantes Telefongespräch. Im folgenden Beitrag versuche ich dem 17-jährigen Zuger etwas auf die Spur zu kommen.

Holländische Abstammung
Noe’s Grosseltern zogen vor etlichen Jahren von Holland in die Schweiz und liessen sich hier nieder. Er selber hat keinen holländischen Pass, und ergänzt: «Es bleiben der holländische Namen und die Wurzeln.» Noe stammt von Oberägeri, und wohnt dort. Das Geburtsdatum des Sennenschwingers ist der 25. Januar 2002.
Noe hat bereits vier Kränze auf seinem Konto, drei Kantonalkränze und seit Pfingstmontag den Stoos-Kranz. Die vier Kränze stammen alle aus dieser Saison. Der Zuger hat die Qualifikation fürs Eidgenössische also bereits im Sack.

2018 Kreuzbandriss erlitten
Der Übertritt von den Jungschwingern zu den Aktiven erfolgte letztes Jahr. Die Saison endete für den 17-Jährigen aber bereits am 24. März beim Hallenschwinget Engelberg, wo er sich das Kreuzband und den Innenminiskus am linken Knie riss. Da die Verletzungspause gut zehn Monate dauerte, war an eine Teilnahme beim ENST in Landquart nicht zu denken.
Als Jungschwinger gewann Noe an jedem angetretenen Schwingfest den Zweig. Genau weiss er es nicht mehr, aber es müssen um die 65 bis 70 Auszeichnungen sein. Weiter zieren 22 Festsiege an Jungschwingertagen den Palmarès des Oberägerers.

Das ESAF 2010 in Frauenfeld als Startschuss
Noe ist momentan Kanti-Schüler und hat bis zum Abschluss noch ein Jahr zu absolvieren. Nebst dem Schwingsport treibt der vierfache Kranzschwinger ganz allgemein viel Sport. Dazu gehören Rudern, Biken und Skifahren. Zudem verbringt der Teenager auch gerne Zeit mit seinen Kollegen.
Noe weist mit seinen 190 Zentimeter Grösse und einem Gewicht von 110 Kilogramm Traummasse für den Schwingsport auf. Ihm wurden keine Schwingergene in die Wiege gelegt. Praktisch alle aus seiner Familie frönen in erster Linie dem Skisport. Noe ist der erste, welcher sich dem Schwingsport verschrieben hat. Er sagt dazu: «Ich war schon immer der Zweikampf-Typ. Das ESAF 2010 in Frauenfeld verfolgte ich vor dem TV-Apparat und wusste damals, dass ich künftig auch schwingen möchte. Im Januar 2011 nahm ich als 9-Jähriger das Schwingtraining beim Schwingklub Ägerital auf, und blieb diesem Sport bis heute treu.»


Mit erst 17-Jahren den Stoos-Kranz gewonnen!
Bild: Noe van Messel

Die bisherige Saisonbilanz ist sensationell. Wie erklärst du das?
«Ich konnte im letzten Jahr trotz Verletzungspause sehr gut Kraft und Kondition trainieren. Körperlich bin ich deshalb sehr weit. Seit ich das Schwingtraining wieder aufnahm, habe ich grosse Fortschritte gemacht, auch bei der Bodenarbeit. Zusammen mit meinem Trainer Franz Föhn habe ich intensiv an den Grundlagen und an der Schwingtechnik gearbeitet.»
Das wettkampfmässige Schwingtraining nahm Noe Ende Januar wieder auf. Die Früchte der intensiven Arbeit sind die vier Saisonkränze. Der Teenager ist talentiert, weiss aber, dass ein gutes Training und die Unterstützung vom Umfeld das Wichtigste sind.

Der Stoos-Kranz ist das bisherige Sahne-Häubchen. Wie verlief dieser Bergschwinget für dich?
«Ich bin mit dem Ziel hoch, sechs Gänge schwingen zu können. Meinen Gegner im ersten Gang, Lars Voggensperger, kenne ich aus Jungschwingerzeiten. Der Sieg über ihn verlieh mir zusätzliche Motivation. Im zweiten Gang konnte ich David Anderegg bezwingen. Dies gab mir richtiggehend Auftrieb. Gegen Nick Alpiger verlor ich leider im ersten Zug, das ging zu schnell. Diese Niederlage habe ich aber relativ schnell abgehakt. In den wichtigen Momenten war ich extrem effizient. Im letzten Gang, als es um den Kranz ging, zog Patrick Schenk mit Kurz an, und ich konnte ihn abhüftern. Der Tag lief für mich perfekt.»

Wie sieht dein derzeitiger Trainingsaufwand aus?
«Pro Woche wende ich 13 bis 15 Stunden fürs Training auf. Das umfasst zwei bis drei Schwingtrainings und drei bis vier Krafttrainingseinheiten. Je nachdem, ob ein Schwingfest am Wochenende ansteht, wird das Programm dementsprechend angepasst.»

Welches sind deine bevorzugten Schwünge?
«Den Kurz mache ich viel und gern, er ist ein extrem guter Schwung. Je nach Gegner passe ich aber meine Schwingweise an. Ich lege sehr viel Wert auf Variantenreichtum, und dass ich beidseitig, also links und rechts schwingen kann.»


Noe (oben) legt Lars Voggensperger ins Sägemehl
Bild: Tobias Meyer

Du hast bereits vier Saisonkränze auf dem Konto. Welche Ziele hast du noch für 2019?
«Mein grösstes Ziel habe ich erreicht, nämlich dass ich gesund bin. Das Ziel ist es, weiterhin gesund zu bleiben. Ich möchte das Innerschweizerische und das Eidgenössische geniessen und dabei möglichst viele Gegner auf den Rücken legen. Ich will eine gute Show zeigen und versuche, an diesen Tagen meine Bestleistung abzurufen.»

Welche Saisonhighlights stehen neben dem Eidgenössischen noch auf deinem Programm?
«Ich freue mich sehr aufs Innerschweizerische in Flüelen. Ein grosses Highlight neben dem Stoos-Schwinget, für welchen ich nachträglich selektioniert wurde. Ich freue mich aber auch auf die kommenden Rangschwingfeste. Die grössten Highlights, die noch auf dem Programm stehen, sind das ISAF und das ESAF.»

Provokative Prognose: «Du gewinnst in Zug mit erst 17 Jahren den Eidgenössischen Kranz!»
«Das wäre natürlich der Hammer. Mein primäres Ziel ist aber, beide Tage schwingen zu können. Der Kranz wäre natürlich schön. In erster Linie geht es aber darum, Erfahrungen zu sammeln und die Atmosphäre geniessen zu können. Es ist für uns Zuger etwas Besonderes, am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest im eigenen Kanton teilnehmen zu können.»

Wie bereitest du dich jeweils auf einen Gang vor?
«In erster Linie gut aufwärmen, um gesund zu bleiben. Da ich die Schwinger noch nicht so gut kenne, konsultiere ich meine Kollegen über die Gegner. Dann geht es darum, sich mental vorzubereiten und auf den Gang zu fokussieren. Dabei hat das Aufwärmen für mich einen wirklich grossen Stellenwert.»


Noe (links) zieht Andreas Döbeli mit Kurz an
Bild: Tobias Meyer

Wie bestreitest du einen Gang, eher taktisch oder eher aus dem Bauch heraus?
«Es kommt darauf an, welchen Gegner ich zugeteilt bekomme. Ich gehe auf den Platz und gebe mein Bestes. Ich will immer gewinnen, das ist meine Devise. Dabei ist es möglich, dass ich zu viel riskiere und verliere. Man darf natürlich nicht kopflos in einen Gang gehen. Meine Einstellung ist aber, dass ich auf den Platz gehe und gewinnen will.»

Deine Schwingweise sieht einerseits locker, andererseits aber sehr zielorientiert aus. Wie kommt das, mit erst 17 Jahren?
«Es freut mich, dass es locker aussieht. Meine Schwingweise ist aber eher streng. Ich habe viel an der Technik meiner Schwünge gearbeitet. Da ich körperlich relativ weit bin, habe ich einen Vorteil gegenüber Gleichaltrigen.»

Was bedeutet dir der Schwingsport?
«Sehr viel! Ich stecke sehr viel in diesen Sport, und man lernt dabei sehr viele Leute kennen. Weiter schätze ich die Kameradschaft untereinander. Schwingen ist schön zuzuschauen, aber noch schöner, es selber zu tun. Der Schwingsport verkörpert zudem sehr schön die Werte der Schweiz.»

feldwaldwiesenblogger

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