Der Schwingklub Flüelen wird 100 Jahre alt: Eine Broschüre beleuchtet die Klubgeschichte

Text und Bilder: Elias Bricker / Bearbeitung: feldwaldwiesenblogger

Zum 100. Geburtstag vom Schwingklub Flüelen hat Ehrenmitglied Elias Bricker die Geschichte des Klubs in einer reichbebilderten Broschüre aufgearbeitet. Geplant war eigentlich ein grosses Fest in der Turnhalle in Sisikon. Doch daraus wurde nichts. «Corona hat uns das 100-Jahr-Jubiläumsfest des Schwingklubs Flüelen regelrecht vermiest», sagt Klubpräsident Christian Arnold. Auch die Generalversammlung, die traditionell am 5. Januar stattfindet, wird abgesagt. Der Vorstand hat nun provisorisch ein neues Datum für das Jubiläumsfest im Oktober 2021 reserviert.


Pius Zwyer (mit Stier) gewann am Ob- und Nidwaldner Kantonalschwingfest 1987 gegen seinen Klubkollegen Bernhard Walker (links), danach stieg im Hotel Eden in Sisikon ein grosses Fest

«Wir wollen aber dennoch in Kontakt mit unseren Mitgliedern bleiben – auch wenn vorerst keine Schwingeranlässe stattfinden werden», sagt Präsident Arnold. Deshalb überrascht der Klub diese Tage seine Schwinger, Funktionäre sowie Frei- und Ehrenmitglieder mit einem speziellen Weihnachtsgeschenk: Sie erhalten per Post eine druckfrische Jubiläumsbroschüre.

Frauen sorgten für heftige Diskussionen
Historiker und Ehrenmitglied Elias Bricker hat auf rund 70 Seiten die Geschichte des Schwingklubs Flüelen aufgearbeitet. Unterstützt wurde er dabei von Freimitglied Bruno Arnold, dem ehemaligen Redaktionsleiter der Urner Zeitung. Arnold kümmerte sich um das Lektorat. Bricker beleuchtet in der Festschrift die Höhenpunkte der vergangenen hundert Jahre. Dazu gehören etwa Hans Zieglers Kranzgewinn am «Eidgenössischen» 1937 oder das Ob- und Nidwaldner Kantonalschwingfest 1987, als sich mit Pius Zwyer und Bernhard Walker gleich zwei Klubkameraden im Schlussgang gegenüberstanden. In der Broschüre kommen aber auch die weniger schönen Momente zur Sprache und viele schon beinahe vergessene Episoden: Wer weiss denn heute noch, dass der Schwingklub Flüelen in den 1960er-Jahren in Seelisberg eine Untersektion betreute oder dass die im Sägemehl erfolgreichen «Flüelerinnen» in den 1980er-Jahren für heftige Diskussionen gesorgt hatten?


Wie das Bild vom Festplatz am «Kantonalen» 1964 in Flüelen zeigt, war die Sägemehl-Dicke damals viel kleiner als heute

Turnverein Flüelen machte Schwingen populär
Schwingen war in Flüelen aber schon populär, lange bevor der Klub gegründet worden ist. Denn die Urner Turnvereine verschrieben sich Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem dem Nationalturnen und förderten somit den Schwingsport im Kanton Uri im Speziellen. So führte auch der Turnverein Flüelen zwischen 1910 und 1920 mehrmals auf dem Holzplatz beim «Hirschen» ein Kilbischwinget durch. Das belegt ein Bild der Flüeler Turner aus dem Jahr 1884.
Die Turner aus dem Hafenstädtchen waren denn auch 1917 an vorderster Front dabei, als der Urner Kantonale Schwingerverband gegründet wurde. Der Kantonalverband organisierte in den Jahren unmittelbar nach seiner Gründung Trainings in verschiedenen Urner Ortschaften. Auch in Flüelen besuchten einige Turner diese Schwingkurse. 1920 entstanden aus den Trainingsgruppen des Kantonalverbandes dann eigenständige Vereine.

Flüeler trainieren im Sommer auf Open-Air-Anlage
Als Trainingshalle diente von Beginn an die alte Kirche, welche die Funktion einer Gemeindeturnhalle hatte. Die Schwinger hatten im Chor einen Sägemehlring errichtet. Erst mit dem Bau des Gehren-Schulhauses in den 1970-Jahren erhielten die Schwinger mit dem Athletikraum einen neuen Trainingsort, allerdings ist dieser bis heute nur mit Matten bestückt. Daher besuchten die Schwinger immer wieder Trainings in den Schwinghallen von anderen Klubs. 2010 errichtete dann der Vorstand auf dem Sportplatz die so genannte Open-Air-Anlage, auf der im Sommer unter freiem Himmel im Sägemehl trainiert werden kann.
Auch die sportlichen Erfolge blieben nicht aus: Mit Franz Poletti, Hans Ziegler, Josef Schilter, Franz Walker, Bernhard Walker und Pius Zwyer stellte der Klub in den vergangenen hundert Jahren mehrere Kranzfestsieger. Um auch weiterhin erfolgreich zu sein, investiert der Schwingklub Flüelen als einer der kleinsten Schwingklubs in der Schweiz viel in die Nachwuchsförderung.


Der frühere Kranzschwinger Paul Zwyer ist derzeit Fähnrich des Innerschweizer Schwingerverbands, rechts erkennt man Klubmitglied und ISV-Präsident Peter Achermann

Die wohl grösste Sportveranstaltung in Uri
Zu den Höhepunkten der Vereinsgeschichte gehören auch die Grossanlässe: Der Schwingklub Flüelen führte bereits siebzehn Mal das «Kantonale» und vier Mal das «Innerschweizerische» durch. In bester Erinnerung ist allen Beteiligten noch das Innerschweizer Schwing- und Älplerfest im vergangenen Jahr.
1991 organisierte der Urner Kantonale Schwingerverband zudem unter Mitwirkung der «Flüeler» das Bundesfeierschwingfest zum 700-jährigen Bestehen der Eidgenossenschaft. Das Fest lockte damals 16’000 Zuschauer an. Einen grösseren Sportanlass hat es im Kanton Uri wohl kaum je gegeben.

Hinweis
Die Broschüre «100 Jahre Schwingklub Flüelen» ist im Restaurant Linde in Flüelen erhältlich. Ausserkantonale Schwingerfreunde können die Broschüre aber auch per E-Mail bestellen (E-Mail-Adresse: kempf-herger@bluewin.ch).

feldwaldwiesenblogger

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