Der Eidgenosse Stefan Stöckli meldet sich mit einem Sieg am Oberhabsburger Rangschwingfest zurück

Text: feldwaldwiesenblogger

Vor Wochenfrist erklärte ich Sven Schurtenberger und Joel Ambühl zu Topfavoriten bei den beiden Oberhabsburger Rangschwingfesten in Root. Bei Ambühl lag ich richtig. Schurtenberger startete zwar vielsprechend mit einem Sieg in den Wettkampf, musste aber nach dem dritten Gang wegen gesundheitlichen Problemen (Hitzschlag) vorzeitig aufgeben. Stefan Stöckli, der zweite Eidgenosse im Teilnehmerfeld, erwischte hingegen einen guten Tag und gewann das vormittägliche Oberhabsburger Schwingfest 1. Zudem vermeldete ich im Vorfeld, dass es ihm in erster Linie nach zwei gravierenden Knieverletzungen darum geht, wieder richtig Fuss zu fassen. Stefan gelang das am vergangenen Sonntag eindrücklich, gerade rechtzeitig vor dem Kranzfest-Start in der Innerschweiz. Der Luzerner ist morgen Samstag am Stoos-Schwinget in Ibach SZ auch am Start. Im ersten Gang bekommt er es mit dem Berner Teilverbands- und Berkranzer Simon Mathys zu tun.

Stefan Stöckli durfte sich als Sieger vom Oberhabsburger Rangschwingfest 1 feiern lassen

Bild: feldwaldwiesenbloger

Überlegener Sieg am Oberhabsburger Rangschwingfest 1

Mit fünf Siegen und einem «Gestellten» durfte Stefan einen überlegenen Sieg am Oberhabsburger Rangschwingfest 1 feiern. Der Luzerner reihte Roman Fellmann, Sven Wyss, Ueli Doppmann, Lukas Lemmenmeier und im Schlussgang Ronny Schöpfer unter die Verlierer. Einzig mit Remo Vogel teilte er im vierten Gang die Punkte. Gut eine Woche vorher lief es dem Eidgenossen am Oberseetaler Rangschwinget bei seinem Comeback noch nicht ganz rund. Drei Siege, zwei «Gestellte» und eine Niederlage bedeuteten Rang 9a. 

Feine Schwingerarbeit – Comeback geglückt

Am Oberhabsburger Rangschwingfest zeigte Stefan feine Schwingerarbeit. Die fünf Siege fielen überzeugend aus, und man durfte hinterher konstatieren: Das Comeback nach zwei gravierenden Knieverletzungen ist geglückt. Blick zurück in die Vergangenheit: Betrachtet man die Tabelle der Kranzerfolge, kommt die Frage auf, warum hat dieser exzellente Schwinger eigentlich nicht mehr Eichenlaub-Exemplare auf seinem Konto? Weiter fällt auf: Der erste Kranzerfolg feierte Stefan als 21-Jähriger, dann folgte zwei Jahre später Kranz Nummer zwei und wieder zwei Jahre später Kranz Nummer drei. Waren da auch schon Verletzungen im Spiel? In den Jahren 2015 und 2016 durfte sich der Rottaler jeweils dreimal den Kranz aufsetzen lassen. Als Meilensteine 2015 und 2016 jeweils den Innerschweizer Kranz und als Höhepunkt 2016 Eidgenössisches Eichenlaub. Ab dann kam kein Kranz mehr hinzu. Wie bereits erwähnt setzten zwei schwerwiegende Knieverletzungen den Eidgenossen ausser Gefecht.

Zeit, bei Stefan nachzufragen und ihn besser kennen zu lernen. Um zu erfahren, wie seine Verletzungsgeschichte nach dem Kranzgewinn am Eidgenössischen Schwingfest 2016 in Estavayer aussah. Und: Ist der Technische Kaufmann mit seinen 30 Jahren nun bereit, an der Innerschweizer Spitze mitzumischen?

Stefan Stöckli’s bisheriger Karrierehöhepunkt: Der Eidgenössische Kranz 2016 in Estavayer

Bild: Stefan Stöckli

2016 in Estavayer den Eidgenössischen Kranz gewonnen

Stefan’s Geburtsdatum ist der 8. Mai 1991. Der 30-Jährige wohnt in Geiss, ist verlobt und weist mit seiner Grösse (189 Zentimeter) und seinem Gewicht (110 Kilogramm) optimale Masse für den Schwingsport auf. Der Geisser machte eine Ausbildung zum Schlosser (Anlage- und Apparatebauer) und arbeitet derzeit in einem Betrieb in Buttisholz als Technischer Kaufmann. Nebst der Arbeit und dem Schwingsport ist der gelernte Schlosser im Sommer mit dem Rennvelo unterwegs, und verbringt zudem gerne Zeit mit Kollegen in einer gemütlichen Runde.

Stefan ist Mitglied beim Schwingklub Rottal, welcher dem Luzerner Kantonalverband angehört. Der Sennenschwinger hat bisher neun Kränze herausgeschwungen, nebst dem Eidgenössischen Kranz zieren zwei Teilverbands- und sechs Kantonalkränze sein Palmarès. Zu den grössten Erfolgen zählt Stefan den am ESAF in Estavayer gewonnenen Kranz und den Sieg am erwähnten Oberhabsburger Rangschwingfest, der bisher einzige Festsieg bei den Aktiven.

Als 11-Jähriger zum Schwingsport gefunden

Die bevorzugten Schwünge sind der Wyberhaken und der Kurz, diese kommen am häufigsten zur Anwendung. Stefan fand als 11-Jähriger zum Schwingsport. Sein Vater war damals Jungschwingerbetreuer und nahm den Knirps eines Tages mit zum Training. Stefan bekam Freude am Nationalsport, und besuchte hernach die Trainings vom Schwingklub Rottal. Zu dieser Zeit war zudem kein Geringerer als der Eidgenosse Thomas Stöckli Jungschwingerbetreuer, ein Onkel von Stefan. Die «Stöckli’s» sind in der Innerschweiz eine kleinere Schwinger-Dynastie. Ein Cousin hat auch geschwungen und Bruder Damian ist immer noch aktiv.

Wie sah deine Verletzungsgeschichte nach dem ESAF 2016 aus?

«Diese Geschichte begann schon vor dem ESAF in Estavayer. 2016 verspürte ich ab Mitte Jahr Schmerzen im rechten Knie. Ich machte dann Physiotherapie und liess mir wegen den Schmerzen Cortison spritzen. Bis zum «Eidgenössischen» verspürte ich immer einen Druck auf dem Knie. Um teilnehmen zu können, versuchte ich alles, und nahm auch Schmerztabletten. Ich absolvierte in Estavayer meine acht Gänge, und holte mir den Kranz. Nach dem ESAF konnte ich kaum mehr laufen und das Knie war stark geschwollen. Ich liess mich untersuchen, die Abklärung ergab: Von der Kniescheibe waren einige Knorpel abgesplittert, diese drückten auf das Gelenk und lösten den Schmerz aus. Mit einer Eigenblut-Therapie versuchte man, die Knorpel aufzulösen. Das funktionierte leider nicht wunschgemäss, die Knorpel mussten schlussendlich operativ von den Gelenken entfernt werden. Die Saison darauf wollte ich möglichst rasch wieder auf den Schwingplatz. Ich nahm am Luzerner Kantonalen 2017 in Malters teil, brach die Saison aber hinterher ab. Mein Knie fiel wieder ins selbe Stadium zurück wie nach dem ESAF 2016. Ich unterzog mich nochmals einer Eigenblut-Therapie, welche diesmal anschlug. Ein Eingriff war nicht nötig, und ich konnte mich gut auf die Saison 2018 vorbereiten. Ich fühlte mich gut und bestritt als Vorbereitung zwei oder drei Frühjahrsschwingfeste. Am Frühjahrsschwinget in Ibach bezwang ich beim Anschwingen gar Martin Grab, und konnte so viel Selbstvertrauen tanken. Etwas später nahm ich am Schwyzer Kantonalen in Sattel teil. Im sechsten Gang wurde mir Guido Gwerder zugeteilt. Ich zog mit Kurz an, trat in ein Loch und rutschte weg. Gwerder gab Gegendruck, mein Knie bewegte sich ins Leere. Dabei gab’s einen «Chlapf» und ich verspürte einen Riesenschmerz. Im linken Knie wurde ein Kreuzbandriss, ein beschädigter Meniskus und eine in Mitleidenschaft gezogene Kniescheibe diagnostiziert. Es folgte ein grösserer operativer Eingriff, und hinterher eine längere Phase mit Physiotherapie und Aufbau. Im Winter 2018/2019 war das Knie noch zu wenig stabil, um schwingen zu können. Ich entschied mich, die Saison 2019 nicht in Angriff zu nehmen. Stattdessen entschloss ich mich für einen sauberen Aufbau für 2020. Ich war im Frühling gut drauf und körperlich fast noch fitter als jetzt. Wegen Corona fiel dann die Saison ins Wasser, ehe sie begonnen hatte. In dieser ungewissen und schwierigen Zeit war ich nahe dran, die Schwinghosen an den Nagel zu hängen. Ich führte viel Gespräche mit meinem Umfeld und entschied mich, weiterzumachen. Mit dem Hintergedanken, 2022 am ESAF in Pratteln teilnehmen zu können. Ich muss dazu aber auch sagen, dass mein Körper nun den Takt vorgibt und mir signalisiert, was drin liegt.»

Stefan Stöckli inmitten der Preisgewinner vom Oberhabsburger Rangschwingfest 1 (Zweiter von rechts). Die Schwingerfreunde hoffen auf weitere solcher Bilder

Bild: feldwaldwiesenblogger

Was sagst du rückblickend zum Comeback-Sieg am Oberhabsburger Rangschwingfest?

«Dieser Sieg hat mich sehr gefreut, es war ein super Gefühl! Ich war froh, dass ich schmerzfrei und unbeschwert schwingen konnte. Ich habe diesen Schwinget als Training angesehen und dabei beobachtet, was funktioniert und was noch nicht. Es zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Kurs bin, trotz meiner Verletzungsgeschichte und Corona.»

Haben dich schon in jungen Schwingerjahren Verletzungen geplagt?

«2010 erlitt ich am Luzerner Kantonalen in Zell einen Halswirbel-Bruch. Bei einem Gang steckte ich mit dem Kopf im Sägemehl fest, und dabei ist es wohl passiert. Ich habe das Schwingfest noch fertig geschwungen und den Kranz gewonnen. Ich liess mich hinterher untersuchen. Es hiess, dass es sich um eine Verstauchung handle, und nicht weiter abgeklärt werden müsse. Vier Wochen später verspürte ich starke Schmerzen. Die darauffolgende MRI-Untersuchung brachte den Halswirbel-Bruch zu Tage. Man hatte mir dabei gesagt, dass ich trotz allem grosses Glück hatte. Ich war dann während zwei Jahren nicht mehr oft im Schwingkeller anzutreffen, und war stattdessen mehr bei der Physiotherapie. Am Luzerner Kantonalen 2012 trat ich zwar an, und holte mir den Kranz. Im Halswirbel-Bereich war aber längst noch nicht alles in Ordnung. Weitere Physiotherapie-Stunden folgten. Erst ab 2014 konnte ich wieder richtig trainieren und schwingen.»

Bist du mit 30 Jahren nun bereit, an der Innerschweizer Spitze mitzumischen?

«Ja, ich bin bereit. Das oberste Ziel ist aber, dass ich unfallfrei bleibe und mich von Fest zu Fest steigern kann.»

Was rechnest du dir für den Stoos-Schwinget von morgen Samstag aus?

«Das Ziel ist der Kranz, und dass ich meine Bestleistung abrufen kann. Alles andere ist Zugabe. Ich brauche nun Schwingfeste, um richtig in die Saison reinzukommen. Damit es läuft und das Vertrauen da ist. Der Festsieg in Root kam mir dabei sehr entgegen. Wenn morgen der Kranz resultieren würde, wäre das sehr optimal. Es ist ein starkes Teilnehmerfeld am Start, dabei wird es einige Überraschungen geben.»

Wie sieht deine Saisonplanung aus und welche Ziele hast du dir für 2021 gesteckt?

«Nebst dem Stoos-Schwinget, starte ich in den darauffolgenden Wochen am «Innerschweizerischen» und am Rigi-Schwinget in Ibach. Dann folgt eine Woche Pause, bevor ich am Brünig-Schwinget in die Schwinghosen steige. Anschliessend mache ich Ferien. Hinterher nehme ich am Ob- und Nidwaldner, am Zuger und schliesslich am Luzerner Kantonalfest teil. Nach Möglichkeit starte ich noch an einem Regionalschwingfest, wenn es mein Körper zulässt.

Das oberste Ziel ist, unfallfrei zu bleiben. Dann natürlich Kränze zu gewinnen, alles weitere ist Zugabe. Ich nehme Fest um Fest, und schaue, wie sich das entwickelt. Eine Teilnahme am Kilchberger Schwinget ist sicher auch ein Ziel. In erster Linie freue ich mich aber, dass ich wieder schmerzfrei schwingen kann, nach all der Zeit mit Verletzungen und Physiotherapie.»

feldwaldwiesenblogger

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