Die übertriebene Kritik an die ESAF 2022-Veranstalter ist nicht gerechtfertigt – ein Kommentar

Die Organisatoren vom letztjährigen «Eidgenössischen» in Pratteln atmen auf: Ein mögliches Finanzloch von 3.8 Millionen Franken konnte in letzter Minute gestopft werden. Gut so! Was sich aber um diese «Finanz-Geschichte» für Kritik und falschen Anschuldigungen auftürmte, ist nicht gerechtfertigt. Eine Auslege-Ordnung und ein Denkanstoss.

Text: Schwinger-Blog

Ein ESAF bringt so viele Unwägbarkeiten mit sich, dass eine schwarze «Null» am Ende fast eine Glückssache ist

Bild: schlussgang.ch

Die Schwingerfamilie brachte die Finanzen wieder ins Lot

Alt ESV-Obmann Mario John sagte vor einigen Tagen in der NZZ: «Jetzt hatten halt auch wir Schwinger mal einen schlechten Geschäftsgang, das ist weder ein Drama noch eine Katastrophe, das kommt in jeder Firma mal vor.» Genau, ein schlechter Geschäftsgang, aber keine Katastrophe. Die Schwingerfamilie war in der Lage, dank privaten Spenden und Verzichtserklärungen von Partnern ihre Finanzen wieder ins Lot zu bringen. Ich will die Finanz-Rettung vom ESAF 2022 nicht mit dem katastrophalen Geschäftsgang der Credit Suisse und deren UBS-Übernahme vergleichen. Einen Seitenhieb in Richtung CS kann ich mir aber trotzdem nicht verkneifen: Wo blieb da die Demut, wie sie die Schwinger kennen? Wo blieben da die gut schweizerischen Tugenden? Alles verloren gegangen… Einzig das «Suisse» erinnert noch an die Schweiz…

Keine einzige Wortmeldung an der AV

Die Medien sind am Werweissen, warum wohl an der Abgeordnetenversammlung (AV) vom vergangenen Wochenende nach Vortragen des ESAF-Schlussberichtes kein Abgeordneter das Wort ergriff. Es erstaunt tatsächlich, denn einige Abgeordnete haben in den Wochen und Monaten zuvor teilweise ziemlich unverblümt ihren Unmut kundgetan. Scheinbar haben sich aber diese Personen an die im vorigen Kapitel erwähnten Schwinger Tugenden besonnen und liessen Gnade vor Recht, respektive Demut walten.

Das Vertrauen ist die Basis

Meines Erachtens haben die ESAF-Organisatoren nichts falsch gemacht. Die längst bekannten Fakten, Umstände und Widrigkeiten lagen auf dem Tisch. Das OK hat jederzeit klar und transparent informiert. In diesem Zusammenhang kann ich nicht verstehen, dass gewisse Schwingerfreunde sich zu Kommentaren verleiten liessen wie: «Das Pratteler OK hat wohl noch reichlich abkassiert», oder: «Da ging etwas nicht mit rechten Dingen zu und her». Unfassbar! Das sind wohl «Schönwetter-Schwingerfreunde», die bei einem kleinen Gewitter gleich den Zweihänder hervornehmen. Ich für meinen Teil habe grosses Vertrauen in unsere meist ehrenamtlichen Organisatoren und deren tadellose Arbeit. Denn: Im Schwingsport ist es üblich, dass keine «Profis» in OK’s sitzen, so auch beim «Eidgenössischen» nicht. Einer der Einzigen im Sold, welcher während mehreren Jahren jeweils die Geschicke leitet, ist der ESAF-Geschäftsführer. Das gegenseitige Vertrauen bildet dabei die Basis für solide Arbeit.

Knacknuss Grösse

Und genau dies ist die Knacknuss: Die ehrenamtlichen Organisatoren stossen bei der schieren Grösse eines ESAF’s an ihre Grenzen. Ein Anlass in dieser Dimension würde auch gestandene Profi-Organisatoren vor eine grosse Herausforderung stellen. Es gilt so viele Unsicherheiten, nicht bekannte Grössen und das Wetter in die Planung miteinzubeziehen. Geschweige denn noch eine Corona-Pandemie, während der die Pratteler Organisatoren die Geschicke des ESAF’s vorantreiben mussten. Ein «Eidgenössisches» bringt so viele Unwägbarkeiten mit sich, dass eine schwarze «Null» am Ende fast eine Glückssache ist. Deshalb ziehe ich vor dem ESAF 2022-OK meinen Hut. Und lobe die Schwingerfamilie für das Zusammenstehen. Sie sorgten dafür, dass das fehlende Geld doch noch gefunden werden konnte. 

Warum Gratiskonzerte an ESAF’s?

Trotzdem dürfen sich der Eidgenössische Schwingerverband und Veranstalter künftiger ESAF’s Gedanken über einige Dinge machen. Einen Denkanstoss möchte ich an dieser Stelle mit auf den Weg geben: Gratis-Konzerte an ESAF’s gehören abgeschafft. Das ist ein Punkt, welchen ich und viele Schwingerfreunde nicht verstehen. Für die Arena bezahlt man einen ordentlichen Eintrittspreis, was völlig okay ist. Wieso aber müssen die Musikfreunde für Konzerte mit nationalen Stars nichts bezahlen? In jedem Konzertlokal in der Schweiz müsste man für diese Musiker einen ordentlichen Batzen hinlegen. Wenn man schon Mehreinnahmen generieren möchte, dann könnte man auch bei der Unterhaltung ansetzen.

Ein Gedanke zu “Die übertriebene Kritik an die ESAF 2022-Veranstalter ist nicht gerechtfertigt – ein Kommentar

  1. Emil Mettler schreibt:

    Man kann alles von 2 Seiten analysieren. Das Defizit ist und bleibt Tatsache. Und det Grössenwahn nimmt leider auch im Schwingsport kontinuierlich zu. Leider.

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