Der Urner Kantonale Schwingerverband feiert sein 100-jähriges Bestehen

Text und Fotos: Elias Bricker

Es waren nicht Sennen, die das Schwingen in Uri anfänglich geprägt haben, sondern zugezogene Eisenbahnangestellte. Das zeigt die Festschrift zum 100-Jahr-Jubiläum des Urner Kantonalen Schwingerverbands.

Am kommenden Samstag feiert der Urner Kantonale Schwingerverband (UKSV) offiziell sein 100-jähriges Bestehen. An den Jubiläumsfeierlichkeiten in Schattdorf werden rund 230 geladene Gäste teilnehmen – Schwinger, Funktionäre, Ehrenmitglieder, Veteranen, Delegierte und Ehrengäste.

Neben einem Gedenkgottesdienst mit dem Jodelklub Bärgblüemli in der Pfarrkirche um 15 Uhr, dem anschliessenden Festumzug zur Aula Gräwimatt und den Ehrungen von verdienten Mitgliedern anlässlich des Festaktes, gibt es einen speziellen Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten: Der Kantonale Schwingerverband präsentiert eine 120 Seiten dicke Festschrift, welche angereichert mit vielen Bildern die Geschichte der Urner Schwinger Revue passieren lässt.


Die Schwingfeste wurden immer grösser, wie ein Foto vom „Kantonalen“ von 1938 in Schattdorf zeigt

Beim ersten Kantonalen kämpften 22 Schwinger um Kränze
Das Schwingen ist eine jahrhundertealte Tradition – vermutlich auch im Kanton Uri. Dennoch waren es nicht Urner Sennen, welche die Sportart vor hundert Jahren entscheidend geprägt hatten, wie man vielleicht annehmen könnte. Ende des 19. Jahrhunderts organisierten insbesondere Unterschächner Wirte sowie der Altdorfer Quartierverein Lehnstaat regelmässig so genannte Älplerfeste. Schwingen wurde aber auch populär, weil gerade die ersten Turnvereine im Kanton sich vor allem dem Nationalturnen verschrieben hatten – so etwa jene von Altdorf, Erstfeld oder Flüelen.

Einen regelrechten Innovationsschub erlebte das Schwingen im Kanton aber dank der Gotthardbahn. Viele auswärtige Schwinger aus dem Mittelland fanden bei der Eisenbahn eine Arbeitsstelle. Diese waren schliesslich auch die Initianten, neben einigen anderen Urnern, welche 1917 die Gründung des Urner Kantonalen Schwingerverbands vorantrieben. Und es ist daher kein Zufall, dass gerade Schwinger aus Erstfeld und Göschenen in den Anfangsjahren die grössten Erfolge feierten.

Inzwischen ist viel passiert. Nahmen am ersten Kantonalen Schwingfest 1919 in Göschenen gerade einmal 22 Schwinger teil, waren es am «Kantonalen» im vergangenen Mai mehr als 200 Athleten. Dazu kamen rund 3000 Zuschauer. «Nicht nur die Schwingfeste wurden immer grösser, sondern auch das ganze Drum und Dran», sagt UKSV-Präsident René Schuler aus Seedorf (Schwingklub Altdorf). «Schwingen ist heute so populär wie noch nie. Ich bin überzeugt, dass die friedliche Stimmung und die gelebten Traditionen an einem Schwingfest die Erfolgsfaktoren unserer Sportart sind.»


Der Sennenschwinger Ady Zurfluh aus Attinghausen ist mit 85 Kränzen und 16 Kranzfestsiegen bis heute der erfolgreichste Urner Schwinger

Die erfolgreichsten Jahre liegen weit zurück
Die Nachwuchsförderung nimmt beim Schwingerverband einen immer grösseren Stellenwert ein. Deshalb wurde ihr in der Festschrift ein eigenes Kapitel gewidmet. «Die Jungschwinger wurden in den vergangenen Jahrzehnten immer jünger», weiss Schuler. Bis in die Siebzigerjahre hätten sie mindestens sechzehn Jahre alt sein müssen. «Heute trainieren aber bereits zum Teil Sechsjährige in der Halle», so der Präsident.

Doch so erfolgreich die Sportart heute ist, ein Blick in die Festschrift zeigt auch: Die Urner feiern längst nicht mehr so viele Erfolge wie noch vor Jahrzehnten. In den Sechziger- und Siebzigerjahren holten sie insgesamt regelmässig mehr als sechzig Kränze pro Jahr. Und alleine Ady Zurfluh aus Attinghausen gewann in seiner Karriere deren 85. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison gewannen die Urner 26 Kränze – auch dank den aktuellen Urner Aushängeschildern Andi Imhof und Stefan Arnold. «Damit sind wir zufrieden und auf dem richtigen Weg», sagt Schuler.

«Das hat man so noch nie gesehen»
Die Kranzerfolgsstatistiken machen wie in jeder Schwinger-Festschrift einen grossen Teil des neuen UKSV-Buches aus. «Doch eine solche Erfolgsstatistik hat man in einem Schwingerbuch noch nie gesehen», sagt Robi Indergand, Präsident der Jubiläumskommission. Denn es sind nicht nur einfach in einer Liste chronologisch alle Kranzerfolge und Festsiege der Urner Schwinger aufgeführt. Stattdessen würden die Erfolge grafisch dargestellt – und zwar sortiert nach Jahr, Klub und Schwinger. «So ist ein wunderbares Nachschlagewerk entstanden», so Indergand.

Zudem werden in der Festschrift sämtliche noch lebende «Eidgenossen» und Kranzfestsieger in einem Porträt vorgestellt – von Hans Schaffner, der Ende der Vierzigerjahre seine ersten grossen Erfolge feierte, bis hin zum heutigen Spitzenschwinger Andi Imhof. «Diese Festschrift ist eine sehr gelungene Sache», freut sich auch René Schuler.

Die Festschrift kostet 25 Franken. Diese wird ab kommender Woche bei Imholz Sport in Bürglen, am Ticketcorner der Urner Zeitung in Altdorf sowie im Kiosk vom früheren Spitzenschwinger Adelbert Gisler am Fleschsee erhältlich sein. Zudem verkaufen auch die Schwingklubs die Festschrift, oder man kann man sie unter www.uksv.ch bestellen.


Die Jubiläumskommission, von links: Robi Indergand, Bruno Aschwanden, Stefan Bissig, Peter Arnold, Sepp Schilter, Elias Bricker und Sepp Arnold.

Jubiläumskommission leistete zwei Jahre Arbeit
Für die 100-Jahr-Feierlichkeiten bestellte der Urner Kantonale Schwingerverband (UKSV) extra eine Jubiläumskommission. Diese hat in den vergangenen zwei Jahren die Festschrift verfasst und zusammen mit dem Schwingklub Schattdorf den Jubiläumsanlass vom kommenden Samstag vorbereitet.
In der Jubiläumskommission sind alle sechs Urner Schwingklubs sowie der Kantonalverband durch eine Person vertreten. Präsident der Kommission ist Robi Indergand (Schwingklub Erstfeld). Er kümmerte sich zusammen mit Sepp Schilter (Vizepräsident UKSV) und Bruno Aschwanden (SK Schattdorf) für die Organisation des Festanlasses. Für die Erstellung der Festschrift waren Peter Arnold (SK Altdorf), Sepp Arnold (SK Bürglen), Stefan Bissig (SK Altdorf) sowie Elias Bricker (SK Flüelen) verantwortlich.

feldwaldwiesenblogger

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