Das Eidgenössische Schwingfest – Kritische Nachbetrachtungen

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Das riesige Gelände beim ESAF in Estavayer
Bildquelle: schlussgang.ch

Eine Verkleinerung des Anlasses ist jetzt angebracht
Viel zu viele Menschen am Eidgenössischen. Viel zu heiss. Zu lange Strecken zwischen den einzelnen Fixpunkten wie Parkplatz, Sitzplatz in der Arena oder einem gemütlichen Platz in einem Festzelt. Trotzdem nimmt man diese Strapazen in Kauf und pilgert alle drei Jahre ans Eidgenössische.

Alle drei Jahre hört man davon, dass der nächste Anlass nun endgültig verkleinert werden soll. Aber keiner tut’s. Wer will den stolzen Zugern sagen, dass ihr Fest 2019 dann bitteschön kleiner werden soll?

Es könnte über die Kriterien verlaufen. Beispielsweise die Grösse des Geländes. Waren es in Burgdorf noch 60 Hektaren, die verbaut werden durften, waren es in Estavayer bereits 90 Hektaren. Man hörte schon, dass in Zug nicht ein derart grosser Platz wie auf dem Militärflugplatz Payerne vorhanden sei. Das ESAF werde nur schon deshalb kleiner. Wohl verstanden: Gemeint ist das Drumherum. Denn die Arena soll weiterhin 52‘000 Zuschauer fassen.

Apropos Drumherum: Das lässt sich vermutlich einfach verkleinern. Dabei sehe ich zwei Ansatzpunkte. Punkt eins ist ein kleineres Budget, welche automatisch weniger Bauten erlaubt. Punkt zwei ist ein Eintritt für das Drumherum. Verlangt man beispielsweise 20 Franken für die Festmeile, kämen vermutlich schon deutlich weniger Besucher.

Denn die Redimensionierung des grössten Sportanlasses der Schweiz tut dringend not. Eine Grenze des Erträglichen ist wohl für alle Beteiligten erreicht. Sowohl für die Zuschauer, aber auch für die Organisatoren. Diese müssen sich ständig neue Dinge einfallen lassen und neue Sponsoren suchen, um das alles stemmen zu können. Die „echten“ Schwingerfreunde könnten irgendwann festmüde und der Dimensionen überdrüssig werden.

Zug2019 bietet in vielerlei Hinsicht eine Chance. Eine Chance zur Rückkehr und zur Rückbesinnung auf das eigentliche Fest. Denn Chilbis in dem Ausmass wie in Estavayer gibt es landauf landab genug. Das Eidgenössische ist in erster Linie eine sportliche Veranstaltung. Erst in zweiter Linie eine gesellschaftliche, aber eine mit urchigem Volksbrauchtum und weniger Bumm-Tätsch.

matthias glarner
Der neue Schwingerkönig Matthias Glarner
Bildquelle: blick.ch

Matthias Glarner ist der ideale König
Nichts gegen Matthias Sempach oder Kilian Wenger, Glarners Vorgänger. Aber alles in allem waren sie in letzter Zeit zu viel in der Öffentlichkeit und auf Werbeplattformen präsent. Die beiden Herren wurden regelrecht ausgepresst und die sportlichen Leistungen begannen darunter zu leiden. Vor allem jene von Wenger, in diesem Jahr vermutlich auch jene von Sempach.

Matthias Glarner hat Recht, wenn er sagt, dass er die nahe Zukunft in Ruhe mit seinem Umfeld und Manager besprechen wird. Auch er ist keine Maschine, welche Sport, Verpflichtungen, Beruf und persönliches Umfeld ohne etwas zu vernachlässigen unter einen Hut bringen kann.
Ich traue Matthias zu, dass er nicht alles mit sich machen lässt. Dass er nebst den obligaten Verpflichtungen halt auch Nein sagt. Und zwar vermutlich deutlich mehr als seine beiden Vorgänger.

Beim DOK-Film „Der König der Schweiz – Vom Schwingen und seinen Helden“ liess Schwingerkönig Matthias Sempach durchblicken, dass die vielen Verpflichtungen nicht nur immer angenehm sind. Ihm dürfte es recht sein, wenn er nicht mehr dauernd so im Fokus steht. Matthias dürfte auf den Schwingplätzen nächstes Jahr wohl wieder richtiggehend aufblühen.

Zurück zu Glarner: Ich habe das Gefühl, dass er der etwas andere Schwingerkönig sein wird. Oder diesen Titel zumindest wieder in solche Sphären lenken wird, wo er einst mal war. Es ist immer noch ein sportlicher Titel, bei einer Sportart, wo praktisch alle Schwinger zu hundert Prozent einem Broterwerb nachgehen.
In letzter Zeit stiegen die Sponsoren in viel zu grossem Stil ein, und machten die drei oder vier besten Schwinger zu reichen Männern. Ob das so sein soll und muss, steht auf einem anderen Blatt Papier geschrieben.

Viele Stimmen innerhalb und ausserhalb unseres schönen Nationalsportes wünschen sich auch in dieser Beziehung eine Redimensionierung. Sponsorengelder sind in einem gewissen Masse ja auch gerechtfertigt. Ohne diese geht es heutzutage wirklich nicht mehr. Aber muss dabei gleich alles bis aufs hinterste und letzte ausgereizt werden?

Was dabei erträglich ist, oder schon nach Überreizung riecht, könnte auch reguliert werden. Wie das von statten gehen soll, weiss ich auch nicht. Dem Eidgenössischen Schwingerverband fällt dazu sicher etwas ein. Es gelten aber die gleichen Mechanismen wie bei der Verkleinerung des Eidgenössischen: Je weniger investiert wird, desto weniger gibt es zu holen.

Eine Reduktion der Sponsorengelder hat nämlich auch sein Gutes. Die Kluft zwischen den Spitzenschwingern und den Mittelschwingern könnte wieder verringert werden. Der Neid und die Missgunst auch. Zudem ist vielen Zuschauern diese sogenannte Zweiklassen-Gesellschaft im Schwingsport je länger je mehr ein Dorn im Auge. Gerade in einer Sportart, wo man sich rühmt, dass praktisch alle gleich sind. Und eigentlich keiner etwas Besseres ist oder sein soll.

Matthias Glarner ist darum der richtige König. Mit seiner ruhigen und wohlüberlegten Art könnte der Berner Oberländer die Schwinger, das Schwingervolk und deren Gebaren wieder in etwas ruhigere und weniger geldüberströmte Bahnen lenken. Ich hoffe auf den neuen König!

feldwaldwiesenblogger

6 Gedanken zu “Das Eidgenössische Schwingfest – Kritische Nachbetrachtungen

  1. Michi Schelbert schreibt:

    Hallo Koni
    eine gute und kritische Nachbetrachtung. Ich finde den Ansatz, dass für das Drumherum etwas kosten soll gut. Ich bin aber für 30.- pro Person und Tag. Eine Möglichkeit wäre auch, dass es zwei Ringe gibt. Einen äusseren mit Marktständen, Festzelten und Public viewing. Der innere Ring soll für die Schwingfestbesucher reserviert sein. Dort soll es Verpflegungs- und Entleerungsmöglichkeiten geben.
    Und das ÖV Ticket muss zwingend inbegriffen sein.

  2. Müller schreibt:

    Es Artet aus und ist nicht mehr schön.Wir sind jahrelange Schwingerfans doch was jetzt abläuft macht einem nachdenklich. Massenbesäufnis von nicht Schwingerfans brauche ich nicht,wissen noch nicht ob wir nach ZUG gehen.Der Camping war kathastrophal, nichts unter Kontrolle, Lastwagen fahren auf den Camping mit eigenen Bier zapfhahnen eigenes Restaurant ect.,vom Schwingen nie was gesehen und das Massenweise solche Leute…Nein,das ist mir zu primitiv..

  3. Beat Schmid schreibt:

    Dusche und WC Anlagen auf dem
    Campingplatz ⛺ war eine Katastrophe schlechte Hygiene schlechte Beleuchtung und nur eine duschanlage für so viele Leute.

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