Joel Wicki ist der Topfavorit beim Innerschweizerischen Teilverbandsfest

Text: feldwaldwiesenblogger

Übermorgen Sonntag steht das Innerschweizerische Schwing- und Älplerfest, kurz ISAF genannt, auf dem Programm. Der Ehrentag der Innerschweizer, welcher dieses Jahr in Alpnach OW ausgetragen wird, sorgt im Vorfeld für viel Spannung. Allerdings wurde die Vorfreude durch den tragischen Sturz von Matthias Glarner getrübt. Von einer Gondel zwölf Meter hinuntergefallen und dabei „nur zwei operierbare“ Verletzungen erlitten, grenzt an ein Wunder. Ich wünsche dem sympathischen Schwingerkönig aus dem Berner Oberland alles Gute und vollständige Genesung! Und vor allem hoffe ich, Mätthel wieder im Sägemehlring schwingen zu sehen.

Solche Hiobs-Botschaften lassen einen kurz verstummen und führen vor Augen, wie unwichtig in solchen Momenten doch sportliche Siege, Kränze oder Niederlagen sind. Viel wichtiger ist die Gesundheit. Denn ohne diese ist im Leben alles andere zweitrangig.


In Alpnach wartet ein herrliches Festgelände samt Arena auf die Schwingerfreunde
Bild: 111. Innerschweizer Schwing- und Älplerfest 2017 (Facebook)

Trotzdem: The Show must go on
Zum Glück ist Glarner nichts Schlimmeres passiert. So darf morgen Samstag beim Bündner-Glarner und dann übermorgen Sonntag beim Appenzeller Kantonalen und beim ISAF die Show ohne grössere Bedenken weitergehen. In Alpnach ist man bereit. Eine herrliche Arena für 10’000 Zuschauer wurde errichtet und ringsherum befindet sich ein stimmungsvolles Schwingerdorf. Für das leibliche Wohl wird gesorgt sein und die musikalische sowie urchige Unterhaltung wird auch nicht zu kurz kommen.

Joel Wicki ist Topfavorit
Joel Wicki steigt am Sonntag als Topfavorit in die Alpnacher Schwingerarena. Sein bisheriger Saisonverlauf lässt keinen anderen Schluss zu. Bei den Frühjahrsschwingfesten zeigte der Sörenberger ein starkes Comeback. Die beim letztjährigen Schwägalp-Schwinget zugezogene Verletzung hatte der 20-Jährige gut überstanden. Dennoch zeigte sich, dass auch Wicki nicht vor Überraschungen gefeit ist. Das beste Beispiel dafür war der Bad-Schwinget vom 23. April in Wolhusen. Souverän erreichte der Schwinger vom Schwingklub Entlebuch den Schlussgang. In diesem brachte er den Kottwiler Michael Müller mehrmals an den Rand einer Niederlage. Dennoch konnte Müller eine Unachtsamkeit Wicki’s ausnützen und den Schlussgang für sich entscheiden.
Sein Trainier Daniel Hüsler liess am Frühling im BLICK verlauten: „Joel hat in den letzten Monaten während und nach der Sportler RS in Magglingen gemeinsam mit Remo Käser derart viel im Kraft- und Konditionsbereich gearbeitet, dass er schon fast in ein Übertraining gelaufen ist. Und im Sägemehl mangelt es ihm bei den Schwüngen noch an der letzten Präzision.“

Gestärkt aus den Frühjahrschwingfesten in die Kranzfestsaison
Trotz den leichten Unsicherheiten und dem angesprochenen Übertraining stieg Joel Wicki gestärkt und mit viel Selbstbewusstsein in die Kranzfestsaison. Nicht umsonst stand der kräftige Sennenschwinger in drei Schlussgängen und gewann der Reihe nach das Ob- und Nidwaldner Kantonale, den Stoos-Schwinget und das Basellandschaftliche Kantonalfest. Vor allem bei den beiden letztgenannten Kranzfesten zeigte der mittlerweile vierfache Kranzfestsieger praktisch keine Schwächen und gewann jeweils in überzeugender Manier. Diese starken Leistungen brachten dem Sörenberger Platz eins in der SCHLUSSGANG-Jahreswertung ein.

Wicki’s Stern ging 2015 beim Schwarzsee-Schwinget auf
Joel Wicki’s Stern ging beim Schwarzsee-Schwinget 2015 so richtig auf, als er diesen doch ziemlich überraschend für sich entscheiden konnte. Damals und anschliessend wurde der 182 Zentimeter und 105 Kilogramm schwere Athlet öfters von Schwingexperten wegen seiner einseitigen Schwingweise kritisiert. Ihm wurde vorgehalten, dass er den Sieg meist nur mit Kurz sucht. Da mag etwas dran sein. Aber: Wicki schwang 2015 und 2016 bis zu seiner Verletzung zweifellos stark (acht respektive fünf Kränze). Es zeigte sich aber auch, dass er dann und wann mit dem einen oder anderen gestellten Gang ausgebremst werden konnte. Ein Beispiel dafür ist das letztjährige Innerschweizerische, wo ihm beim Anschwingen „die lösbare Aufgabe“ Johann Borcard einen Gestellten anhängen konnte. Man darf aber auch nicht vergessen, dass Wicki Jahrgang 1997 hat. Also erst 20-jährig ist. So einem Jungspund sollte man also noch nicht seine Schwingweise vorhalten, da dieser immer noch in der sportlichen Entwicklung steckt.

Das schwingerische Repertoire erweitert
Was in dieser Saison aber auffiel: Joel Wicki hat sein schwingerisches Repertoire erweitert. Neben seinem gefürchteten Kurzzug kamen nun auch der innere Haken oder der Übersprung hinzu. Seine variantenreichere Schwingweise macht den Sörenberger noch gefährlicher und deswegen unberechenbarer. Dies zeigte sich, wie erwähnt, zuletzt auf dem Stoos oder in Oberdorf beim Basellandschaftlichen. Da war gegen ihn praktisch kein Kraut mehr gewachsen.

Christian Stucki und Daniel Bösch sind die stärksten Gäste
Beim Seeländischen und Mittelländischen Gauverbandsfest war gegen Christian Stucki auch kein Kraut gewachsen. Beim ISAF hängt meines Erachtens viel davon ab, wie der Seeländer Hüne „zwäg“ ist und ob ihn die Einteilung „auszubremsen“ weiss. Sonst droht die Gefahr, dass der sanfte Riese durchzieht. Ob ihn Joel Wicki stoppen könnte?
Bei Daniel Bösch scheint die Gefahr geringer. Denn diesem wurde unlängst (wieder) aufgezeigt, dass er im Nordostschweizer Teilverband hinter Sämi Giger und Armon Orlik (nur noch) die Nummer drei ist. An einem guten Tag ist für den 130 Kilogramm schweren St. Galler einiges möglich. Dennoch: Wicki traue ich einen Sieg über Bösch zu.


Joel Wicki, die Nummer eins der Innerschweizer
Bild: joelwicki.ch

Aus einem Jahrhundert-Talent reift nun ein absoluter Spitzenschwinger heran
In einem Blogbeitrag vom 26. Juni 2015 thematisierte ich ebenfalls den Sörenberger: Joel Wicki: Ein Jahrhundert-Talent? Das war damals kurz nach dem sensationellen Schwarzsee-Sieg. Dass der gelernte Baumaschinenmechaniker ein Riesentalent ist, weiss mittlerweile jeder Schwingerfreund. Nun reift er zu einem absoluten Spitzenschwinger heran. Dieser Reifeprozess ist spätestens seit diesem Frühling bemerkbar. Schwang er 2015 noch ungestüm und erwischte mehrere Topcracks quasi auf dem linken Fuss, gehört er inzwischen zu den „Gejagten“. Seit den drei 2017er-Kranzfestsiegen und Christian Schuler’s verletzungsbedingter Abwesenheit wird Wicki nun als Nummer eins der Innerschweizer gehandelt. Der „Noch-nicht-Eidgenosse“ aus dem Sörenberg gilt als grosse Innerschweizer Hoffnung. Und zwar nicht nur am nächsten Sonntag. Sondern auch an zukünftigen Grossanlässen, wie beispielsweise dem Ende August stattfindenden Saisonhöhepunkt Unspunnen-Schwinget.

feldwaldwiesenblogger

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