Besuch bei Stefan Arnold, dem besten Urner Schwinger 2017

Text: feldwaldwiesenblogger

Vor dem 45. Grossen Hallenschwinget Sarnen, dem eigentlichen Saisonstart der Innerschweizer, führte ich vor einer Woche ein Gespräch mit Stefan Arnold, dem besten Urner der vergangenen Saison. Stefan gewann dabei nicht weniger als sechs Kränze, darunter den Brünig- und Schwarzsee-Bergkranz sowie den Teilverbandskranz beim Innerschweizerischen in Alpnach OW. In der SCHLUSSGANG-Wertung, der offiziellen Jahrespunkteliste des Eidgenössischen Schwingerverbandes, belegte der Sennenschwinger den 30. Platz. Stefan war gemäss dieser Wertung der acht beste Innerschweizer und klassierte sich gar vor Eidgenossen wie Patrick Räbmatter, Philipp Reusser, Florian Gnägi oder René Suppiger. Andi Imhof, der zweitbeste Urner, folgte auf Platz 50.

Je vierfacher Berg- und Teilverbandskranzer
Der Urner erblickte am 22. Januar 1988 im Kantonsspital Altdorf UR das Licht der Welt, wuchs in Spiringen UR auf und wohnt heute in Attinghausen UR. Er erlernte nach der obligatorischen Schulzeit den Beruf eines Metallbauers und arbeitet heute in seinem angestammten Beruf bei der Firma Brand Metallbau in Schattdorf UR. Zu seinen Hobbys zählt Stefan nebst dem Schwingen Krafttraining, Biken und Bergläufe.
Der 30-Jährige bringt mit seiner Grösse (180 Zentimeter) und seinem Gewicht (97 Kilogramm) nicht ganz optimale Voraussetzungen für den Schwingsport mit. Stefan sagt dazu: «Das kann man so sagen, für optimale Verhältnisse fehlen ein paar Zentimeter und ein paar Kilogramm».
Der 23-fache Kranzschwinger ist Mitglied beim Schwingklub Attinghausen und gilt als Kopfgriff- und Hüfter-Spezialist. Als 11-Jähriger begann Stefan mit dem Schwingsport und gewann als Jungschwinger zwischen 40 und 50 Zweige. Der Sennenschwinger kehrte zehnmal als Sieger von einem Jungschwingertag nach Hause, unter anderem 2004 vom Innerschweizer Nachwuchsschwingertag. Als schwingerisches Vorbild benennt der Metallbauer den Schwingerkönig Jörg Aberhalden und Schwinger wie Andi Ulrich, welche ähnliche körperliche Voraussetzungen aufweisen. Stefan’s Palmarès beinhaltet 23 Kränze: 4 Bergkränze, 4 Teilverbandskränze und 15 Kantonalkränze. Den ersten Kranz gewann der Attinghauser 2008 mit 20 Jahren beim Zuger Kantonalen in Zug. Dazu kommen drei regionale Festsiege beim Urnerboden-Schwinget 2012 und 2014 sowie beim Urner Rangschwinget 2017.


Stefan Arnold beim Gespräch zuhause in Attinghausen
Bild: feldwaldwiesenblogger

Hast du eine Erklärung dafür, dass es dir letztes Jahr so gut lief (6 Kränze, Vorjahr 4 Kränze)?
«Ich konnte während dem Winter 2015/2016 gut durchtrainieren. Von 2012 bis 2015 hatte ich verschiedene Verletzungen am Knie, Rücken und an der Hand. Nach dem Kreuzbandriss anfangs 2015 konnte ich hinterher einen sehr guten Aufbau machen. Deshalb lief es mir bereits 2016 mit vier gewonnen Kränzen gut. Beim ESAF2016 in Estavayer erlitt ich beim ersten Gang eine Brustmuskelverletzung. Hinterher musste ich drei Monate pausieren und konnte dann einen optimalen Aufbau machen. Dadurch lief es mir in der Saison 2017 sehr gut. Denn ich durfte während der ganzen Saison gesund bleiben und konnte die vorgenommenen Schwingfeste bestreiten.»

Geht es 2018 in diesem Stil weiter? Liegen gar noch mehr Kränze drin?
«Den Aufbau für die neue Saison legte ich im vergangenen Winter und es lief bis vor etwa fünf Wochen gut. Wegen einer Sehnen-Entzündung im Ellbogen konnte ich rund einen Monat nicht schwingen. Mit dem Schwingtraining habe ich vor einigen Tagen wieder begonnen. Der Physiotherapeut gab mir das Okay und das Schwingtraining lief fast wieder schmerzfrei.
Mehr Kränze zu gewinnen ist sicher nicht einfach, und meine Gegner stellen sich ziemlich sicher auch anders auf mich ein. Ich möchte einfach ohne Druck schwingen und das Beste daraus machen. Wenn’s mal an einem Schwingfest nicht so läuft, gilt es, dran zu bleiben und weiter zu machen. Es gibt dann sicher auch eine Erklärung dafür, und daran kann man arbeiten.»

Letztes Jahr belegtest du beim Jubiläums-Urner Kantonalen Rang 3b, im Vorjahr gar Rang 2a. 2018 heisst der Sieger beim Urner Ehrentag Stefan Arnold?
«Es wäre sicher schön. Es werden aber auch starke Gäste antreten. Wie an jedem Schwingfest muss man in den Wettkampf und in einen Lauf kommen. Sich dabei auch nicht zu viel Druck machen. Ich werde sicher mein Bestes geben! Das Ziel ist der Kranz und alles andere wird sich weisen. Es wird sicher kein einfaches Unterfangen.»

Wie sah dein Trainingsaufwand im Winter aus? Hast du den gegenüber 2016 oder 2017 noch gesteigert?
«Einige Sachen habe ich umgestellt. Der Trainingsaufwand blieb aber in etwa derselbe. Im Oktober habe ich mit Ausdauer- und Konditionstraining begonnen, im November kam das Schwingtraining hinzu. Zwei Schwingtrainings pro Woche (Dienstag und Donnerstag) waren immer fix. Am Montag absolvierte ich jeweils ein Kraft- und Ausdauertraining, der Mittwoch stand im Zeichen eines lockeren Rumpftrainings. Am Freitagmorgen stand vor der Arbeit ein Turnhallentraining auf dem Programm. Am Freitagabend oder am Samstag widmete ich mich dann nochmals einem Kraft- oder Rumpftraining. Den Trainingsplan habe ich selber zusammengestellt. Der Ablauf sah so aus, dass drei 3 Wochen intensiv trainiert wurde, und danach eine Erholungswoche mit zweimal Schwingen und nur einem Kraft-/Konditionstraining folgte.
Ich notiere mir jeweils, was und wie ich trainiert habe. So kann ich auch auf das vergangene Jahr zurückschauen, und es hilft mir zu erkennen, wo ich stehe. Gegenüber der letzten Saisonvorbereitung habe ich nicht viel geändert. Für mich gilt, in jedem Training alles zu geben und die Zeit gut zu nutzen.»

Studiert man deine Kranzgewinne, kommt man zur Erkenntnis, dass du vor 2016 nie mehr als zwei oder drei Kränze pro Saison gewonnen hast. Wo siehst du die Gründe dafür?
«Das waren in erster Linie Verletzungsgründe. Im Februar 2012 verletzte ich mich am rechten Knie (Schleimbeutel und Patella-Sehne) und konnte bis zum Urner Kantonalen nicht trainieren. Bei unserem Kantonalen gewann ich dann trotzdem den Kranz. Nach dem Kantonalen kam ein Infekt dazu. Im gleichen Jahr trat ich nur noch beim Urnerboden-Schwinget an, welches ich gewinnen konnte. 2013 brach ich mir die linke Hand und konnte erst beim Innerschweizerischen antreten, bei welchem ich den Kranz holte. Zu meiner Überraschung durfte ich beim Brünig-Schwinget starten, von wo ich ebenfalls kranzgeschmückt heimkehren durfte. Beim Eidgenössischen in Burgdorf lief es mir gut. Im Jahr 2014 hatte ich während der ganzen Saison Bandscheibenprobleme und es reichte nur zu zwei Kränzen. Anfangs 2015 riss ich mir bei einem Training das Kreuzband im linken Knie. Die Saison war dann leider gelaufen.»

Wie siehst du derzeit das Stärkeverhältnis der Urner innerhalb der Innerschweizer Kantonalverbände?
«Wir haben viele fleissige und motivierte Junge, welche man noch nicht so kennt und teilweise erst einen Kranz aufweisen. Diesen Schwingern muss man nun einige Jahre Zeit geben. Dann werden sie sicher auch bei den Schwingfesten in der Innerschweiz und an den Bergfesten ihre Kränze gewinnen. Mit diesen Nachwuchshoffnungen werden wir sicher nicht abfallen. Aber: Vom Einzugsgebiet her sind wir halt nicht so gross und zählen auch weniger Schwinger als die Luzerner oder Schwyzer. Aber wir werden uns in den nächsten Jahren sicher gut schlagen.»


Der beste Urner 2017 machte auch beim Schwarzsee-Schwinget (6. Gang gegen Gustav Steffen) eine gute Figur
Bild: Stefan Arnold

Beim letztjährigen Innerschweizer schnitten die Urner Schwinger mit fünf Kränzen sehr gut ab. Ein eindeutiges Indiz, dass bei euch gute Arbeit verrichtet wird?
«Das ist sicher so. Der Technische Leiter Richi Imholz macht harte und intensive Trainings. Und diejenigen Schwinger, welche diese Trainings während dem Winter durchziehen, können jeder für sich einen Schritt nach vorn machen. Dabei ist der Trainingsfleiss von jedem einzelnen gefragt. Bei der Nachwuchsförderung wird auch gute Arbeit geleistet und es stehen die richtigen Leute dahinter, damit der Schwingsport im Kanton Uri vorwärtskommt.»

Wann fuhren die Urner das letzte Mal nach einem Innerschweizer mit so vielen Kränzen nach Hause?
«Das war 1993 in Sursee LU, bei welchem die Urner auch fünf Kränze gewannen. Kranzgeschmückt kehrten damals Adelbert Gisler, Raphael Arnold, Ambros Arnold, Stefan Bissig und Josef Herger nach Hause.»

Darf man für den Aufschwung im Urnerland auch die neue Schwinghalle Attinghausen, welche im März 2015 eröffnet wurde, als Ursache nennen?
«Das ist sicher auch ein Grund. Am letzten Dienstag trainierten beispielsweise alle Urner Schwingklubs in der Schwinghalle miteinander und wir zählten etwa 40 Schwinger beim Kantonaltraining. Das sind für den Kanton Uri wirklich viele Athleten! Es ist ein Vorteil, dass wir in einer grossen Halle miteinander trainieren können und die Schwinger nicht überall verteilt sind. Ab März trainieren nun auch am Donnerstag alle Urner Schwingklubs gemeinsam. Während dem Winter trainierten donnerstags noch einige Urner Schwingklubs in ihren eigenen Schwingkellern.
Zudem: Man lernt einander besser kennen und es entwickelt sich ein guter Teamgeist. Die neue Halle ist für uns viel wert und wird auch als Innerschweizer Schwing- und Trainingscenter genutzt. Dabei wird mit dem Trainingscenter Berghof in Wolhusen LU abgewechselt. Dass die Innerschweizer Trainings auch bei uns stattfinden können, ist für uns Urner ein Mehrwert. Dazu kommen die Trainings für die Jungschwinger. Die Schwinghalle wird so pro Woche meist bis zu fünfmal fürs Schwingtraining genutzt.»

Wie sieht dein Festkalender für 2018 aus?
«Nach dem Hallenschwinget Sarnen steht ein ISV-Trainingsweekend für das Team «Zugpferde» auf dem Programm. Sofern ich gesund bin, möchte ich beim Hallenschwinget Engelberg (23. März), Frühjahrsschwinget Ibach (2. April) und dem Urner Rangschwinget Flüelen (7. April) antreten. Eventuell bestreite ich vor dem Zuger Kantonalen (22. April) noch ein weiteres Rangschwingfest. Weiter darf ich beim Baselstädtischen Schwingfest (10. Mai) als Gast antreten. Dann steht das Luzerner (29. Mai) und das Urner Kantonale (3. Juni) an, gefolgt vom Stoos-Schwinget (10. Juni), Innerschweizerischen (1. Juli), Rigi-Schwinget (8. Juli) und dem Schwägalp-Schwinget (19. August). Dazwischen starte ich je nachdem noch an einzelnen Rangschwingfesten.»

Welches wird dein persönliches Highlight im Schwingerjahr 2018?
«Für mich ist es das Urner Kantonale, weil es in meiner Wohngemeinde Attinghausen stattfindet. Ich freue mich aber auch auf die Bergfeste. Der Rigi- und der Schwägalp-Schwinget werden sicher speziell. Aber für mich ist jedes Schwingfest wichtig.»

Zum Schluss: Was meinst du, bist du mit dem eingeschlagenen Weg in Zug gar auf Eidgenössischem Kranz-Kurs? Oder müsstest du dafür noch eine Schippe drauflegen?
«Mehr geht immer, und das Ziel ist, sich noch ein wenig zu steigern. Von meinem Körperbau her gesehen muss in Zug alles zusammenstimmen, damit es aufgeht. Sei es in Sachen Gegner oder der Tagesform. Aber dafür trainiert man, und man hofft gesund zu bleiben, dass man dies erreichen darf. Der Eidgenössische Kranz ist mein grosses Ziel, und dafür werde ich die nächsten anderthalb Jahre hart trainieren und daran glauben.»


Einer von Stefan Arnolds Highlights 2017: Der begehrte Brünig-Kranz
Bild: Stefan Arnold

45. Grosser Hallenschwinget Sarnen
Beim eingangs erwähnten Hallenschwinget Sarnen belegte Stefan in der Endabrechnung Rang 8a und erhielt dafür die Auszeichnung. Zu drei Siegen gesellten sich drei «Gestellte» hinzu. Zwei Tage vorher fragte ich ihn beim Gespräch, ob er jetzt schon für einen Spitzenplatz bereit sei. Der Attinghauser antwortete: «Ich sehe es für mich als eine Standortbestimmung und ich will schauen wie es nach der Entzündung im Ellbogen geht. Zudem brauche ich im Frühling immer drei bis vier Schwingfeste, um in die Saison zu kommen. Deshalb werde ich vor dem Zuger Kantonalen noch ein paar Rangschwingfeste bestreiten. Wenn man die Besetzung für Sarnen anschaut, hat es noch andere Schwinger darunter, welche mit mehr Ambitionen antreten werden. Ich werde aber sicher mein Bestes daraus machen.»
Diese Woche erklärte mir der Urner, dass er mit seinem Wettkampf zufrieden war und ein gutes Gefühl beim Ellbogen hatte. Einen Tag später kehrten aber die Schmerzen zurück. Stefan ergänzt: «Jetzt muss ich abklären, wo das Problem liegt. Ich bin aber optimistisch, dass es bald gut kommt.»

Ich bedanke mich bei Stefan für das Gastrecht bei ihm zuhause und das äusserst interessante Gespräch. Für die nun begonnene Saison wünsche ich dem Attinghauser viel Erfolg und vor allem beste Gesundheit! Hinsichtlich der Ellbogen-Geschichte wünsche ich dem Sennenschwinger rasche Genesung.

feldwaldwiesenblogger

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.